Miss Seeton und der Hexenzauber
dieser Alten auf der Versammlung eigentlich gut sein?«
»Das alte Mädchen war mit dem Bullen da, den wir rausgeschmissen haben«, erklärte James, »und sie hat sich Notizen gemacht. Duke wollte sich die Notizen mal genauer ansehen.«
»Das nächste Mal, wenn er sich die Großmutter von irgendwem genauer ansehen will, soll er das gefälligst selbst übernehmen. Alte Weiber mit Schirmen sind nicht meine Kragenweite. ›Keine großen Aktionen, keine Grobheiten‹, hat Duke gesagt. Warum, zum Teufel, hat ihr das niemand verklickert? Sah aus wie ein sanftes Lämmchen, aber ich hatte ihre Tasche noch nicht mal richtig in der Hand – wumm! –, drischt sie mir mitten ins Gesicht und schlägt wie eine Verrückte um sich.«
James hatte die Jammerei satt. »Halt den Mund, Ted, und hol die leeren Flaschen.«
Ted ging in eine Ecke des Kellers, nahm einen Armvoll leerer Flaschen und brachte sie zu James. »Soll ich die füllen?«
»Nein.« James stellte sie in die Kiste. »Wenn sie verschraubt sind, sehen sie aus, als wären sie voll. Wer langt schon so weit nach hinten, um sich eine zu holen, wenn die vollen Flaschen viel leichter zu erreichen sind?
Und wir müßten hinaufgehen zum Brunnen und alles wieder runterschleppen.«
»Warum haben sie keine Wasserleitung hier runter gelegt?« brummte Ted. »Ich dachte immer, Schmuggler wären so gut organisiert.«
»Damals hat man noch keine Wasserleitungen verlegt.
Und wozu hätten die Schmuggler Wasser gebraucht? Sie kamen durch den Tunnel, verstauten ihre Fracht, und wenn die Zöllner in der Nähe waren und sie sich hier verstecken mußten, konnten sie immer eine oder’ mehrere Flaschen Brandy köpfen, wenn sie Durst hatten. Wir müssen sowieso aufpassen, daß wir nicht zu schweres Zeug in das Regal stellen, sonst kracht das Ding noch zusammen.«
Das Glöckchen, das in einem Winkel unter der Decke hing, schlug an. Sie hielten inne und starrten in die Ecke.
Es gab drei Glocken, die übereinander an der Wand angebracht waren. Als die oberste zwei weitere Male klingelte, atmeten die beiden jungen Männer erleichtert auf. Eine Tür öffnete sich, und Basil Trenthorne kam mit einem Koffer in den Keller.
»Tut mir leid, daß ich zu spät komme.« Er erntete bitterböse Blicke. »Ich mußte noch ein paar Sachen für eine Idee besorgen, die sich Duke für morgen ausgedacht hat.«
»Wo hast du das Auto abgestellt?« fragte James. »Gar nicht. Duke hat mich in der Nähe abgesetzt. Er will im Moment hier kein Risiko eingehen. Ich mußte durch den verdammten Wald gehen – überall Brombeeren. Du siehst nicht mal die Kirche vom Weg aus, du weißt erst Bescheid, wenn du über ein paar Grabsteine gestolpert bist. Er holt uns ab, sobald es dunkel wird.« Er grinste Ted an. »Er hat einen Job für dich.«
»Für mich? Warum ich? Immer bin ich dran.« Ted knallte die letzten Flaschen in die Kiste. »Ich hab’ genug damit zu tun, diesen Schuppen hier so herzurichten, daß er wie ein Lebensmittelladen aussieht. Wenn’s neue Jobs gibt, kannst du sie übernehmen. Würde dir auch nicht schaden, wenn du dir mal deine Fingerchen schmutzig machen würdest.«
»Ist nicht mein Gebiet.« Basil grinste höhnisch. »Es geht um einen hübschen Einbruch. Duke sagt, du sollst dich heute abend erst mal gründlich umsehen und morgen dann den Job erledigen.«
»Was für einen Job? Wo?«
Basils Grinsen wurde noch boshafter. »In Plummergen.
Du solltest dankbar sein«, kicherte er. »Duke bietet dir die Gelegenheit, dich bei der alten Schachtel zu revanchieren, die dir die Schnauze poliert hat. Du hast zwar nicht ihre Klasse …« Er machte einen Satz nach hinten, als Ted ausholte.
James fing Teds Arm auf und hielt ihn fest. »Hört auf mit dem Quatsch, alle beide. Was hat das alte Mädchen eigentlich verbrochen, daß Duke so hinter ihr her ist? Es hat sich doch herausgestellt, daß sie nur die Tante von dem Gorilla ist, der sie an dem Abend auch nach Hause gefahren hat.«
»Tante? Das war alles nur Theater. Und der Gorilla ist zufällig ein Mann vom Yard.«
James ließ Ted los. »Vom Yard?«
Basil war äußerst zufrieden mit sich selbst. »Ich hab’
mich ein bißchen umgehört. Sie hat schon öfter mit dem Yard zusammengearbeitet und ist ziemlich bekannt. In den Zeitungen nannte man sie die Kämpferin mit dem Regenschirm.«
»Woher weißt du das alles?«
»Meine Mutter wohnt bei irgendwelchen Verwandten von uns im Dorf. Sie sind mit dieser Miss Seeton bekannt und wissen alles über
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