Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
Vom Netzwerk:
will.«
    Allerdings hielt Mrs. Tiptons Bereitschaft, Holland alles erklären zu lassen, sie nicht davon ab, Stichworte und Kommentare einzuwerfen oder weitere Fragen zu stellen. Dessen ungeachtet gelang es Holland indes, einen einigermaßen verständlichen Bericht abzuliefern. »Sie sind also durch einen alten Versorgungsgang geflohen«, bemerkte Mrs. Tipton. »Davon habe ich noch nie etwas gehört. Das war sehr kühn von Ihnen, junger Mann. Aber wenn wir von unseren Offizieren keine Kühnheit erwarten können, was für eine Hoffnung bleibt uns dann? Mr. Cuff, gleich morgen früh werden Sie unsere Kellerräume gründlich prüfen. Sollten Sie auf etwas Ähnliches stoßen, möchte ich, dass Sie diesen Gang auf der Stelle verschließen.«
    »Jawohl, Missis, gleich morgen.«
    »Und danach müssen Sie umgehend nach Woolthorpe Manor fahren, um Mr. Somerville über dieses Verbrechen in Kenntnis zu setzen.«
    »Es tut uns leid, dass wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten«, sagte Mary.
    »Für mich sind das keine Unannehmlichkeiten«, entgegnete Mrs.Tipton, »und Mr. Cuff kann etwas Bewegung gut gebrauchen. Eine bewaffnete Bande von Banditen - Räuber vermutlich, die es auf das Silber Ihres Onkels abgesehen haben.«
    »Es könnten auch Schmuggler gewesen sein.«
    »Schmuggler, Banditen, zwielichtige Halunken«, sagte Mrs. Tipton verächtlich. »Was sagen Sie dazu, Mr. Cuff? Ich vermute, Sie haben durchaus eine Ahnung davon, was da bei Neumond vor sich geht.«
    Cuff setzte empört eine Unschuldsmiene auf, was Mrs.Tipton allerdings ungerührt ließ. »Mr. Cuff«, erklärte sie, »geht nämlich wildern, obwohl ich ihn immer wieder davor gewarnt habe. Er weiß, wenn er erwischt wird, kann ich mich nicht für ihn verwenden. Und ich bin mir sicher, der eine oder andere seiner Kumpane tut auch andere illegale Dinge, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.«
    »Aber Missis«, protestierte Cuff, »ich schwöre, keiner von ihnen würde eine junge Lady schlecht behandeln«, und nickte dabei Mary zu, »oder einem braven Kerl, wie dem armen Captain hier, einen Schlag auf den Kopf versetzen.«
    »Die machen da doch keinen Unterschied«, sagte Mrs.Tipton. »Erst versetzen sie den Hasen einen Schlag auf den Kopf, und wenig später machen sie das Gleiche mit Offizieren der Artillerie. Ich nehme an, sie werden uns auch an die Franzosen verraten, und der Mob macht sich daran, anständige Leute auszurauben und nennt das Ganze eine Revolution.«
    Holland kräuselte die Stirn, bemerkte jedoch lediglich, er würde gerne mit dem Friedensrichter sprechen.
    »Das verwundert mich nicht«, meinte Mrs. Tipton. »Ja, ja, er ist wohl erpicht drauf, die Halunken zu erwischen. Dieser Herr hier hat zwar keine politischen Ansichten, hetzt aber von einem Kaff zum anderen, immer den Banditen hinterher. Nun, was halten Sie von alledem, Miss Finch? Was haben Sie hier vor? Als Erstes müssen Sie natürlich zum Grab Ihres Onkels gehen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.«
    Mary bestätigte, dass sie dies vorhabe.
    »Mr. Hunnable wird bestimmt seine Aufwartung machen, und vermutlich kann Mr. Somerville Sie über die rechtlichen Dinge in Kenntnis setzen. Nun ja«, fuhr Mrs. Tipton fort, »Sie scheinen ein anständiges Mädchen zu sein. Wie sagten Sie noch gleich ist Ihr Vorname? Mary? Hm. Ein wenig altmodisch, aber daran lässt sich wohl nichts ändern. Um Sie beide muss man sich jetzt etwas kümmern. Peggy, schau doch nach, was vom Abendbrot noch übrig ist, und gib Holland einen Drink. Gin haben wir leider keinen da, aber vielleicht stellt ihn auch ein Rumpunsch zufrieden, und für Miss Finch heiße Milch. Weck aber bloß Pollock nicht auf. Diese Frau würde noch beim Klang der Posaune des Jüngsten Gerichts weiterschlafen, wenn sie jedoch einmal zu einer solchen Unzeit aufstehen muss, hört sie nicht mehr auf, sich zu beklagen. Also, kümmere dich selbst darum. Sind die Gästezimmer gemacht?«
    Peggy blickte sie entgeistert an. »Aber Ma’am, die Kammern hab ich nach dem Besuch von Mr. und Mrs. Arthur abgeschlossen, weil Sie doch sagten, die Hunde sind immer auf den Betten.«
    »Stimmt. Diese frechen Bengel. Du musst alles wieder zurechtmachen. Helfen Sie ihr doch bitte, Mr. Cuff. Holen Sie etwas heißes Wasser und natürlich Handtücher.«
    Mrs.Tipton blickte Holland fest an, als wollte sie als Nächstes ihm einen Befehl erteilen, aber er bot sich schnell von selbst an, das Pferd in den Stall zu bringen.
    »Selbstverständlich wird Mr. Cuff Sie zu den Stallungen

Weitere Kostenlose Bücher