Miss Seeton und der Hexenzauber
den Wald zurück.« Alles Blödsinn, aber Duke liebte diese Vorstellungen in der Kirche, wenn eine verfügbar war; er meinte, das würde der Zeremonie das gewisse Etwas geben. Wenn er nicht aufpaßte, machte ihm dieser Spleen noch mal den Garaus. Und der geheime Ort der Nuscientisten war auch zum Teufel, wenn halb Kent durch den Tunnel und wieder zurück trampelte. Und, dachte Ted bitter, das bedeutete noch mehr Arbeit. Sie hatten überall schwarze Tücher aufgehängt, damit die Hexen und Hexenmeister nichts sahen, was nicht für ihre Augen bestimmt war. Nuscience an sich war eine korrekte Sache: Ködere die Trottel und nimm sie nach Strich und Faden aus, dann erzählst du den reichsten Idioten vom geheimen Ort, schnappst dir ihr Zeug und haust ab. Aber Teufelsanbetung? Nein. Wenn man sich auf diese eigenartigen Mächte einläßt und mit ihnen Schindluder treibt, dann könnten sie eines Tages noch eigenartiger werden, als man es für möglich gehalten hätte.
Unwillkürlich zog er die Schultern zusammen. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß Ärger in der Luft lag.
Man brauchte sich nur diesen alten versoffenen Hilary Evelyn anzusehen – der glaubt schon fast selbst an den Schwachsinn, den er bei diesen Versammlungen herunterleiert. Wenn sie ihn noch länger den Satan spielen lassen, dann wachsen ihm wirklich bald Hörner – und ein Schwanz. Ted zwängte sich durchs Gestrüpp zu der Stelle, wo man den Felsbrocken vom Zugang zu dem Tunnel weggerollt hatte.
In dem kleineren Keller unter dem Altar zog Ted den schwarzen Stoff ein Stück zur Seite. Ein Licht brannte, und James und ein anderer Majordomus knieten auf dem Boden und würfelten, während Hilary Evelyn in schwarzem Gewand auf und ab stolzierte und die Worte, die er von einem Papier ablas, deklamierte: » Deum nostrum hoc ad … « Er war nur zum Teil bei der Sache, als er die lateinischen Sprüche rückwärts wiederholte, der andere Teil konzentrierte sich auf seine Macht. Indem man die Macht von oben verspottete, strömte einem mehr Macht von unten zu. Welche Macht war stärker? Konnten die finsteren Mächte die reinen, guten verleugnen und besiegen? Er zupfte nervös an seinem Gewand und tastete seine Seite ab, aber als er seine Jacke ausgezogen hatte, hatte er auch die Brandyflasche mit abgelegt. Die Antwort auf spirituelle Fragen waren für ihn Spirituosen.
Ted kauerte sich zu den anderen. James sah ihn an.
»Alles okay?«
»Okay.« Ted zog den Reißverschluß seiner Jacke auf und beförderte ein zusammengefaltetes Blatt Papier und einen schweren, mit Leder bezogenen Schlagstock zutage.
Er reichte James das Papier. »Das ist das Bild von der Kirche, das Duke wollte; gib’s ihm nachher.«
James nahm das Bild an sich. »Keine Probleme?«
»Nein. Ein gottverlassenes Nest, nirgendwo brannte Licht, alle waren schon im Bett. Das heißt, alle, bis auf die alte Nebelkrähe – sie war weg und kam heim, als ich im Haus war.« Ted grinste. »Ich hab’ ihr eins auf die Birne gegeben, als sie das Licht anmachen wollte.« Er fuchtelte mit dem Schlagstock durch die Luft. »Wird ’ne schöne Beule geben. Sie hatte nur einen Schal um den Kopf gewickelt. Ich hab’ sie so hart erwischt, daß sie sich, falls sie überhaupt wieder zu sich kommt, ein oder zwei Monate um gar nichts mehr kümmert.« Er deutete mit dem Daumen nach oben. »Alle da?«
James nickte. Evelyn blieb stehen und starrte auf sie und die Würfel hinunter.
»Sie haben meine Kleider unter sich aufgeteilt und noch mehr Kleider daraus gemacht.«
Der dritte junge Mann hockte sich auf die Fersen. »Was ist denn in dich gefahren, Opa?«
Der Schauspieler wandte sich schnaubend ab. »Bah, ignorante Schnösel. Ihr wißt nicht, über was ihr euch lustig macht.«
James stand auf. »Ich weiß nur eines: Es wird Zeit, daß wir dich da hinaufschicken. Komm.« Er hob die Ziegenkopfmaske auf und warf sie Hilary zu. »Zieh dir dein Gesicht an und stell dich auf die Plattform.«
Ted zerrte eine Kiste unter die Falltür und stieg drauf, um den Riegel zurückzuziehen. Der andere junge Mann stellte sich an die Winde für den Flaschenzug. Er grinste die schwarzgewandete Gestalt mit dem Ziegenkopf spöttisch an.
»Ist mir ein Vergnügen, dich jeder Zeit hochzuschießen, Opa. Macht gar keine Mühe.«
Ich muß schon sagen! Polizeiarbeit. Sehr sonderbar. Sie hatte natürlich gewußt, daß Polizisten sehr viel Geduld brauchten, aber bis jetzt war ihr nicht bewußt gewesen, wieviel Zeit sie mit Warten
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