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Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman

Titel: Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tausch
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    Enttäuscht griff ich nach einem Handtuch und sprang unter die Dusche. Minutenlang stand ich wie zur Säule erstarrt unter dem heißen Strahl und ließ das Wasser auf mich prasseln, während meine Gedanken sich eine Auszeit nahmen. Schließlich kam doch noch Bewegung in meinen müden Körper. Ich wusch mir die Haare und langte nach dem Badegel.
    Was sich dann hinter dem Vorhang der Duschkabine abspielte, war purer Slapstick: Das Badegel entglitt meiner vom Shampoo noch rutschigen Hand. Mit einem Reflex, den sich mancher Mitspieler gewünscht hätte, als ich noch im Tor stand, schwenkte ich herum und griff nach der fallenden Tube. Dabei stieß ich das Haarwaschmittel von der Armatur, das ebenfalls dem Weg der Schwerkraft folgte. Ich versuchte, den Fall der beiden Objekte zu stoppen, kriegte sie aber nicht richtig zu fassen, sondern jonglierte sie nur kurz unbeholfen durch die Kabine. Dabei verließ mein Kopf seine strategisch günstige Position außerhalb des Duschstrahls. Shampoo rann in mein rechtes Auge, es begann, höllisch zu brennen. Das Haarwaschmittel lag schon auf dem Boden, das Badegel flog noch auf Kniehöhe. In einem letzten Versuch schnellte mein Oberkörper nach unten, doch meine Hand griff ins Leere.
Stattdessen zuckte mir ein Schmerz durchs Bein: Ein Krampf hatte sich voller Inbrunst auf meine Wade gestürzt.
    Nass und nackt kugelte ich durch den Vorhang in den Duschraum und blieb auf dem Boden liegen. Unter anderen Umständen hätte mich die Froschperspektive auf eine Horde nackter Männer vielleicht beunruhigt, doch so konnte ich nur noch »Krampf, Krampf« durch die Zähne pressen und auf mein linkes Bein deuten. Erik realisierte die Situation als Erster, schlang sich ein Badetuch um, streckte mein Bein hoch und begann, sich mit seinen zwei Zentnern Lebendgewicht auf die Fußsohle zu stemmen. Ich wimmerte leise vor mich hin - bis ich plötzlich mein Handy klingeln hörte.
    »Scott! Scott! Schnell! Mein Telefon!«
    Unser Mittelstürmer stand meinen Sachen am nächsten, sah mich aber nur fragend an.
    »Mach schon! Mein Telefon!«
    »Du Irrer!«, hörte ich Erik fluchen, der meinem Fuß noch mehr seiner grenzenlos wirkenden Kraft angedeihen ließ.
    Endlich kam Scott mit dem Telefon. Im Display leuchtete eine mir unbekannte Nummer. Ich sog noch einmal Luft ein, versuchte den Schmerz zu verdrängen und ein möglichst entspannt klingendes »Hallo« in den Hörer zu flöten.
    »Hallo, hier ist Lien. Bist du Nick?«
    »Oh«, tat ich überrascht. »Die Frau mit dem schönsten Namen der Welt.«
    »Daran erinnerst du dich noch? Ich hätte gedacht, dass du nichts mehr von dem Tag weißt.«
    »Ich habe es ja oft genug gesagt.«
    »Das ist allerdings wahr. Dann erinnerst du dich sicher auch noch daran, dass du mir Geld schuldest.«
    »Ja, klar«, ächzte ich. Erik hatte meinen Fuß vorsichtig entlastet,
doch sofort schoss wieder der Krampf in den Muskel. Also blieb er weiter über meinem nackten Körper in Position.
    »Ist alles klar mit dir? Hast du noch Probleme mit der Nase?
    »Alles wieder in Ordnung. Wann und wo sollen wir uns denn treffen, damit ich dir das Geld geben kann?«
    »Wie wäre es morgen um sieben. Ich komme bei dir vorbei. Ich weiß ja, wo du wohnst.«
    »Gut. Dann bis morgen.«
    »Bis morgen.«
    Ich beendete das Gespräch, schloss die Augen und lächelte - weiterhin nackt auf dem Boden liegend - selig vor mich hin. Als ich schließlich wieder aufblickte, sah ich Erik, der immer noch einer griechischen Statue gleich über mir thronte. Auch die Teamkollegen standen um mich herum. Keiner sagte ein Wort, doch ihre Gesichter konnten die Neugier kaum verbergen.
    »Was ist?«, überspielte ich die Peinlichkeit. »Bloß’ne kleine Geschichte. Alles in Ordnung.«
    Damit trat ich wieder in die Dusche und spülte mich ab. Als ich schließlich in die Umkleidekabine kam, waren die meisten schon gegangen. Nur Erik saß da, sah mich unverwandt an und schüttelte seinen Kopf.
    »Es sieht so aus, als ob du mir noch einiges zu erzählen hättest, mein Lieber.«
    »Hoffentlich«, grinste ich ihn an. »Aber jetzt noch nicht. Jetzt noch nicht.«

17.
    Es klingelt. Ich öffne die Tür. Vor mir steht Lien - schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie lächelt mich an. Mir fällt auf, dass sie sehr weiße Zähne hat. Locker und unverkrampft kommen wir ins Gespräch. Sie fragt nach meiner Nase, will die Wunde näher betrachten, hält dabei mit einer Hand sanft mein Gesicht. Ich will ihr das Geld

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