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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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…«
    »Die Zisterzienserinnen.«
    »Wenn die nicht alles vom einen Ende des Gebäudes zum anderen gewuchtet haben, gab es noch einen weiteren Eingang. Sind Sie sicher, Sie haben da oben nichts weiter gesehen, eine versperrte Tür beispielsweise?«
    Mary dachte angestrengt nach und rief sich die beiden Räume in Erinnerung. Sie sah den Ofen vor sich und die große Feuerstelle, Schränke und offene Regale, aber an den Wänden war nichts Ungewöhnliches gewesen. »Nein. Ich meine, ich erinnere mich an keine Tür. Dessen bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Dann gab es wohl von draußen einen Eingang in diesen Keller. Einen Tunnel oder einen Schacht, groß genug für Säcke und Fässer.«
    »Und für uns?«
    »Stimmt.«
    »Und wir müssen versuchen, ihn zu finden.«
    »Genau. Das wird an einer der beiden Außenmauern sein, wenn wir uns nicht irren.«
    Da es hier unten keine Lichtquelle gab, erfolgte die Suche notwendigerweise durch Tasten. Nachdem sie die Wand vorsichtig lokalisiert hatten, die ihrer Meinung nach eine der Außenmauern sein musste, befingerten sie diese vom Boden bis zur Decke, in der Hoffnung, hier auf eine Tür oder ein Gitter zu stoßen. Anfangs stellte Mary sich noch vor, sie würde mit ihren Händen in Spinnennetze greifen oder etwas Glitschiges berühren. Aber nichts dergleichen geschah, und das raue, kalte Backsteinmauerwerk wirkte angenehm betäubend. Viel schlimmer war die nagende Angst, dass es Holland nicht gut ging und die Verletzungen, die er erlitten hatte, schwerer waren, als er zugab. Was geschähe, wenn er zusammenbrach und sie ein weiteres Mal allein an diesem dunklen Ort wäre? Wie würde sie sich um ihn kümmern können? Wäre sie in der Lage, allein nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen? Und was wäre, wenn …
    Auf einmal merkte sie, dass sie am Ende der Wand angelangt war und keine Tür gefunden hatte.
    Die Untersuchung der zweiten Außenmauer stellte sich als schwieriger heraus, weil gestapelte Holzkisten davorstanden. Diese mussten sie möglichst lautlos und so bewegen, dass sie nicht neuerlich zum Hindernis wurden. Langsam und ganz vorsichtig fanden Mary und Holland alle Kisten und stellten sie beiseite. Dann schoben sie sich wieder vorsichtig bis zur Wand.
    Danach sahen sie sich noch mit einem weiteren Hindernis konfrontiert: einem hohen, nicht sehr tiefen Schrank. Nachdem sie sichergestellt hatte, dass sämtliche Töpfe und Flaschen entfernt waren, ging Mary einen Schritt zur Seite, damit Holland das Hindernis ein Stück weit vorziehen konnte. Glücklicherweise ging dies verhältnismäßig lautlos vonstatten.
    Als Mary genügend Platz hatte, inspizierte sie als Erste die hinter dem Schrank zum Vorschein gekommene Wand. »Oh, hier ist sie!«, flüsterte sie triumphierend. »Hier gibt es in der Tat eine Tür oder so etwas in der Art, aber nicht sehr groß.«
    Sie spürte, wie Holland sich über sie beugte, und hörte seine Mantelknöpfe an der Wand entlangstreifen. Sie griff nach oben und führte seine Hand über eine raue, aber eindeutig hölzerne Oberfläche. Nachdem der Schrank nochmals angehoben und zur Seite gewuchtet worden war, knieten sie sich beide hin, um die Fundstelle genauer zu begutachten.
    »Ich kann etwas Kleines ertasten, vielleicht ist das ein Schlüsselloch«, sagte Mary, »aber mehr nicht. Wie geht das auf?« Sie nahm ein schabendes, schleifendes Geräusch wahr. »Was machen Sie da?«
    »Ich … versuche … sie … aufzubrechen.«
    »Oh, haben Sie es geschafft? Gut gemacht.«
    »Das Holz ist dick«, erklärte ihr Holland, während er an der Türkante entlangtastete, wo er einen Teil des Schlosses herausgerissen hatte, »aber ziemlich verfault.« Er fand ihre Hand und gab ihr etwas Hartes und Schweres. »Halten Sie das mal bitte?«
    Sie schreckte zurück, als sie die scharfe Kante spürte. »Was ist das?«
    »Ein Messer natürlich. Ich möchte es im Dunkeln nicht verlieren, aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht schneiden. Und jetzt … bitte schön.« Die uralten Scharniere ächzten, als er die Tür mit Gewalt vollständig öffnete.
    Unmittelbar danach nahmen sie intensiven Modergeruch wahr. »Das wird sich bessern, sobald am anderen Ende des Gangs die Tür geöffnet ist«, versicherte ihr Holland. »Ich mache das jetzt mal. Bin gleich wieder zurück.«
    »Ja, viel Glück«, sagte Mary. Sie gab ihm das Messer zurück, woraufhin er lachte und fragte, ob sie glaube, ihm würde auf dem Weg jemand begegnen.
    Ich wünschte mir, Sie hätten das nicht gesagt ,

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