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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Umgebung. Neben ihm und gegenüber standen Reihen eiserner Bettstellen mit Gestalten, die lagen oder saßen, einige mit Kopfhörern, und über allem hing ein durchdringender Geruch von… Was um Himmels willen hatte er in einem Krankenhaus verloren?
    Irgendjemand hatte eine Dummheit begangen. Er hatte irgend etwas Wichtiges zu … Tom versuchte aufzustehen. Mit Hilfe seines rechten Armes und Beines richtete er sich im Bett auf, wobei er in eine schiefe Lage geriet, weil seine linken Gliedmaßen nicht gehorchten. Er fühlte einen Schmerz. Er war dumpf, ein warnendes Anzeichen dafür, daß er bei einer ungeschickten Bewegung scharf und stechend werden könnte. Er blickte an sich hinunter. Der linke Unterarm war über seine Brust gebunden. Als er die Bettdecke hob, entdeckte er, daß sein linker Schenkel einen Watteverband trug. Er machte einen energischen Versuch, sich aufzusetzen. Als ob er einen Fernsehapparat angestellt hätte, während die Röhre noch warm war, kippte sein Bild von der Station nach hinten, verschwand und erschien mit einem Klick auf einem anderen Kanal wieder. Diesmal war es Deirdre Kenhardings Gesicht in Großaufnahme. Tom legte sich hin und atmete flach, aus Furcht, eine weitere Bewegung könne das Programm wieder ändern. Deirdre lächelte, das Bild blieb. Aber er konnte nicht weiter so daliegen und sie anstarren. Sag was! Einen schönen Satz zur Begrüßung, ganz beiläufig, am besten witzig, nur um zu prüfen, ob sie wirklich existierte.
    »Sieh da!« murmelte er.
    »O wie schön!« Deirdre lachte erleichtert. »Ich war nicht sicher, ob Sie wirklich in Ordnung wären. Sie sehen ein wenig krank aus. Man wollte mich nicht reinlassen, aber ich sagte…« Nun, es war gleich, was sie gesagt hatte. Auf jeden Fall war sie da.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Großartig«, log Tom.
    »Sie sehen aber nicht danach aus. Ich…« Ihre Hände begannen zu spielen. Wie drückte sie es aus – wie konnte sie es ausdrücken? »Die Sache mit Derrick tut mir furchtbar leid. Er muß verrückt gewesen sein – oder Drogen genommen haben, vermute ich. Aber trotzdem«, ihre Finger wanden sich gequält, »Sie und Miss Seeton töten zu wollen … ich kann einfach nicht ... ich kann nicht ... « Sowohl Hände wie Stimme verrieten ihren Unglauben.
    Miss Seeton? Miss S.? Derrick? Jetzt erinnerte er sich wieder dunkel an alle Ereignisse. Er begann sich Sorgen zu machen. »Miss S.«, murmelte er, »geht es ihr gut?«
    »Ausgezeichnet. Die beiden Reporter fahren sie nach Hause – « Tom wurde lebendig. »Nein«, unterbrach er sie.
    »Ja! Ich wollte sie selbst hinbringen. Aber ich mußte zum Krankenhaus, mußte warten und das alles. Sie sagten, ich sollte mir keine Gedanken machen. Sie würden sie nach Plummergen fahren und – «
    »Nein«, wiederholte Tom. »Ich habe die Verant…« Er schüttelte den Kopf, fuhr zusammen, da der Schmerz in seiner Schulter aufflammte, und machte erneut einen energischen Versuch: »… wortung für sie«, stellte er entschieden fest. Er hatte das unangenehme Gefühl, es schon einmal gesagt zu haben, obwohl man ihn diesmal nicht beschuldigen konnte, Gin mit Champagner getrunken zu haben.
    Deirdre lachte. »Seien Sie nicht albern. Sie könnten im Augenblick niemanden irgendwo hinfahren. Sie haben eine Menge Blut verloren. Das mußte man ersetzen. Ihr Arm und Ihr Bein mußten genäht werden. Man hat Ihnen alle möglichen Spritzen gegeben. Sie waren bewußtlos, deshalb sind Sie so durcheinander.«
    Die Erinnerung an den Kampf auf dem Parkplatz nahm schärfere Form an, und damit verstärkte sich auch der Schmerz im Schenkel und in der Schulter. Er erinnerte sich an jenen letzten Augenblick, als das Messer nach seiner Kehle zielte, erinnerte sich, daß er gewußt hatte, nun würde es ihm heimgezahlt.
    »Wie kommt es, daß er mich verfehlt hat?«
    »Miss Forby erzählte es mir. Sie hat es gesehen. Ich dachte, sie sei auch verletzt worden, weil sie hinkte. Aber sie hatte nur einen Absatz verloren. Sie standen vor Miss Seeton, und Sie haben drei von ihnen kampfunfähig gemacht.« Deirdres Augen glänzten vor Stolz. »Als dann Derrick mit dem Messer auf Sie losging, schlug ihm Miss Seeton ihre Handtasche ins Gesicht.«
    Das war das zweite Mal, überlegte Tom, daß Miss S. ihn gerettet hatte.
    »Miss Seeton war hier, um Sie zu besuchen«, fuhr Deirdre fort. »Aber dieser Drache von Stationsschwester wollte sie nicht einlassen. Sie hat Trauben für Sie gekauft und mich gebeten, Ihnen dies hier zu geben.«

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