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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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töten? Es erscheint mir so –  verzeihen Sie – so übertrieben.«
    »Nichts ist unwahrscheinlich, wenn Geld im Spiel ist.
    Sie würden es durchaus versuchen.« Mrs. Paynel sah auf ihre Hände, die mit den Handflächen nach oben in ihrem Schoß lagen, und schauderte. »Ich hätte nie gedacht, daß es mir etwas ausmachen könnte. Ich glaubte, schon vor vier Jahren in einem Krankenhaus gestorben zu sein.«
    Miss Seeton seufzte. Sie wünschte, die Menschen würden nicht immer wieder in Rätseln sprechen. Sie ergriff die kalte Hand des Mädchens. »Bitte, Mrs. Paynel, wenn es so ist, wie Sie sagen, wäre es dann nicht klüger, mit Superintendent Delphick zu reden? Er ist ein so verständnisvoller Mann, und ich weiß, daß er alles, was in seiner Macht steht, tun würde, um Ihnen zu helfen.«
    Merilee sah sich in dem Zimmer um. Dieses Haus, diese skurrile kleine Person, Sir George und Lady C … Nigel!
    Unbewußt sprach sie den letzten Namen laut aus. Sie erhob sich. »Was soll’s?« Sie nahm ihren Umhang und legte ihn sich über die Schultern. »Wie Sie vorhin dachten, ohne es auszusprechen: Man kann nicht zurück.«
    Miss Seeton sprang auf. »Oh, aber … ich habe das nicht so gemeint. Oder, genauer gesagt, wenn ich das hätte ausdrücken wollen, dann hätte ich es nicht so gemeint. Ich nehme an, ich dachte nur, daß es nichts nützen würde, weil man dann nur wieder dort wäre, wo man schon einmal war. Man sollte es nicht tun … ich meine von vorn anfangen. Nein, man sollte immer vorwärts gehen, zumindest denke ich das. Und alles, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, müßte das nicht – ich weiß  nicht – den Sinn für das Wertvolle schärfen und einem helfen, das Leben besser zu verstehen? Es erleichtert einem, die Zukunft zu bewältigen, meinen Sie nicht auch?
    Wie die geschichtlichen Ereignisse. Aber natürlich nützt einem das nicht viel, weil die Menschen es nicht tun – aus der Geschichte lernen, meine ich.« Miss Seeton, die nie in ihrem ganzen Leben aus Erfahrung gelernt hatte und es auch in Zukunft nicht tun würde und deren persönliche Geschichte gespickt war mit Vorfällen, die nur auf die mangelnde Bereitschaft, aus Vergangenem zu lernen, zurückzuführen waren, bezweifelte, daß sie sich deutlich ausgedrückt hatte. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich.
    »Ich rede viel zuviel. Und ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe.«
    Merilee betrachtete sie voller Zuneigung. »Das würde ich nicht sagen. Ich werde morgen früh mit dem  Superintendent sprechen. Und was alles andere betrifft –  ich esse mit Nigel zu Mittag. Wer weiß? Wir werden sehen.« Sie ging in den Flur. »Kommen Sie, und  verriegeln Sie die Tür hinter mir.«
    Miss Seeton kehrte ins Wohnzimmer zurück, ließ sich an ihrem Schreibtisch nieder und stellte die Lampe so hin, daß sie das Bild bei günstigem Licht studieren konnte. Sie sah, wie sie schon vermutet hatte, das sitzende, kummervolle Mädchen. Und sie mußte gestehen, daß es genauso aussah wie Mrs. Paynel, als sie auf der Armlehne gesessen und die Hände im Schoß gehalten hatte. Aber wieso, wunderte sie sich, hatte sie die falschen Farben verwendet? Mrs. Paynels Kleid war rauchgrau und altrosa gewesen und der Umhang aus goldenem Samt. Das Kleid auf dem Gemälde war grün und der Umhang türkisfarben.
    Irgend etwas daran kam ihr eigenartig bekannt vor, aber sie wußte nicht, was. Erinnerte sie es an ein Bildnis der Madonna, das sie irgendwann einmal gesehen und  unbewußt kopiert hatte? Nein, ihr fiel nicht ein, welches Gemälde das hätte sein können. Und trotzdem ließ sie diese Ähnlichkeit mit etwas, was sie kannte, nicht los.
    Dieses rotgoldene Haar, das grüne Kleid, der türkisfarbene Umhang … Nein. Es fiel ihr nicht ein.
    Noch immer lächelnd nach der Begegnung mit Miss Seeton zog Merilee Paynel das quietschende Gartentor hinter sich zu und bog nach rechts in Richtung George and Dragon ab. Aus dem Schatten der Büsche, die den Gartenzaun überwucherten, traten zwei Männer, um ihr den Weg abzuschneiden.
    »Du bewegst dich in seltsamer Gesellschaft, meinst du nicht auch?« fragte Duke.

Kapitel 15
    Nigel Colveden war in einen hitzigen, wenn auch einseitigen Streit vertieft er haderte mit sich selbst: Sie konnte, sie würde ihn nicht versetzen, und außerdem hatte sie selbst gesagt, daß sie niemals eine Verabredung verschob oder nicht einhielt. Der Wirt vom George and Dragon meldete vorsichtig Bedenken an und dachte im stillen: Die jungen

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