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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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was sie gesehen hat … Delphick geriet ins Grübeln. Eine Zeitungsjournalistin, Mel Forby, hatte ihm einmal erklärt, daß Miss Seeton nach normalen Maßstäben gemessen sehr genau und akkurat zeichnete, aber nicht gut  – nur manchmal, wenn sie unbewußt ihre Striche aufs Papier brachte, konnte sie brillant sein. Brillant, was die Intuition und die Technik betraf. Er stellte seine Überlegungen für den Moment zurück und wandte sich an den Sergeant.
    »Was halten Sie von alledem, Bob, was konnten Sie beobachten?«
    »Nicht viel, Sir; aber ich muß Foxon recht geben, sie sind professionell. So wie sie ihm die Jacke  heruntergezerrt und seine Brieftasche herausgeschüttelt haben – das war schon geschickt. Dann hob der eine die Brieftasche auf und sah den Inhalt unauffällig durch, ehe er sie zurückgab – gute Arbeit, wenn man so sagen darf.
    Ich würde sagen, daß kaum jemand etwas bemerkt hat, wie Foxon ging, und ich könnte beschwören, keiner Menschenseele ist aufgefallen, daß es ein glatter Rausschmiß war. Aber es standen eine ganze Menge von  diesen jungen Typen herum – sie waren überall in der Halle verteilt. O ja«, erinnerte er sich, »und sie hatten alle schwarze Ringe am dritten Finger der rechten Hand. Ja, das ist alles, Sir.«
    »Alles?« echote Delphick in aller Unschuld. »Soweit ich gehört habe, hatten Sie zum Schluß einen großen Auftritt als Laienschauspieler.«
    Bob schoß das Blut ins Gesicht. »Nunja, Sir, es lief – äh  – ein bißchen aus dem Ruder, Sir. Es hat mir schon nicht gefallen, daß sich einer der Ganoven neben Miss Seeton setzte, und nachher drängten sie sich zu mehreren um sie herum. Das sah gar nicht gut aus. Es war nicht leicht, über die Köpfe der anderen hinweg die Vorgänge im Auge zu behalten, aber soweit ich sehen konnte, drehte sie sich herum, schlug dem einen ihren Regenschirm ins Gesicht, dann versetzte sie einem anderen einen Schlag in die … na ja, sie hat ihn ordentlich erwischt, Sir. Mit ihrem Schirm, natürlich«, betonte er hastig. »Und irgendwie hatte ich das drängende Gefühl, eingreifen zu müssen.«
    Delphick, der die Geschichte schon von Sir George gehört hatte, bemühte sich, seine ernste Miene
    beizubehalten. »Und daher haben Sie sie gleich als Familienmitglied adoptiert, oder ist sie vielleicht tatsächlich Ihre liebe Tante Em, und Sie haben mir das die ganze Zeit verschwiegen?«
    »Ja, Sir. Ich meine, nein, Sir. Das heißt … ich meine ja, ich habe das getan, und nein, sie ist es nicht, Sir.«
    »Es ist kristallklar, was sie meinen«, beruhigte ihn Delphick. »Und wie hat Miss Seeton auf diese  Schmierenkomödie reagiert?«
    »Oh, sehr gut, Sir.« Auf einmal fühlte er sich gar nicht mehr unbehaglich. Wenn man genauer darüber  nachdachte, dann war da was dran. Immerhin hatte das  Orakel selbst einmal gesagt, daß Miss Seeton so was wie eine Universal-Tante sei. Und auf der Rückfahrt in dem kleinen Auto nannte Anne sie nach wie vor Tante und lachte, und Miss Seeton schien nichts dabei zu finden.
    Eigenartigerweise dachte auch er als eine Art Tante an sie und kam plötzlich besser mit ihr zurecht. Das hieß nicht, daß er jetzt anderer Meinung war und sie nicht mehr für ziemlich überspannt hielt. Das war sie. Und die meisten Dinge, die sie tat, waren noch verdrehter als sie selbst.
    Aber viele Leute hatten exzentrische Tanten. Vielleicht wurde man leichter mit ihren Schrullen fertig, wenn man sie als Tante ansah. Er hielt es immer noch für unverantwortlich, daß sie jetzt für die Polizei arbeitete –  das war das Allerverrückteste. Aber bei einer Tante erschien ihm das irgendwie anders, irgendwie  liebenswerter. Ja, dachte er, sie war für ihn zur Tante geworden.
    Der Superintendent riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Waren diese jungen Männer in der Nähe, als sie  ›glückliche Familie‹ spielten?«
    »Ja, Sir. Und sie standen auch vor dem Gebäude, als wir wegfuhren.«
    Delphick runzelte die Stirn. »Also ist Ihre Tarnung genauso aufgeflogen wie die von Foxon, aber was noch schlimmer ist, sie haben auch Miss Seeton durchschaut.
    Sie haben mir erzählt, daß die Männer eigentlich hinter ihrer Handtasche her waren.«
    »Wahrscheinlich wollten sie ihre Notizen sehen.«
    »Wäre ihnen recht geschehen, wenn sie sie gelesen hätten«, warf Brinton ein.
    »Aber sie konnten nicht wissen, was sie geschrieben und gezeichnet hatte«, betonte Delphick.
    »Wir werden das alte Mädchen ständig im Auge

    behalten müssen. Nach

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