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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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war kein Licht zu sehen; die Hecklampen waren vermutlich – es kam ihm vor wie eine Stunde; tatsächlich waren nur wenige Sekunden vergangen, als unten in der Dunkelheit ein rotes Fünkchen aufleuchtete. Das Fünkchen erlosch. Sein Herzschlag setzte aus. Da war es wieder: schnellzüngelnd, eine gelbe Blume mit rotem Stern in der Mitte. Die Explosion krachte, und der rote Stern flammte auf in langen feurigen Strahlen.

9
    Auf einem Bauernhof hatte man das Feuer im Steinbruch gesehen. Bis die Feuerwehr ankam und die Polizei benachrichtigt war, konnte man nichts tun als abwarten, daß die Reste abkühlten und eine Untersuchung zuließen. Ein junger Constable half den Feuerwehrleuten, den Toten herauszuziehen; als er aber, nachdem die Leiche in sich zusammengefallen war, ebenfalls umfiel, schickte ihn der beauftragte Inspector zurück ins Krankenhaus, wo man ihn wegen Schocks behandelte. Sie ließen einen Mann am Unfallort zurück und ordneten an, daß die Überreste des Wagens nach Ashford gebracht wurden, wo die Techniker ihn am nächsten Morgen untersuchen konnten. Das vordere Nummernschild war noch lesbar, und das Krankenhaus schickte eine mit Initialen versehene Armbanduhr, die man bei der Leiche gefunden hatte. Als daher Chief Inspector Brinton nach einem herzhaften Frühstück in seinem Büro ankam, erwarteten ihn dort die unerfreulichen Einzelheiten und die vorläufige Identifizierung des Toten, die innerhalb einer Stunde bestätigt wurde, als vom Labor der verkohlte Fetzen eines Führerscheins und ein verbranntes Stückchen Papier ankam, auf dem es gelungen war, einige Zahlen sichtbar zu machen, die angeblich von einer Versicherungskarte stammten. Die Leiche wurde offiziell identifiziert als die des verschwundenen Bankkassierers, der seinem Leben freiwillig oder aus reiner Idiotie ein Ende bereitet hatte. Damit war der Fall abgeschlossen. Er wurde jedoch noch vor Mittag von neuem hervorgeholt.
    Den Mord an Maryse Palstead entdeckte ihre Putzfrau, die um zehn Uhr kam. Sie erhob gellendes Geschrei, rief um Hilfe, holte die Mieter der Nachbarwohnungen herbei, die ebenfalls Nachbarn zu Hilfe riefen, und nachdem sie alle einen schnellen Blick in das Mordzimmer geworfen hatten, lief die Putzfrau zum Pförtner, der den Hausbesitzer holte, und dieser endlich benachrichtigte die Polizei. Ein Inspector wurde hingeschickt; er untersuchte die Mordart und den Draht und gab dann seinem Vorgesetzten Bescheid. Chief Inspector Brinton rief Delphick an und teilte ihm mit, man habe wieder eine hübsche Spezialität für ihn. Wenn jedoch jetzt, fügte er hinzu, überall in Kent, wo Delphick auftauchte, Drahthalsbänder in Mode kommen sollten, so wolle er damit nichts mehr zu tun haben und werde am nächsten Montag in den Ruhestand treten.
    Delphick fuhr nach Ashford, wo ihm der dortige Beamte erleichtert den Fall übergab. Er sah sich die Sache kurz an und gab sie dann zurück. Das hier war nicht der Kinderwürger – eine Nachahmung, und zwar eine schlechte. Der Bericht aus der Pathologie lag zwar noch nicht vor, aber er war ziemlich sicher, daß hier mit stärkerer Gewalt und auch anderem Draht gearbeitet worden war. Er nahm das Stück Draht auf, das neben der Leiche lag. Die Spuren hatten sich tief in den Hals der Toten eingegraben und an zwei Stellen die Haut durchschnitten. Auch die Quetschungen gingen weiter. Delphick erklärte sich jedoch einverstanden, bei den Vernehmungen zu helfen. Zunächst die Putzfrau, die inzwischen bei der dritten Kanne Tee angelangt war und das Folgende zu Protokoll gab: Ihr Ältester machte sich recht nett – hatte Arbeit in einer Tankstelle; der zweite gammelte herum, hielt es in keiner Stellung aus; die Tochter, die trieb es manchmal ‘n bißchen bunt – was nicht näher erläutert wurde; der Jüngste ging noch zur Schule; und der Mann – na, der saß auch lieber woanders als zu Hause, woraus zu schließen war, daß die Tochter nach ihm geraten war. Sie selber war natürlich noch ganz durcheinander, was ja zu verstehen war, wo sie doch auf so was – nicht vorbereitet war, und wenn sie es gewesen wäre und jemand hätte ihr ein Wort gesagt, dann wäre sie ja niemals in der Stellung geblieben – keinen Tag, dafür wollte sie ihre Hand ins Feuer legen. Sie war ein ehrlicher Mensch, und sie konnte offen und ehrlich sagen: Das hatte sie glatt umgehauen. Total erledigt. Der Inspector aus Ashford schäumte. Delphick blieb geduldig und zog aus dem Wortschwall schließlich die Information, daß

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