Miss Seetons erster Fall
Ohren spitzen. ».wenn man sich vorstellt, was Mrs. Bannet gedacht hätte, wenn sie gewußt hätte, daß.«
»Vergiß nicht, Bunny: Sicher ist es nicht«, stachelte Miss Nuttel ihre Freundin an. »Natürlich nicht.« Jetzt war Mrs. Blaine an der Reihe, bedient zu werden. Sie lächelte dem Ladenmädchen zu: »Zwei Schachteln Datteln, ein Päckchen Mürbekekse und. ach ja, zwei große Pakete Backpflaumen, bitte.« Das Ladenmädchen drehte sich zum Regal um, und Mrs. Blaine nahm ihr Thema wieder auf: »Aber wie soll man es sich sonst erklären? Ich meine, es muß doch einen Grund geben, Eric, und wenn man sich noch so komisch benimmt, findest du nicht?«
»Sie hat was zu verbergen, bestimmt«, sagte Miss Nuttel.
»Offensichtlich, und ich fürchte, dafür gibt es nur einen Grund. Natürlich gehört es sich nicht, darüber zu reden. Danke schön.« Sie half dem Ladenmädchen, die Pakete in der Tragetüte zu verstauen und zog das Portemonnaie hervor. »Wieviel? Acht Shilling, acht Pence und Halfpenny. ach, ich hab’s gerade passend. Ich mag gar nicht daran denken.« Sie trat zur Seite.
Einen interessanten Klatsch ahnend, trödelten mehrere Kundinnen zwischen Theke und Tür hin und her. »Oh, guten Tag, Mrs. Goffer, wie geht es Ihrem Töchterchen? Hat doch hoffentlich nicht wieder was angestellt? Oh, da ist ja Mrs. Spiee. Sieht so aus, als ob das Wetter schön bleibt, nicht wahr?« Mrs. Blaine nickte ihr zu und fuhr auf dem Weg zur Tür mit durchdringendem Flüstern fort: »Aber leider ist es nur zu wahr, was man in den Zeitungen liest, ich meine, daß die Rauschgiftsucht allmählich überhand nimmt, vor allem in London.« Die Frauen verließen die Post.
»Wolltest du nicht noch Wolle besorgen?«
»Ach ja, das hätte ich fast vergessen.« Sie überquerten die Dorfstraße. »Weißt du, Eric, ich möchte bloß wissen, warum Mrs. Venning ein Glas Marmelade geschickt hat.«
»Marmelade?«
»Ja. Hast du das nicht gesehen? Ich habe zufällig den Zettel an dem Glas gelesen – Aprikosenmarmelade war drin –, und da stand drauf: Mit besten Grüßen von Mrs. und Miss Venning.«
»Ein bißchen komisch von den Vennings.«
»Sehr merkwürdig, finde ich. Schließlich. Mrs. Venning geht in letzter Zeit nirgendwohin, man sieht sie praktisch überhaupt nicht mehr. Würde mich interessieren, warum. Ich meine, es ist doch komisch, wenn man sich überlegt, daß sie früher immer so vergnügt war und überall mitgemacht hat, und plötzlich hört sie auf damit. Die arme kleine Angela kann einem leid tun.«
»So klein ist sie auch nicht mehr. Siebzehn oder achtzehn, schätze ich.«
»Ja, stimmt. Sie ist immer so ausgelassen.«
»Zu ausgelassen, würde ich sagen. Oder zu launisch. Heute himmelhoch jauchzend, morgen zu Tode betrübt. Hysterisch, wenn man mich fragt.«
»Ach Quatsch, Eric. Sie ist jung und lebhaft, und da hat man solche Perioden. Ich war genauso als junges Mädchen. Du verstehst das nicht, denn du bist nicht so sensibel. Ich hab’ mir immer gedacht, sie und Nigel Colvenden verloben sich mal.«
»Glaub ich nicht. Wo sie doch immer in dem kleinen Auto rumrast. Fährt viel zu schnell. Und dann der Club da, am Stadtrand von Brettenden, in dem sie immer ist, da geht es auch viel zu frei zu.«
»Ach weißt du, es muß ja ziemlich öde für sie sein, wenn ihre Mutter niemand mehr einlädt. Deshalb ist es ja auch so komisch, daß Mrs. Venning einer Neuzugezogenen einen Gruß schickt.« Vor dem Schaufenster des Kurzwarenladens blieben sie stehen. »Sieh mal, jetzt gibt’s hier das Mango-Gewürz, das wir immer in Brettenden kaufen mußten. Glaubst du, daß sie sich vielleicht von London her kennen?«
»Möglich. Mrs. Venning ist früher oft nach London gefahren. Um ihren Verleger aufzusuchen, oder so hat sie wenigstens gesagt.« Als sie die Ladentür aufmachten, bimmelte ein Glöckchen.
»Diese blöden Kinderbücher, die sie schreibt.« Mrs. Blaine trat hinter Miss Nuttel in den Laden. Beide nickten der Ladeninhaberin zu: »Guten Tag, Mrs. Welsted.«
»Guten Tag, die Damen.«
».ja, das wäre eine Erklärung, wenn sie sich von London her kennen.« Mrs. Blaine trat an die Theke. »Ich hätte gern noch etwas von der roten Wolle für das Twinset, das ich stricke – Sie wissen schon.«
»Gern, Mrs. Blaine, wieviel denn?«
»Natürlich, mit dem, was wir jetzt über Miss S. erfahren haben, ist klar, daß an der scheußlichen Geschichte von gestern mehr dran sein muß, als man zunächst denkt. Wieviel?«
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