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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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verschiedenfarbigen Mönchen und Nonnen bewacht wurden. Und er meinte, daß jeder von dort käme und auch wieder dorthin zurückkönne, wenn er wollte. Er sagte, er selbst sei schon verschiedene Male an diesem fernen Ort gewesen. Und dieser bewußte Ort sei jeder Ort, an dem man sich am liebsten aufhalten würde.
    Diese Ausführungen erschienen Miss Seeton wirklich etwas verworren. Wenn das Leben auf diesen fremden Planeten tatsächlich so zufriedenstellend war, so gut organisiert, dann war schwer oder eher gar nicht zu begreifen, wieso die Menschen überhaupt von dort weggingen.
    Ein junger Mann nahm auf dem Sitz neben ihr Platz.
    »Ihr Freund«, flüsterte er, »fühlte sich nicht gut. Er sagte, er würde draußen auf Sie warten.«
    Miss Seeton bedankte sich. Armer Mr. Foxon. Dann  hatten ihn also doch keine Polizisten aus der Versammlung geholt. Ob es ihm wohl gut genug ging, um sie nach Hause zu fahren? fragte sie sich. Wenn nicht, würde er bestimmt ein anderes Arrangement für sie treffen, davon war sie überzeugt. Sie lehnte sich zurück und konzentrierte sich wieder auf den Vortrag.
    Einer von diesen Burschen hatte sich neben Miss Seeton gesetzt – das war nicht so gut. Bob wandte sich zu Anne und flüsterte ihr etwas zu.
    Der Vortrag des Meisters neigte sich allmählich dem Ende zu.
    »Ich fordere euch nicht auf«, verkündete er, »unserer Gemeinschaft beizutreten, ich bitte euch nicht darum; nein, ich beschwöre euch inständig, euch selbst zu retten, indem ihr zu uns kommt und euch befreit. Wie euch einst ein anderer Erlösung angeboten hat, so tue ich es jetzt.
    Wahrlich, ich sage euch: Jedem, der echten Glauben ans Christentum und Nuscience empfindet, wird Gnade zuteil, und er wird vom drohenden Untergang der Menschheit bewahrt. Er wird in die Freiheit und zum ewigen Leben geführt. Amen.«
    Nach einem Moment der ergriffenen Stille brach tosender Applaus los. Miss Seeton wollte rasch und unauffällig hinausschlüpfen und nach Mr. Foxon Ausschau halten. Aber der junge Mann, der ihr den Weg zum Durchgang versperrte, klatschte so heftig und schien außer sich vor Begeisterung zu sein, daß sie ihn nicht bitten konnte, sie vorbeizulassen … Schon gar nicht hätte es sich geschickt, sich an ihm vorbeizudrängeln.
    Schließlich machte der Vortragende seine letzte Verbeugung und zog sich zurück. Die Leute erhoben sich und strömten den Ausgängen entgegen. Miss Seeton fädelte sich im Mittelgang in den Strom derer ein, die dem Hauptausgang im hinteren Teil der Halle zustrebten.

    Jemand hinter ihr stolperte und hielt sich im Fallen am Riemen ihrer Handtasche fest. Miss Seeton verlor das Gleichgewicht, wurde herumgerissen, und als sie die Hand ausstreckte, um sich abzufangen, traf der Griff ihres Regenschirms hart auf die Nase eines jungen Mannes. Er jaulte auf, die Tränen schossen ihm in die Augen, und er ließ Miss Seetons Tasche los.
    »Liebe Güte«, keuchte Miss Seeton erschrocken. »Oh, um Himmels willen, es tut mir ja so leid. Bitte verzeihen Sie. Ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt.« Für mehr blieb ihr keine Zeit, die Masse riß sie mit sich. Ihr war gar nicht aufgefallen, daß soviel Jugend bei der Versammlung gewesen war. Sie war umringt von jungen Männern –  mindestens drei oder vier drückten sich dicht an sie. Sie wurde wieder angerempelt, und auch diesmal zerrte jemand an ihrer Tasche. Es war wirklich unangenehm, dieses Gedränge. Sie würde ihre Tasche zur Sicherheit über den anderen Arm hängen und mit einer Hand festhalten. Sie faßte ihren Schirm gerade ein wenig weiter unten an, um das Tauschmanöver durchführen zu können, als sie von der anderen Richtung angerempelt wurde. Wie ein Speer bohrte sich der Schirm in den jungen Mann an ihrer Seite. Er stieß einen Schmerzensschrei aus, ließ ihre Tasche los und krümmte sich vor Pein.
    »O bitte, es tut mir schrecklich leid. Ich wurde gestoßen«, rief Miss Seeton verzweifelt aus. Also wirklich, bei all diesem Geschiebe und den Drängeleien würde es noch zu einem ernsten Unfall kommen.
    »Hallo, Tante Em«, dröhnte eine laute männliche Stimme hinter ihr. Die restlichen drei jungen Männer, die sich noch immer dicht bei Miss Seeton hielten, drehten sich um und erstarrten. Ein grinsender Hüne blickte auf die alte Dame herab. Die jungen Männer wichen  unwillkürlich zurück. Ein schlichtes, zierliches Mädchen  mit fröhlichem Gesicht huschte herbei.
    »Tante Em«, sprudelte Anne hervor. Sie schlang die Arme um Miss

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