Miss Seeton und der Hexenzauber
verstrichen war, kroch der harte Kern der Nuscience-Gläubigen aus der Höhle und stellte fest, daß die Erde ihr Sterbedatum verpaßt hatte und sich wie vorher noch drehte. Die gutgläubigen Leute hatten Unbequemlichkeiten auf sich genommen, zwei Wochen in einer Höhle verschwendet und noch dazu all ihre Wertsachen und Barschaft verloren. Ein starrköpfiger Glasgower Kaufmann, dem es nichts ausmachte, als Dummkopf dazustehen, wenn er nur seine Habe wiederbekam und der Missetäter gefaßt wurde, erstattete Anzeige. Die Polizei begann unverzüglich mit den Ermittlungen. Es war ein Glück für N. daß die Frau des Kaufmanns dem Hexenzirkel angehörte. N. gab ihr die Schmuckstücke zurück, aber nicht das Geld, und Duke, der nie ohne Mini-Kamera zu einem Hexensabbat ging, stattete ihr einen Besuch ab. Er zeigte ihr einige Aufnahmen, die sie in freizügigem Aufzug und eindeutigen Posen zeigte, und sicherte sich so ihre volle Kooperation. Am selben Abend wurde ihr Mann tot in seinem Auto aufgefunden. Die Garagentüren waren geschlossen, und der Motor lief. Seine Frau sagte aus, daß er kürzlich all ihren Schmuck aus dem Banksafe geholt hatte – was der Polizei bestätigt wurde – und daß er mit einer Anzeige wegen Diebstahls hatte versuchen wollte, die Versicherungsgesellschaft zu betrügen. Sie selbst sei so schockiert gewesen, als sie von seinen Absichten hörte, daß sie ihm gedroht habe, ihn zu verraten. Der Tod des Kaufmanns wurde offiziell zum Selbstmord erklärt, und obwohl die Polizei skeptisch blieb, hatten sie keine Handhabe, weitere Nachforschungen anzustellen. Die Frau hatte ihre Aussage gemacht, und das – volle – Schmuckkästchen war schließlich in einem Schrank im Haus der Kaufmanns gefunden worden.
Die Episode bewies Duke und N. welche Vorteile ein Zusammenschluß bieten konnte; aber diesmal waren sie nur mit knapper Not einer Katastrophe entgangen. Das führte ihnen vor Augen, daß der Weltuntergang sehr viel sorgfältiger vorbereitet und geplant werden mußte.
Sowohl N. als auch Duke hielten es für klüger, sich in Zukunft im Hintergrund zu halten und einen Frontmann anzuheuern, der den Kopf hinhalten müßte, falls es noch einmal Ärger geben sollte.
Da der Satan bei seinen Auftritten immer maskiert war, konnte ein und derselbe Mann die Rollen beider übernehmen. Sie sahen sich um und entschieden sich für Hilary Evelyn, einen Schauspieler, der seine Karriereaussichten im Alkohol ertränkt hatte. Die Unternehmen von N. und Duke florierten. Und sie feilten an ihren Methoden und sannen auf immer neue Möglichkeiten, sich Vorteile zu verschaffen. Da es keine schriftliche Anleitung für ihre Glaubensrichtung gab, heckten sie gemeinsam ein Werk aus, dem sie den Titel Jenseits gaben, bis N. der sein Publikum kannte, Bedenken anmeldete. Er fand, das Jenseits sei nicht weit genug entfernt, und man müßte das fiktive Paradies Jenseits vom Jenseits ansiedeln . Das Buch wurde die Bibel von Nuscience, für das bei jeder Versammlung geworben wurde. Eine wichtige Voraussetzung ließen die beiden Unternehmer nicht mehr außer acht: Jede Höhle, die sie als Schauplatz benutzten, mußte einen zweiten Ausgang haben. Die Wertsachen der Weltuntergangsgläubigen wurden in eine Kiste gelegt, die vor ihren Augen versiegelt wurde und während des ganzen Aufenthalts im »Untergrund« gut sichtbar für alle dastand. Mit Geschick und einem Trick wurde dann die Kiste entfernt und durch eine leere ersetzt. Es blieb den Gläubigen überlassen, ob sie nach dem Kataklysmus und ihrer Wiederauferstehung auf dieser Erde bleiben und sie neu bevölkern oder in elysische Gefilde auf andere Planeten entschweben wollten. Nach der vorher festgesetzten Zeitspanne wurde die Kiste offiziell geöffnet, und alle standen vor einem unerklärbaren Rätsel. Materielles hatte sich auf die große Reise gemacht, und die Gläubigen mußten entscheiden, ob sie ihre religiösen Bemühungen verstärken und noch inbrünstiger atmen sollten, um denselben Weg zu gehen, den ihre Wertsachen bereits genommen hatten. N. und Duke heuerten eine ganze Reihe von jungen Männern an, nannten sie Majordomus, bildeten sie aus und bezahlten sie gut dafür, daß sie alle Vorbereitungen trafen, die mit echter Arbeit verbunden waren, als Bodyguards fungierten und für Frieden in beiden Lagern sorgten.
N. und Duke richteten es so ein, daß eine möglichst große Entfernung zwischen den Orten lag, an denen sie ihre Raubzüge durchführten, und da
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