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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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jetzt ausschlief. »Versuchen Sie also ja nicht«, sagte er schon an der Tür, »sie um acht mit Tee zu wecken – dann wacht sie den ganzen Tag nicht richtig auf und hat brüllende Kopfschmerzen. Warten Sie, bis sie von selbst aufwacht – wahrscheinlich so um Mittag, so sieht es jedenfalls aus.« Mit einem Blick auf seine Uhr sagte er noch: »Guten Morgen allerseits«, nickte und verschwand.
    Brettenden hatte, wie Bob jetzt sagte, berichtet, man habe in Hosiggs Manteltasche eine halbvolle Flasche Whisky gefunden. Delphick nickte befriedigt, und die beiden Beamten stiegen noch einmal hinauf ins Schlafzimmer, um einen letzten Blick auf Miss Seeton zu werfen und die trübe kleine Bescherung auf dem Handtuch etwas näher zu betrachten.
    Sie knieten nieder und prüften die Sachen eingehend, aber es war nichts Ungewöhnliches darunter bis auf den Ring und die Tatsache, daß alles klitschnaß war.
    »Ihr knobelt wohl, was?« fragte Mel von der Tür her. »Kann ich mitspielen?«
    Bob war verlegen und Delphick böse. Langsam erhob er sich. Um Miss Seetons willen dämpfte er seine Stimme.
    »Aha, die Presse. Wie reizend. Unbefugter Eintritt, Hausfriedensbruch, Behinderung der Polizei bei der Ausübung ihrer Pflichten…«
    »Von Behinderung kann keine Rede sein«, fuhr Mel auf. »Wenn ihr zwei Clowns um zwei Uhr früh im Schlafzimmer einer Dame knobeln wollt: meinen Segen habt ihr. Gebrochen habe ich gar nichts, auch keinen Hausfrieden, und unbefugter Eintritt – «; sie wandte sich dem Bett zu, »- na, ich darf mich wohl als Freundin der Leiche bezeichnen. Also -?«
    Ohne ein Wort ging Delphick zur Tür und machte eine Handbewegung, um Mel Forby hinauszukomplimentieren. Er folgte. Bob machte das Licht aus, schloß die Tür und ging ebenfalls nach unten.
    Im Wohnzimmer ließ sich Mel in einen Sessel fallen. Delphick blieb stehen, Bob hielt sich zögernd im Hintergrund.
    »Vielleicht haben Sie jetzt die Freundlichkeit«, sagte der Superintendent, »uns Ihre Anwesenheit zu erklären, selbst wenn die Impertinenz nicht zu entschuldigen ist.«
    »Gewiß doch«, gab Mel ironisch zur Antwort. »Ein freundschaftlicher Besuch, das ist alles. Rein menschliches Interesse.«
    »Aha. Das menschliche Interesse kann man wohl auch Sensationshascherei nennen, nicht wahr? Haben Sie noch nie daran gedacht, wieviel Schaden Sie anrichten können, wenn Sie auf Menschenjagd gehen, nur um Ihre Story zu kriegen? Wenn Sie ins Privatleben eindringen wegen Ihrer Story, Menschen schlechtmachen und Tatsachen verdrehen und Andeutungen fallenlassen, die hart an Verleumdung grenzen, und das alles wegen Ihrer dreimal verdammten Story? Aber den Zeitungen ist nichts heilig und jedes Mittel recht, wenn nur eine Story dabei rauskommt.«
    »Junge, Junge«, sagte Mel bewundernd. »Der Ritter ohne Furcht und Tadel, wie er im Buche steht.« Sie beugte sich vor, und ihr Blick wurde scharf. »Ihnen wäre es also lieber, wenn ich die Titelseite folgendermaßen aufmachte: >Polizeiorgie im Schlafzimmer der streitbaren Schirmlady. Miss Seeton seit Stunden verschwunden. Großaktion. Drei Einbrüche gemeldet. Immer noch nichts Neues von Miss Seeton. Hat sie etwas damit zu tun? Kurz nach zwei Uhr früh fand man zwei Polizeibeamte in Miss Seetons Schlafzimmer; sie selbst lag im Bett, und der Raum roch stark nach Whisky.<«
    In Delphicks Augen stand Zorn. »Miss Forby, die Polizei ist, wenn sie will, durchaus in der Lage, die Arbeit von Zeitungsreportern zu erschweren, und zwar so stark zu erschweren, daß die Zeitung es manchmal für ratsam hält, einen anderen Berichterstatter zu beauftragen, wenn sie keine Verzögerungen in Kauf nehmen will.«
    »Aha. Wenn das keine Drohungen sind… Und haben Sie schon mal daran gedacht, Sie halbfertiger Kreuzritter, daß ich auch etwas weiß: daß Sie nämlich Miss S. ins Leichenschauhaus von Lewisham gebracht haben, damit sie dort einen Toten porträtiert? Alles kolossal rücksichtsvoll, nicht wahr? Das ist aber noch nicht alles: Ich habe auch das Bild von der kleinen Goffer gesehen.« Delphick fuhr auf. »Ja, da staunste, was? Ich bin einigermaßen im Bilde, warum Sie hier sind und was sonst los ist, das können Sie mir glauben. Und habe ich ein Wort davon verraten? Nein, im Gegenteil, ich habe mich an eure Richtlinien gehalten. Natürlich ist Miss S. ein Thema für die Zeitung, dafür kann ich nichts, aber habe ich das etwa breitgetreten? Nein, ich habe von der Schirmlady gesprochen, damit die Leser den Namen vergessen. Klar, ich bin

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