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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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war ungewöhnlich für sie, daß sie Gäste hatte. Wenn es so schien, als ob dies über ihre Kräfte ging, so war das nicht anomal; wenn aber Mel Forby die Situation nicht beherrschte, dann konnte man nicht das gleiche behaupten; die beiden anderen kannte er nicht.
    Martha kam mit einem Tablett. »Ich habe auch Gebäck mitgebracht, da ich sehe, daß Sie eine regelrechte Party veranstalten.« Sie stellte das Tablett auf den Kaffeetisch am Kamin, zog einen Stuhl für Mr. Delphick heran, warf einen mißbilligenden Blick auf die anderen Gäste, schnaufte und verließ das Zimmer.
    Da Miss Seeton verwirrt schien, machte Mel Delphick mit Deirdre und Thrudd bekannt. Für Thrudd hatte Delphick wenig Interesse: noch mehr Presse, war ja zu erwarten gewesen. Aber Deirdre Kenharding . Das war also das Mädchen, das Haley, als er wieder nüchtern geworden war, in seinem Bericht erwähnt hatte. Ihre Anwesenheit heute in diesem Haus konnte kein bloßer Zufall sein – das wäre wohl kaum möglich. Er beschloß, seine Angelegenheit zu erledigen, als ob die anderen nicht anwesend wären. So wie die Dinge im Augenblick standen, konnte es nicht schaden, etwas Bewegung in die Sache zu bringen. Er lächelte seiner Gastgeberin ermutigend zu.
    »Ihre Hausaufgaben gemacht?«
    »Nun ja, Chefsuperintendent.« Sie ging zu ihrem Schreibtisch, und gab ihm den Umschlag. »Möchten Sie gern eine Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke. Ich habe zu Mittag gegessen, ehe ich herkam.« Er nahm die Zeichnung aus dem Umschlag und studierte sie. Es war das, was Borden verlangt hatte, aber… Er fühlte sich im Stich gelassen. Er war persönlich nach Plummergen gekommen, weil er fast mit Sicherheit etwas anderes erwartet hatte, etwas – naja, etwas, das mehr verriet. Er sah ihr gerade in die Augen. »Ist das die einzige Zeichnung, die Sie gemacht haben?«
    Ein verräterisches Erröten stieg ihr in die Wangen. »O nein. Ich habe es mehrere Male versucht; aber dies war die beste.«
    Er streckte seine Hand aus. »Die anderen?«
    »Ich – ich habe sie zerrissen. Wissen Sie – sie waren nicht so gut.«
    »Alle?« Ihre Röte vertiefte sich. Delphicks Lächeln wurde breiter.
    »Geben Sie sie her!«
    Widerwillig trat Miss Seeton an die Schublade, nahm die Karikatur aus der Mappe und reichte sie ihm. Delphick frohlockte innerlich. Er hatte recht gehabt – und es war richtig gewesen, selbst herzukommen. Andernfalls würde sie niemals Einsicht in diese Skizze gewährt, sie ganz bestimmt nicht gezeigt haben. Er prüfte sie sorgfältig. Wenn man die Hintergründe kannte, war sie vielsagend und – er warf einen schnellen Blick auf Deirdre Kenharding –, das Gesicht des Mädchens . Es war kein genaues Porträt, aber es bestand eine Ähnlichkeit. Zwei Männer, zwei Frauen in der Gruppe. Er mußte das bei den Kenhardings nachprüfen. Es sah so aus, als ob die seltsame Mischung von Intuition und Beobachtung, die unbewußt aus der Feder floß, wenn Miss Seetons Hand den Kopf beherrschte, wieder am Werk gewesen war. Die brennenden Häuser und die hinausstürzenden Menschen mußten einige von jenen sein, die versucht hatten, sich dem Syndikat zu widersetzen. Das Nest mit den Eiern – aus einem Ei schlüpfte etwas aus – würde die Fortsetzung des verbrecherischen Unternehmens bedeuten. All dies wußte die Polizei, aber nicht Miss Seeton. Was ihn interessierte, waren die vier in den Krallen des Adlers – oder war es ein Falke?
    Ornithologie war nicht seine starke Seite. Er hatte das Gefühl, daß diese vier Menschen der Schlüssel waren. Es hatte keinen Zweck, Miss Seeton zu fragen. Er bezweifelte, daß sie überhaupt wußte, was sie gemeint hatte. Sie würde nur sagen, es sei so herausgekommen oder sie hätte es so gefühlt, ganz ohne Grund. Borden könnte die andere Skizze für die Identifikation gebrauchen – oder, wenn er klug war, würde er das Vogelgesicht von dieser Zeichnung nehmen. Er glaubte, daß ihm selbst vielleicht die Karikatur weiterhelfen würde. Das Mädchen war die einzige von der Gruppe, deren Gesicht zu sehen war. Sie schien einen Fluchtversuch zu machen. Er sah Deirdre Kenharding grübelnd an. Sie wich seinem Blick aus. Kenharding… Er würde das Bild an Borden weitergeben.
    Mel Forby holte ihn in die Gegenwart zurück: »Nun, Orakel, fällt bei Ihren Grübeleien irgend etwas für uns arme Lohnschreiber ab?«
    Delphick steckte die Karikatur mit der anderen Zeichnung in den Umschlag. »Leider nicht, Mel. Ich glaube, Sie wissen soviel wie wir. Gestern

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