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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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hinzusetzen. »Zur Hölle noch mal … was … Miss Finch?«, fragte er benommen.
    »Oh«, hauchte Mary und umfasste seinen Arm. »Gott sei Dank! Sind Sie schwer verletzt?«
    Er seufzte abermals und antwortete dann: »Nein, ich glaube nicht, aber … wo sind wir denn?«
    »Pssst, die können uns vielleicht hören. Wir sind unterhalb der Vorratskammer.«
    »Im Haus Ihres Onkels?«
    »Ja.«
    »Was?«
    » Ja und bitte , sie sind alle noch da oben.«
    »Aber Miss, wenn ich Sie kaum verstehen kann, wird Ihre Stimme wohl nicht bis nach oben dringen. Erzählen Sie mir, was passiert ist. Geht es Ihnen gut?«
    Sie versicherte ihm, dass es ihr ganz gut ginge, und erklärte rasch, was geschehen war, wobei sie einige ihrer lebhaftesten Angstfantasien unterschlug. Sprechen half ihr, wieder Selbstvertrauen zu gewinnen, und sie verschwendete nun keinen Gedanken mehr an Geister. »Sind das Räuber? Haben Sie sie gesehen?«
    »Nein. Ich war im Stall, etwas hat das Pferd erschreckt, und als ich mich umdrehte, stand da jemand, aber er muss mich niedergeschlagen haben, denn meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich schon hier war.«
    »Wie konnten die Räuber von diesem Keller wissen? Glauben Sie, sie kommen und gehen, wie es ihnen gerade passt?«
    »Nun«, sagte Holland langsam, »das Haus steht schon seit ein paar Wochen leer. An einen Schlüssel zu kommen, wie den, den Sie gefunden haben, ist ja nicht schwer.«
    »Oh, aber den habe ich ja gar nicht dort gefunden«, erwiderte Mary und wünschte sich sogleich, sie hätte lieber den Mund gehalten.
    »Was? Wie …«
    »Er hing an Mr. Traceys Uhrenkette«, gab sie nun zu und spürte, wie ihr Begleiter verwirrt innehielt. Sie ließ seinen Arm los. »Ich dachte, er könne wichtig sein, und das war er ja auch. Ich … Sie waren so erbost wegen der Uhr, da wollte ich Ihnen nicht auch noch von dem Schlüssel erzählen.«
    »Ich war nicht erbost «, widersprach er, »aber von all den … Gibt es sonst noch was , das Sie mir nicht sagen wollten?«
    »Nein.«
    Hierauf folgte eine spannungsgeladene Stille. Dann seufzte Holland und fluchte leise. »Nun, egal. So wie die Dinge stehen, bringt es jetzt nichts zu streiten. Tut mir leid, dass ich Sie angefaucht habe.«
    Seine Worte intensivierten ihr Reuegefühl. Ihr Verhalten erschien ihr jetzt lächerlich, sogar kindisch, obgleich sie sich vorher für geistreich gehalten hatte. Demütig fragte sie ihn nun, was die Räuber seiner Meinung nach wohl mit ihnen vorhätten.
    »Sieht nicht so aus, als ob sie das schon wüssten. Es wäre ein Leichtes für sie gewesen, uns um die Ecke zu bringen, und sie haben auch nicht versucht herauszubekommen, warum wir hier sind. Möglicherweise wollen sie, dass wir etwas Bestimmtes nicht mitbekommen, und haben beschlossen, uns so lange an einen sicheren Ort zu bringen.«
    »Und dann werden sie … uns freilassen?«, fragte Mary hoffnungsvoll.
    »Vielleicht.«
    Sie hörte, wie er sich erhob. »Was haben Sie vor?«
    Er antwortete ihr nicht sofort, sondern atmete erst ein paarmal tief durch. »Noch nichts, aber ich werde einen Weg hier heraus finden.«
    »Aber es gibt hier doch nur die Bodenklappe, oder?«, rief sie und ängstigte sich, man könne oben hören, wie er umherging. »Deshalb hat man uns doch hierhergebracht.«
    »Das glauben sie zumindest«, korrigierte er sie, »aber vielleicht haben sie etwas übersehen. Wie Sie selbst schon sagten: Man kann nie wissen.«
    »Ja«, stimmte sie ihm schüchtern zu. »Kann ich … irgendwie helfen?«
    Er war dankbar, dass sie Reue zeigte, bezweifelte allerdings, diese könne von Dauer sein. »Was geschah, als die Sie hier herunterbrachten? Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    »Nein, ich konnte nur die ersten Stufen sehen«, erklärte sie ihm bedrückt.
    Aber selbst diese Information war hilfreich, und deshalb fragte er noch genauer nach. Wo befand sich die Treppe? In welcher Richtung lagen die Außenmauern des Hauses? Konnte sie sich an eine Tür oder ein Fenster in der Küche oder der Vorratskammer erinnern, abgesehen von der Tür zwischen den beiden Räumen?
    Sie gab ihm so gut sie konnte Auskunft. »Glauben Sie, die könnten hier herunterkommen … zur Kontrolle?«
    »Nein.« Er war wieder still. »Es sieht nicht so aus, als ob man ursprünglich Vorräte aus der Küche und der Vorratskammer hereingebracht und dann nach hier unten geschafft hat. Und der ehemalige Eingang ist am anderen Ende des Gangs.Wenn die Nonnen - wie nannten Sie sich noch gleich? Die Schwestern

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