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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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allem, was wir gehört haben, scheinen diese Burschen skrupellos zu sein – gute Manieren hin oder her.« Er legte Miss Seetons Block wieder auf den Schreibtisch.
    Brinton schielte darauf. »Ach ja, was hat es übrigens mit diesem Yoga- und Atem-Zeug auf sich? Was weiß Miss Seeton darüber?«
    Delphick erklärte, Miss Seeton habe schon früher selbst Yoga-Übungen gemacht, von denen sie gelesen hatte, um der Steifheit in ihren Gelenken entgegenzuwirken.
    »Du meinst«, hakte Brinton nach, »sie macht einen Kopfstand und solche Sachen? Kein Wunder, daß sie sich dann so aufführt – solche Übungen erweichen das Gehirn.«
    »Ich habe ein bißchen was über Nuscience in Erfahrung gebracht, aber viel ist es nicht.« Delphick warf das Foto auf den Tisch. »Das ist der Mann, den sie Meister nennen; ich habe ein paar Abzüge davon in Umlauf gegeben.
    Name: Hilary Evelyn; Alter: sechsundvierzig; unbekannter Schauspieler; hat in den letzten zwei Jahren in keinem Theater mehr gearbeitet; kein Privatvermögen, soweit wir es überprüfen konnten, aber er scheint immer flüssig zu sein, also bezahlt ihn Nuscience offenbar ziemlich gut.
    Seine früheren Kollegen hielten ihn für einen guten Schauspieler, aber er war unzuverlässig, weil er trank; kein großes Kirchenlicht, aber ein Weiberheld. Ich kann mir vorstellen, daß er nur als Galionsfigur engagiert wurde. Er könnte sich als das schwache Glied in der Kette erweisen. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, wer letztlich hinter Nuscience steht. Alle schweigen sich aus. Der einzige Name, den wir aufschnappen konnten, war Duke, das heißt, sie sprechen von dem Duke. Aber wir wissen nicht, wer er ist. Vor zwei Jahren machte Nuscience in Schottland von sich reden, in den Trossachs nördlich von  Glasgow. Es gab viele Gerüchte. Hauptsächlich ging’s wohl um den Weltuntergang. Zwei- oder dreihundert Menschen pilgerten in eine Höhle, um dort auf das Ende der Welt zu warten. Als sie schließlich wieder auftauchten, erstattete jemand Anzeige, weil er ausgeraubt worden war.
    Die Anzeige wurde aber wieder zurückgezogen – vielmehr der Mann starb, und seine Frau sagte, daß alles nur ein Mißverständnis gewesen sei. Die Jungs aus Glasgow ermittelten in dem Todesfall, konnten aber nicht beweisen, daß es kein Selbstmord war. Er habe mehrmals gedroht, sich umzubringen, hatte seine Frau ausgesagt, und deshalb blieb es dabei. Doch die Sache stinkt wie ein toter Fisch.
    Ich habe in Glasgow angefragt, ob sie uns alle Akten zuschicken und uns mit allem, was man über die Vorfälle geredet hat, versorgen können. Ich hatte eine Unterhaltung mit Sir George Colveden; er macht sich Sorgen um eine entfernte Cousine, eine Mrs. Trenthorne – Tante Bray. Ihr Sohn Basil – Sir George will ihn nicht in seinem Haus haben – hat ihr Interesse für Nuscience geweckt: Sie spuckte Geld aus, damit ihr Jüngelchen als Neuling in die Organisation aufgenommen wurde, und dann kaufte sie sich selbst als ›Durchlaucht‹ ein, was laut Sir George die Bezeichnung für einen der höheren Ränge in der  Organisation ist. Der Titel Durchlaucht hat die alte Dame schlappe fünftausend Pfund gekostet – es ist unglaublich, worauf die Leute hereinfallen, wenn es um die Errettung ihrer unsterblichen Seelen geht. Der Sohn wurde danach zum Trompeter oder so was ähnlichem befördert – lieber Gott, was die sich für Namen geben! –, wahrscheinlich zur Belohnung dafür, daß er seine Mum angeschleppt hat. Ich habe diesen Basil gecheckt – er ist kein Unbekannter für uns: gerade mal zwanzig, und schon hat er alle  Betrügereien auf dem Kerbholz, die man sich nur vorstellen kann. Seine Ma hat ihn, seit er zehn war, immer  wieder aus den Schwierigkeiten herausgekauft, und er mußte in eine staatlich geführte Schule. Sir George meint, der kleine Basil hilft Nuscience, seine Mutter zu melken, und er selbst nimmt auch, was er kann. Offenbar hat sie aus Versehen irgend etwas von einem geheimen Ort verlauten lassen, aber kein Wort mehr darüber gesagt – im Gegenteil, als sie danach gefragt wurde, hat sie behauptet, nie etwas dergleichen erwähnt zu haben. Die Colvedens und ihre Tante Bray gerieten sich nach der Versammlung in die Haare, und sie hat wutschnaubend ein Zimmer in einem Hotel in Rye bezogen. Ihr Sohn hält sich noch in Maidstone auf.«
    Brinton überlegte. »Gut, das alles läuft auf eines hinaus«, sagte er nachdenklich. »Wir glauben, daß sie die Leute ausnehmen, aber wir haben keinen Beweis dafür

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