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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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eingetroffen.«
    »Wirklich?«, rief Sir William aus, und seine düstere Miene hellte sich augenblicklich auf. »Schicken Sie ihn sofort rein. Und bringen Sie noch ein paar Kerzen. Hier kommt man sich ja vor wie in einer verdammten Gruft!«
    »Sehr wohl, Sir.« Mit sicherer Hand, die er unter Sir Williams Ellbogen schob und die nur geduldet wurde, weil Jeffries schon lange Jahre in seinen Diensten stand, half er ihm auf.
    »Da bist du ja, Bobs«, rief Sir William aus, als Holland ins Zimmer trat und um einiges entspannter aussah als in den vergangenen Tagen. »Wie geht es dir? Schön, dich wieder zu Hause zu haben.«
    »Danke, Sir. Ich bin immer wieder gerne hier.«
    Storey’s Court war in der Tat Hollands Zuhause, sofern er überhaupt eines hatte. Dennoch gab es, abgesehen von der herzlichen Begrüßung, wenig, das auf Familienbande zwischen ihm und Sir William hindeutete. Die Armitages waren meist klein und blond, während die Hollands, wenn Robert nicht völlig aus der Art schlug, dunkelhaarig und von größerer Statur waren. Als junger Mann hatte Sir William sich einer gewissen Drahtigkeit erfreut, aber mittlerweile konnte man seine Gestalt fast als zierlich beschreiben, und in Gesellschaft seines jüngeren Neffen sah er noch gebrechlicher aus.
    Holland hingegen meinte, Sir William sei offensichtlich bei guter Gesundheit. »Und ich hoffe, der Rest der Familie ist ebenfalls wohlauf?«
    »Oh, uns geht es wie immer. Anne und die Mädchen sehen aus wie das blühende Leben, und mich plagt ein wenig das Alter . Aber du, mein Junge«, fügte Sir William hinzu, nachdem sie sich gesetzt hatten, »du siehst ganz schön mitgenommen aus.«
    Holland erwiderte, es sei nichts weiter, nur ein kleines Abenteuer, und Sir William drängte nicht auf eine weitere Erklärung. Es interessierte ihn jedoch, von Hollands Abstecher nach Lindham zu erfahren. »Was hat dich denn dorthin verschlagen - oder ist meine Frage indiskret?« Er wies Jeffries an herauszufinden, ob vom Abendessen noch etwas übrig sei.
    »Nein, Sir«, erwiderte Holland. »Ich wurde in Suffolk nur länger als erwartet aufgehalten. Jeffries sagte mir, Lady Armitage sei verreist. Ist sie nach London gefahren?«
    Sir William wirkte leicht verlegen, als er erklärte, seine Frau und die älteste Tochter seien zu Besuch bei ihren Nachbarn, den Moltons. »Du erinnerst dich sicher an den alten Tom Molton. Nur ein kurzer Besuch, nehme ich an … Ah, da kommt das Essen schon«, fügte er erleichtert hinzu, als der Butler in Windeseile mit einem großen Tablett zurückkehrte.
    »Ich bin doch allein gekommen, Jeffries«, sagte Holland, als dieser ihm eine große Auswahl an Gerichten hinstellte. »Das ist ja genug, um eine ganze Kompanie zu verpflegen.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Jeffries und hob einen Deckel nach dem anderen schwungvoll hoch. »Und Sir«, fuhr er an Sir William gerichtet fort, »Miss Charlotte lässt höflich anfragen …«
    »Das ist absolut skandalös «, rief besagte junge Dame empört dazwischen, schob sich ungestüm an Jeffries vorbei und schlang ihre Arme um Holland, noch bevor dieser aufstehen und sie begrüßen konnte. »Papa«, schalt sie, »wie kannst du Bobs hier einfach in Beschlag nehmen, wo du doch wusstest, dass ich es gar nicht erwarten konnte, ihn endlich wiederzusehen.«
    »Unsinn«, erwiderte Sir William zärtlich, »und würge ihn nicht so wild. Das tut dem Stuhl nicht gut, und dem Hals deines Cousins erst recht nicht.«
    »Tut mir leid, Sir«, erklärte Jeffries. »Miss Charlotte hat mich abgefangen.«
    »Ja, ja, und sie hat die Neuigkeit aus Ihnen herausgekitzelt. Nur gut, dass in diesem Haus keiner auf Geheimhaltung verpflichtet ist.«
    »Warum soll es denn vor mir geheim gehalten werden, wenn Bobs nach Hause kommt?«, protestierte Charlotte.
    »Das ist kein Geheimnis, es geht mir ums Prinzip«, erwiderte Sir William in keineswegs scharfem Ton. »Nun setz dich hin und lümmel nicht in dieser absurden Weise auf dem Stuhl herum. Willst du, dass Robert dich für eine Amazone oder ein Flittchen hält, das nicht weiß, wie man sich anständig benimmt?«
    Charlotte setzte sich mit trotziger Miene. Sie sah eher hübsch als schön aus und würde wohl auch eher zu einer hübschen als einer schönen Frau heranwachsen. Ihre sandfarbenen Locken waren ein wenig zu dunkel, um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen, und auf dem Nasenrücken hatte sie jede Menge Sommersprossen, die ihre Mutter mit Zitronensaft zu bekämpfen versuchte. Darüber hinaus

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