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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Überzeugung gewesen, er könne kein rechtes  Verständnis für die Bedeutung der Veranstaltung aufbringen, und sie hofften, er würde ihnen nichts nachtragen. Diese Männer hätten tadellose Manieren gehabt, erklärte Foxon weiter – nach dem kurzen Vorfall  in der Halle, bei dem sie ihn zugegebenermaßen ziemlich hart angefaßt hatten. Dann hatten sie ihn gebeten, in der Lobby vor der Halle auf seine Bekannte zu warten. Und was alles andere betraf, erst habe der Kerl auf dem Podium dummes Gewäsch dahergeredet … Foxon geriet ins Stottern. »Das heißt, Sir, ich meine, es war …«
    »Dummes Gewäsch«, bestätigte Brinton.
    Foxon verlor ein wenig von seiner Unsicherheit. »Nun, Sir, er stand da oben und hat diesen Blödsinn von sich gegeben, und Miss Seeton machte sich diese eigenartigen Notizen. Ich hab’ auf ihren Block geschielt, aber das, was sie geschrieben hatte, machte nicht viel Sinn. Und dann hat sie angefangen zu zeichnen. Und plötzlich kamen mir ihre Notizen auch sehr lustig vor.«
    »Nicht nötig, das zu vertiefen«, sagte Brinton. »Wir haben ihren Notizblock hier.«
    »Erzählen Sie weiter.« Delphick richtete sich auf. »Diese Zeichnung – ich habe sie natürlich gesehen, aber sagen Sie, was genau hat sie gemacht?«
    Foxon drehte sich erstaunt um. »Komisch, daß Sie das erwähnen, Sir. Sie hat eigentlich gar nichts gemacht, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Delphick nickte
    ermutigend, »Was ich sagen will, ist folgendes: Der alte Quatschkopf auf dem Podium hat die Leute dazu gebracht, dieses Atem-Zeug mitzumachen, und sie schien sich zu langweilen. Erst schaute sie nur herum, dann plötzlich, bevor man auch nur zwinkern konnte, kritzelte sie etwas auf das Papier – so, als würde sie gar nicht drauf achten, was sie da eigentlich macht, wenn Sie verstehen. Fast wie die Karikaturisten, die manchmal am Pier sitzen. Zuerst war es nichts von Bedeutung – nur eine Ziege. Aber dann«  – er deutete in der Luft an, wie Miss Seeton die Striche gemacht hatte –, »urplötzlich sah die Ziege so aus wie der  Quatschkopf auf dem Podium, und das, was sie vorher geschrieben hatte – ich fürchte, es war einfach zuviel für mich, Sir.«
    Delphick nickte zufrieden. Brinton grunzte, sah sich Miss Seetons Zeichnung, die auf seinem Schreibtisch lag, noch einmal an und gab zu: »Wahrscheinlich wäre es auch für mich zuviel gewesen.«
    »Dann«, schloß Foxon, »tippte mir einer von diesen Typen auf die Schulter und sagte, daß ich abhauen solle.
    Ich meinte, ich würde auf jeden Fall bleiben. Er packte meinen Arm, genau hier« – er deutete auf die Stelle –,  »und drückte zu. Ich weiß nicht genau, was er gemacht hat  – es muß wohl ein Nerv gewesen sein, nehme ich an. Es tat höllisch weh, und ich brachte kein Wort mehr heraus.
    Dann brachten sie mich zu zweit hinaus. Ich hab’  versucht, mich zur Wehr zu setzen, aber dann machten sie den alten Trick mit der Jacke; ich konnte gar nichts mehr tun. Ich hätte nur noch Zeter und Mordio schreien können, was« – er sah seinen Boß kleinlaut an –, »was, wie ich dachte, nicht in Ihrem Sinne gewesen wäre, Sir.«
    »Stimmt«, bestätigte Brinton und fixierte Foxon einen Moment. »Also schön, um Himmels willen, setzen Sie sich, Junge. Wenn Sie weiterhin denken, Sie stünden vor einem Tribunal, und noch ein bißchen länger von einem Bein aufs andere treten, ist der verdammte Teppich bald durch.« Er beäugte mißbilligend das Gebilde, das den Zweck eines Teppich erfüllen mußte. Foxon ließ sich dankbar auf einem Stuhl nieder, der an der Wand stand.
    Delphick beugte sich vor und nahm Miss Seetons  Notizblock vom Schreibtisch. Er studierte die Zeichnung.
    »Ist das hier dem Redner sehr ähnlich?«
    »Oh … nein«, räumte Foxon ein. »Nicht ähnlich, Sir, aber trotzdem ist er es – die Art, wie er schaut, haargenau  so sieht er aus … nur sie hat ihn eben lustig gezeichnet«, setzte er nach kurzem Überlegen hinzu.
    Delphick zog eine Fotografie aus der Tasche, einen Abzug eines Studioporträts, und verglich es mit Miss Seetons Werk. »Die Ähnlichkeit springt nicht gerade ins Auge. Ich frage mich, ob hinter dieser Ziegen-Geschichte noch eine andere Bedeutung stecken könnte.«
    »Nein.« Davon war Brinton überzeugt. »Das alte  Mädchen hat ihn eben als dummen Ziegenbock gesehen –  nach allem, was wir bis jetzt gehört haben, liegt sie damit gar nicht so falsch –, und sie hat das gezeichnet, was sie gesehen hat.«
    Gezeichnet,

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