Miss Meermaid steht zur Wahl
Getränkeschrank ohne wirkliche
Hoffnung, daß sie mir einen Drink anbieten würde. Dann betrachtete ich Helen
selbst. Sie trug ein Negligé aus blauem Nylontrikot, diesem Zeug, von dem man
glaubt, man könne hindurchsehen, doch wenn man näher hinsieht, kann man es
nicht. Es hat jedoch einen Vorteil, es schmiegt sich an, und Helen besaß die
Art Figur, die in der gleichen Weise auf anschmiegsamen Stoff reagiert wie ich.
»Setzen Sie sich«, sagte sie
unvermittelt.
Ich setzte mich auf die Couch,
und sie nahm mir gegenüber in einem Sessel Platz. Sie musterte mich in der
gleichen scharfen Weise, wie ich sie, aber ich vermutete, daß ihre Reaktion
erheblich anderer Natur war.
»Nur des Interesses halber«,
begann sie kühl, »und ehe ich Sie hinauswerfe, möchte ich gern wissen, was Sie
getan haben, um auch nur einen Teil der tausend Dollar zu verdienen, die ich
Ihnen in New York bezahlte.«
»Durch Alkohol bekomme ich
einen kristallklaren Verstand«, informierte ich sie. »Ein Glas würde genügen,
um die Schleusen zu öffnen.«
»Mit diesen tausend Dollar
können Sie es sich leisten, Ihre Drinks selbst zu bezahlen«, erwiderte sie
spitz. »Aber jetzt Ihre Antwort. Nichts also.«
Ich stand auf, zog meine Jacke
und meine Krawatte aus und begann mein Hemd aufzuknöpfen. Sie sah mir mit
wachsender Unruhe in den Augen zu. »Wenn Sie damit nicht sofort aufhören, rufe
ich die Polizei«, sagte sie nervös.
Als ich den letzten Knopf
geöffnet hatte, zog ich mein Hemd auseinander und zeigte ihr das blauschwarze
Muster, das sich um meinen Solar Plexus gebildet hatte.
»Dies handelte ich mir in der
Erfüllung meiner Pflichten ein«, erklärte ich. »Unmittelbar nach der
Entscheidung für das Halbfinale. Als ich danach hier ins Hotel zurückkam,
warteten in meinem Zimmer zwei Kerle auf mich. Der eine nannte sich Hal und der
andere Charles. Sie übergaben mir eine Nachricht für Sie: Sagen Sie die
Schönheitskonkurrenz ab, oder... Sie wollten beweisen, daß sie jedes ihrer
Worte ernst meinten, und bearbeiteten deshalb ein bißchen meinen Solar Plexus.«
Ich knöpfte mein Hemd wieder
zu. »Als ich dann heute abend auf Wachtposten vor den Garderoben der Mädchen
stand, kam Myers und sagte, im Büro des Managers wäre ein Telefonanruf für
mich, von einem Mann namens Hal, und er hätte gesagt, es wäre dringend. Ich
nahm das Gespräch also an, und Hal wiederholte seine Drohung. Wenn der
Wettbewerb fortgesetzt würde, würde ein weiteres Mädchen ermordet. Wenn Sie die Schlußkonkurrenz durchführten, würden noch zwei
Mädchen sterben. Der Bursche ist wirklich großzügig.«
»Können Sie nichts Besseres als
das erfinden?« fragte sie verächtlich.
»Wenn ich mir große Mühe gebe,
könnte ich mir zur Ausschmückung noch einiges aus den Fingern saugen«,
erwiderte ich. »Sie engagierten mich in New York, um als Preisrichter bei Ihrem
Badeanzug-Wettbewerb mitzumachen und dafür zu sorgen, daß dabei nicht geschoben
wird. Wenn Sie wirklich nur einen Mann gebraucht hätten, der verhindern sollte,
daß jemand eine krumme Tour versucht, hätten Sie irgendeinen beliebigen der
hundert Privatdetektive hier aus Miami engagieren können. Warum einen aus New
York nehmen? Diese beiden Kerle, Hal und Charles, können nicht nur in den Wind
geredet haben. Alisha Hope wurde bereits ermordet, und jemand versuchte heute
abend, auch Bella Lucas auf die Verlustliste zu setzen. Ich bin überzeugt, daß
Sie von der Geschichte viel mehr wissen, als Sie zugeben.«
»Diese beiden Männer gibt es
also wirklich?« fragte sie.
»Genauso wie die blauen Flecken
auf meinem Bauch«, erwiderte ich. »Wollen Sie sie mal anfassen, um sich zu
überzeugen, daß sie echt sind?«
»Nein, nein, ich glaube Ihnen«,
antwortete sie hastig.
»Die Schau der großen
Unternehmerin macht auf Myers nachhaltigen Eindruck. Sparen Sie sich das also
für ihn. Sie wollen eine Antwort, was ich für Ihre lumpigen tausend Dollar
getan habe. Sie sollen sie hören. Ich bin verprügelt worden, ich habe eins auf
den Kopf bezogen, und fast wäre es gelungen, mir einen Mord anzuhängen. Wenn
Sie mir das von vornherein gesagt hätten, wäre ich vielleicht nicht so
vertrauensselig gewesen.«
»Vielleicht brauchen wir einen
Drink«, sagte sie langsam.
»Ich werde sie machen«, bot ich
an. »Was wollen Sie haben?«
»Scotch auf Eis«, sagte sie.
»Überladen Sie das Glas nicht mit Eis, sondern lassen Sie reichlich Platz für
den Whisky.«
Ich ging zu dem Getränkeschrank
und goß
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