Miss Seeton und der Hexenzauber
ihre letzte Kampagne in Wales stattgefunden hatte, wählten sie Kent, wo bereits ein Hexensabbat mit großem Erfolg gefeiert worden war, als Schauplatz für den nächsten Weltuntergang.
Kapitel 8
Nigel Colveden fand, daß er Fortschritte machte. Zum erstenmal in seinem neunzehnjährigen Leben hatte er Verwendung für seinen Cousin gehabt. Am Ende der Versammlung in Maidstone hatte er beim allgemeinen Aufbruch der Zuhörer das Mädchen aus den Augen
verloren, nur um sie kurze Zeit später am Haupteingang im Gespräch mit Basil Trenthorne wiederzuentdecken.
Nigel war zu ihnen geflitzt, hatte Basil taktlos gefragt:
»Was macht das Verbrechen?« und auf diese zweifelhafte Art erzwungen, daß ihm die Schöne vorgestellt wurde. Er war ein echter Glückspilz. Merilee Paynel wohnte tatsächlich in Plummergen im George and Dragon. Nigel hatte darauf bestanden, daß es seine Pflicht als Bewohner des Dorfes sei, ihr die Umgebung zu zeigen, und jetzt hatten sie es sich beim Lunch in Brettendens teuerstem Restaurant gemütlich gemacht – er schien ein gutes Stück vorangekommen zu sein. Merilee – die Fröhliche … Ihre Eltern mußten prophetische Fähigkeiten gehabt haben. Sie war die lustigste und amüsanteste Person, die er je kennengelernt hatte. Und genau das sagte er ihr auch.
Sie verzog das Gesicht. »Versuch du mal, mit so einem Namen zu leben. Und als lustige Witwe hat man doppelte Verpflichtungen. Es ist vielleicht noch tragbar, wenn man bei Freunden versagt, aber es ist unverzeihlich, Feinde zu enttäuschen.«
Nigel war wie vor den Kopf geschlagen. »Basil sagte nur deinen Namen – Merilee Paynel; tut mir leid, aber ich wußte nicht, daß du Mrs. Paynel bist, daß du verheiratet warst.«
»Woher auch? Du weißt überhaupt nichts von mir. Und eine Ehe hinterläßt nicht notwendigerweise ein sichtbares Stigma.« Nigel stellte Fragen, um mehr zu erfahren, aber sie wich ihm aus. Nichts, so erklärte sie, sei so ermüdend wie der Bericht über das langweilige Leben anderer. Die Serviererin räumte ihre Teller ab, und Nigel bestellte Kaffee. Mrs. Paynel lehnte sich zurück und nahm eine Zigarette aus ihrem Etui, Nigel zündete eilfertig ein Streichholz an und beugte sich vor, um ihr Feuer zu geben.
»Du und langweilig?«
Sie inhalierte, blies einen Rauchring aus und lächelte.
»Du wirst auch noch lernen, daß die einzigen interessanten Leute die sind, die du nie richtig kennst.«
»Das könnte auch in einem Buch stehen.«
»Ja und? Ich habe Augen, um zu lesen.« Sie übernahm seine Rolle und stellte ihm Fragen.
»Mein Leben?« Er grinste. »Einfach … langweilig.«
»Ach, komm schon«, spottete sie, »du bist noch jung und hast genügend Zeit vor dir. Ich glaube nicht, daß das Muster schon feststeht, wenn man noch keine zwanzig ist – du befindest dich sozusagen noch im Schmelztiegel. Du könntest forschen – ich weiß nicht, auf welchem Gebiet, aber es muß noch Dinge geben, die darauf warten, entdeckt zu werden. Du könntest einen Diplomatenkoffer und einen Bowler tragen.«
»Oder Farmer bleiben, was wohl am ehesten der Fall sein wird.«
»Ja, das könntest du tun – oder ein Wissenschaftler werden oder ein Religionsführer.«
»Gehörst du wirklich zu diesen Nuscience-Leuten?« wollte er wissen.
»Ich gehöre … mir selbst.« Sie drückte ihre Zigarette aus und nahm sich eine andere. Nigel gab ihr wieder Feuer. »›Ohne Motor, nur mit Geisteskraft‹«, äffte sie den Redner von Nuscience nach. »Ich bin immer für billiges Reisen, aber ich habe den Verdacht, daß mein Geist nicht dafür gerüstet ist.«
»Aber du warst bei dieser Versammlung«, gab Nigel zu bedenken.
»Du doch auch, aber ich bin nicht davon ausgegangen, daß du dazugehörst.«
»Was …« Ihre Schlagfertigkeit brachte ihn ein bißchen durcheinander. »Was bringt jemanden wie dich in ein so kleines Nest wie Plummergen?«
»Mein Auto.«
Er blieb hartnäckig. »Ja, aber ich meine …«
»Meinen?« unterbrach sie ihn. »Wieso muß man immer etwas Bestimmtes meinen?« Sie füllte die Tassen neu.
»Erzähl mir lieber, wie es ist, in einem so winzigen Dorf zu wohnen?«
Nigel zuckte mit den Achseln. »So und so. Jeder weiß, was alle tun, und wenn du die Marke deiner Zahnpasta wechselst, ist das eine Sensation.«
»Wer ist eure lokale Künstlerin?« erkundigte sie sich so beiläufig wie möglich.
»Lokale …?« Er schüttelte den Kopf. »So was haben wir nicht.«
»Doch, das habt ihr. Ich hab’ sie an der
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