Miss Meermaid steht zur Wahl
zurück mit Bella verabredet«, warf Elaine mit zuckersüßem Ton
dazwischen.
»Sie sollten aufpassen, daß bei
Ihnen die Milch der frommen Denkungsart nicht mal überläuft und Löcher in das
Schaumgummipolster Ihres BH frißt, Elaine«, hielt ich ihr vor. Damit faßte ich
Bella am Arm und führte sie zu dem Theater hinaus.
Der als Portier verkleidete
Schauspieler beschaffte uns ein Taxi und streckte seine Hand vielsagend aus,
als ich im Begriff stand, zu Bella einzusteigen. Ich ergriff sie und schüttelte
sie heftig, dann schleuderte ich sie fort. Er drehte sich um, um zu sehen, in
welche Richtung sie flog. Inzwischen schlug ich die Tür zu und befahl dem
Fahrer, loszufahren. Das letzte, das ich von Dominic Ludd sah, war, wie er am Bordstein stand und Worte hinter mir herrief, die ich ihm
in ungereinigter Fassung deutlich von den Lippen ablesen konnte.
Wir erreichten das Hotel, ich
bezahlte das Taxi und brachte Bella in ihr Zimmer hinauf.
»Kommen Sie für einen
Augenblick hinein, Danny«, sagte sie eifrig. »Ich habe Ihnen etwas sehr
Wichtiges zu erzählen.«
»Etwas über Ihre Körpermaße?«
fragte ich ohne wirkliche Hoffnung.
Ich folgte ihr in das Zimmer
und sah ihr zu, wie sie die Tür sorgfältig schloß und den Schlüssel im Schloß
umdrehte. Sie sah mich an, als ob wir beide jeden Augenblick bereit wären, das
Weiße Haus in die Luft zu sprengen, sobald ein mysteriöser Mr. X das richtige
Stichwort gab.
»Glauben Sie, daß sie uns hier
belauschen können?« flüsterte sie.
»Kein Gedanke«, antwortete ich
ungehalten. »Die glauben bestimmt, daß sich bei Ihnen lauschen nicht mehr
lohnt.«
»Dann kann ich also unbesorgt
sprechen?« fragte sie.
»Wenn Sie sich damit beeilen,
können Sie unbesorgt sein.«
Sie atmete tief ein. »Ich habe
gelogen.«
»Wobei?«
»Ich log, als ich sagte, ich
hätte den Mörder nicht erkannt.«
»Warum?« Ich starrte sie
fassungslos an.
»Weil ich genau wußte, es würde
mir keiner glauben. Ich nahm an, wenn ich seinen Namen nannte, und er erfuhr,
daß ich ihn erkannt hatte, würde ihn nichts davon abhalten, mich kaltzumachen,
ehe ich Gelegenheit hatte, mit der Polizei zu sprechen.«
»Das ist ein ganz verdammter
Unsinn, Schatz«, sagte ich erschöpft. »Wollen Sie nicht aufhören, wie ein
Privatdetektiv aus den Comics zu sprechen, und sich klar und verständlich
ausdrücken? Wer war der Mörder, den Sie sahen?«
»Duval, selbstverständlich, wer
sonst?«
»Die Garderobentür war von
innen verschlossen. Wie kam er hinaus?«
»Durch das Fenster«, antwortete
sie ungeduldig. »Es führt auf eine Sackgasse hinter dem Theater. Ist Ihnen denn
nicht einmal aufgefallen, daß das Fenster offenstand?«
»Während Sie splitternackt
dasaßen?« protestierte ich. »Sie unterschätzen sich, Schatz.«
»Was wollen Sie wegen Duval
unternehmen?« fragte sie.
»Das soll wohl heißen, was
werden Sie seinetwegen unternehmen. Die Polizei benachrichtigen?«
»Haben Sie den Verstand
verloren?«
»Warum wollen Sie die Polizei
nicht informieren?« hielt ich ihr entgegen. »Wenn Duval heute abend versucht
hat, Sie zu ermorden, ergibt sich daraus, daß Sie nicht das Starmodell seiner
Agentur sind. Was können Sie also verlieren, wenn Sie zur Polizei gehen?«
»Sie sind der dümmste Mann, dem
ich je begegnet bin«, entgegnete sie leidenschaftlich. »Wollen Sie denn nicht
den Ruhm, den Mörder ganz allein unschädlich zu machen?«
»Nein«, entgegnete ich
offenherzig.
Sie wandte sich mit einer
heftigen Bewegung von mir ab und drehte mir den Rücken zu. Vor Wut zitternd
stand sie da. »Ich habe mich in Ihnen getäuscht, Mr. Boyd«, sagte sie mit
abweisender Stimme. »Ich hielt Sie für echt, für einen Privatdetektiv, der Mumm
hat. Nun, wir haben uns wohl nichts weiter zu sagen. Gehen Sie also.«
Daraus wurde mir
offensichtlich, daß Danny Boyd im Augenblick hier unerwünscht war, und darum
ging ich.
Es war auf die Sekunde halb
elf, als ich an Helen Richmonds Tür im Styx anklopfte. Ich überlegte, ob
ein brillanter Satz zur Eröffnung des Dialogs, wie etwa: >Hier bin ich, der
Star im Styx<, die Atmosphäre etwas erwärmen würde, konnte mich aber
nicht dazu entschließen.
Sie öffnete die Tür und sah mich
an, als ob ich einer ihrer Badeanzüge wäre, der ihr mit einer Reklamation
vorgelegt wurde.
»Wenigstens pünktlich. Das ist
schon etwas«, sagte sie kühl. »Kommen Sie herein.«
Ich folgte ihr in den Raum, der
das Wohnzimmer einer Suite war, bemerkte den
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