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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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besser vorwärts zu kommen. Der Schirm versank tief im Boden. Liebe Güte, war das Erdreich weich, bröckelig sogar. Sie wollte ja nicht, daß sich die Kinder die Knöchel verstauchten. Probeweise stocherte sie mit dem Schirm in eine andere Stelle. Ja, sie hatte recht gehabt, die Erde gab nach. Sie spürte, wie unter ihren Füßen etwas in Bewegung geriet. Na, erst wollte sie sich überzeugen, ob die Aussicht von dem Hügel aus lohnend war, dann konnte sie vielleicht einen sichereren Weg da hinauf finden. Sie hob einen Fuß und stützte sich auf den Regenschirm. Aber statt ihr Halt zu bieten, sank er noch tiefer ein und lockerte den Boden – Steine und Erde sanken ein, ein klaffendes Loch tat sich auf. Miss Seeton schnappte erschrocken nach Luft, und sie stieß einen kleinen Entsetzensschrei aus, bevor sie von der Bildfläche verschwand.

Kapitel 9
    Miss Seeton schlug die Augen auf und schloß sie rasch wie der; das Licht war viel zu grell. Sie wartete, bis ihr bewußt wurde, daß sie äußerst unbequem lag, dann öffnete sie die Augen wieder und sah den Himmel. Den Himmel?
    Sie blinzelte ein paarmal. Der Himmel war immer noch da. Sie kämpfte sich in eine sitzende Position und sah sich um. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Also wirklich. Wie unachtsam. Sie hätte das voraussehen müssen … Sie spannte die Muskeln an und tastete sich ab.
    Ja, es schien alles noch dran zu sein. Nur der Verstand fehlte ihr offensichtlich. Sie fühlte ihren Hinterkopf ab.
    Auch hier fand sie keine argen Verletzungen. Eine kleine Beule, aber der Schmerz war nicht allzu groß – ihr Hut hatte sie vor Schlimmerem bewahrt. Und das war mehr, als sie verdiente. Wie töricht von ihr, sich Sorgen zu machen, daß sich die Kinder die Knöchel verstauchen könnten, und dabei ganz zu vergessen, daß sie selbst keineswegs immun gegen Unfälle war. Sie rappelte sich auf und klopfte den Schmutz aus ihren Kleidern. Der Staub reizte ihre Nase – sie nieste. Da sie in dieses Loch gefallen war, mußte sie jetzt wieder herausklettern. Sie sammelte Handtasche und Schirm ein und warf einen Blick nach oben. Es war ziemlich hoch. Am besten, sie häufte ein bißchen Geröll auf und stieg dann auf den Haufen. Ja, jetzt konnte sie mit dem Regenschirm den oberen Rand des Lochs erreichen. Wenn es ihr gelang, den Griff oben einzuhaken und sich dann hinaufzuziehen …
    Sie zog. Noch mehr Steine prasselten in die Tiefe, das Loch wurde größer. Als der Hustenreiz nachließ und sich der Staub gelegt hatte, schaute sie auf ihre Uhr. Sie schien  nicht zerbrochen zusein. Viertel vor vier? Sie hielt sie an ihr Ohr. Ja, sie ging noch. Gütiger Himmel, der Bus kam in einer halben Stunde. Und die Kinder fragten sich bestimmt schon, wo sie abgeblieben war. Sie mußte sofort hier raus. Sie begutachtete ihre Umgebung. Dies war gar kein Loch, zumindest nicht im eigentlichen Sinne. Das Loch mündete in einen Gang, aber es war so dunkel, daß man nicht sehen konnte, wie weit der Gang führte. Naja, dieser Tunnel war vielleicht die letzte Zuflucht. Aber erst mußte sie es anders versuchen. Es müßte doch möglich sein, auf demselben Weg hinauszukommen, wie sie hereingekommen war. Sie stand vor einer Geröllwand. Sie stellte ihren Fuß auf einen vorragenden Stein. Die Wand gab nach, und eine Staubwolke wirbelte auf. Miss Seeton trat zurück und dachte angestrengt nach. Gab es eine sicherere Stelle? Ja. Hier lag ein großer Stein, der vielversprechend aussah. Er hielt ihrem Gewicht stand. Sie stellte sich drauf und kroch ein Stück weiter, rutschte aber plötzlich aus und landete plumpsend auf dem Boden.
    »Verflixt«, murmelte Miss Seeton.
    In einer unterirdischen Kammer waren zwei junge Männer an der Arbeit. Ihr Ziel war, andere Menschen in die Irre zu führen. Sie räumten Konservendosen – die billigsten – in ein Regal, das die ganze Wand des riesigen Kellers einnahm. Sobald die Kartons leer waren, klebten sie sie wieder zu und stellten sie hinter die Dosen in das Regal. Das sollte den Betrachtern vorgaukeln, daß der Vorrat doppelt so groß wie in Wirklichkeit war.
    Einer der Männer zerrte eine schwere Kiste mit Flaschen heran. Er reihte die Flaschen auf dem Steinboden auf und warf seinem Kollegen die leere Kiste zu. Das Bücken hatte ihm das Blut in den Kopf getrieben, und er tastete vorsichtig mit einem Finger die schmerzende Schwellung auf seinem Nasenrücken ab. Er trug einen schwarzen  Plastikring.
    »James?«
    »Hmm?«
    »Wozu sollte das Theater mit

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