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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Hirten gespielt und konnte sich jetzt, da er seine Lämmer in die Hürde getrieben hatte, erholen und in Muße das Blutbad genießen.
    Das unaufhörliche, drohende metallische Klicken, das die Luft erfüllte und auf die Nerven ging, wurde durch das Geklirr von zersplitterndem Glas unterbrochen. Eine Anzahl Jugendlicher sprang hinter den Wagen hervor.
    Fenster wurden mit dicken Knüppeln zerschmettert, teure Karosserien von schweren Stiefeln eingebeult und verbogen. Ein Wächter kam angerannt, wurde zu Boden geschlagen und bewußtlos getreten, während er sich schutzsuchend zusammenkauerte. Weiter weg liefen Wächter um die Wette zur Einzäunung, weil sie erkannten, daß sie keine Chance hatten. Sie kletterten oder sprangen – je nach Alter und Tapferkeit – über den Zaun, um Hilfe zu holen.
    Die Jugendlichen, deren Appetit durch die zerstörten Wagen und die auf dem Gras zusammengebrochene Gestalt angeregt war, entfalteten sich fächerförmig zu einem Halbkreis, um ihre Beute einzuschließen.
    Tom Haley, den die drohende Pistole und die Gewißheit auf dem Parkplatz festhielt, daß jeder Fluchtversuch den Angriff nur beschleunigen würde, bedauerte zum ersten Mal, daß er Zivil trug. Kein Sprechfunkgerät, keine Trillerpfeife, keinen Gummiknüppel – nichts. Instinktiv hatten er und Thrudd die Frauen gegen den Zaun gedrängt und standen abwehrbereit vor ihnen. Mel war zu dem Schluß gelangt, daß unter diesen Umständen das Arsenal der Frau nur eine wirksame Waffe enthielt – die Kehle. Sie schrie und schrie. Miss Seeton war still, über alle Maßen schockiert, daß diese Straßenbengel, tatsächlich nur wenig älter als Kinder, von dem Kenharding-Jungen, Deirdres Bruder Derrick, angeführt wurden.
    Als Miss Seetons Tipgeber sah, daß seine Opfer sicher umstellt waren, steckte er seine Pistole ein und machte sich aus dem Staub. Aus dem Häuschen geratene junge Narren, dachte er. Sie konnten der Versuchung nicht widerstehen und mußten sich erst für das Blutbad in die richtige Stimmung bringen, indem sie alles zerschlugen, was ihnen in die Finger geriet. Dabei machten sie so viel Radau, daß die Polizei der ganzen Gegend alarmiert wurde. Gott sollte ihn vor solchen Amateuren schützen! Vielleicht hatten die Chefs recht, wenn sie auf diese Weise vorgingen. Ihn aber sollte man nur mit einem glatt zu erledigenden Mord beauftragen, mit immer freiem Abzug.
    Die Polizei der Grafschaft, oder jedenfalls diejenigen, die während des Rennens Dienst taten, waren tatsächlich durch den Lärm, der durch die Zertrümmerung der Wagen entstanden war, durch Mels Geschrei und auch von den Parkwächtern alarmiert worden. Sie waren schon unterwegs und forderten im Laufen Verstärkung an. Für das belagerte Quartett sah die Situation jedoch hoffnungslos aus. Mels Geschrei schien die Jugendlichen in eine erwartungsvolle Raserei zu treiben und reizte sie, ihre Folter in die Länge zu ziehen. Sie ahmten ihre Schreie johlend nach. Zwei stürzten plötzlich vor und schlugen Thrudd nieder, während Mel, die sich mit einem ihrer Schuhe bewaffnet hatte, ihnen mit dem Absatz ins Gesicht schlug und damit ihrem Beschützer Zeit gab, wieder auf die Beine zu kommen. Einem seiner Angreifer trat sie noch in den Bauch und versetzte einem anderen einen Kinnhaken, der ihn zu Boden streckte. Tom Haley, dem das Polizeitraining zustatten kam, riß, während er einem Jugendlichen den Arm verdrehte, einem zweiten die Beine weg, stellte den Fuß auf seinen Nacken und war dabei, einem dritten ins Gesicht zu schlagen, als Derrick Kenharding mit einem Messer auf ihn zukam. Tom wich seitlich aus, um einem Messerstich von unten, der auf seinen Bauch zielte, auszuweichen. Der Arm des Jungen, den er festhielt, klappte unter Geheul zusammen, und die Klinge stach nur in Toms Hüfte. Derrick zog sein Messer mit einem triumphierenden Grinsen heraus. Sein Gegner hatte das Gleichgewicht verloren und war hilflos. Derrick zielte mit seinem Messer auf Toms Kehle. Miss Seeton, die hinter Tom stand, reagierte verzweifelt und schwang ihre einzige Waffe, die ihr geblieben war, ihre Handtasche. Die dicke, altmodische Ledertasche mit ihrem soliden Verschluß ließ diesmal nicht zu, daß sie ihren Gewinn weit umher verstreute. Sie traf Derrick mitten im Gesicht, lenkte ihn von seinem Ziel ab, und während er, einen Augenblick benommen, taumelte, grub sich die Messerklinge in Toms Schulter.

9
     
    Tom Haley sah erstaunt um sich. Langsam konzentrierte sich sein Blick auf seine

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