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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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fragte sie zurück. »Tja, ich weiß nicht genau. Ich möchte nämlich das Grundmuster rot machen, nicht die Bordüre. Ich meine, Eric, du hast nicht mit Mordfällen und so zu tun, wenn nicht was dahintersteckt, nicht wahr?«
    »Margery!« Mrs. Welsted rief ihre Tochter. »Wieviel rote Wolle braucht Mrs. Blaine, wenn sie bei dem Bordüren-Twinset das Grundmuster rot macht?«
    »Eines jedenfalls weiß ich, Bunny – ich hab’ nichts mit Mordfällen zu tun.«
    »Sechs Unzen reichen bestimmt«, rief Margery Welsted aus dem Hinterzimmer.
    »Jetzt wird mir die Sache klar«, sagte Mrs. Blaine. »Es ist jemand von den gräßlichen Leuten gewesen, mit denen sie ja bekannt sein muß. Es hängt mit – du weißt schon – zusammen, mit diesem Zeug, mit dem es immer Ärger gibt.«
    »Hier ist Ihre Wolle, Mrs. Blaine.« Die Ladeninhaberin reichte ihr das Päckchen über die Theke. »Haben die Damen noch einen Wunsch?«
    »Nein, das ist alles, danke schön, Mrs. Welsted.« Norah Blaine nahm das Päckchen entgegen und wandte sich zum Gehen. »Meiner Ansicht nach erklärt das Mrs. V.s Benehmen, ich meine, warum sie plötzlich zu Hause bleibt und niemand mehr besucht. Wenn du mich fragst«, sie hielt Miss Nuttel die Tür auf, »ich glaube, Mrs. V. hat Angst.«
    Miss Seeton setzte den Hut auf. Ja, dieser Aufputz aus Ripsband gab ihm Chic, dachte sie. Halb vier. ogottogott, über anderthalb Stunden hatte sie geschlafen. Aber Martha hatte recht gehabt; sie war längst nicht mehr so müde. Ein bißchen frische Luft, ja, das brauchte sie jetzt, und da die Sonne schien, war es die beste Zeit: Sie mußte sich unbedingt den Garten besehen. Rasch ging sie die Treppe hinunter.
    Das kleine Haus hatte ihr schon immer gefallen, aber es war seltsam, wieviel persönlicher, nein, wieviel liebenswerter ein Haus wurde, wenn es einem selbst gehörte, wenn man zum erstenmal ein wenig das Gefühl hatte, hier sei man daheim. Ach, herrje – was hatte denn das zu bedeuten? An der Küchentür drehte sie um und ging durch den Hausflur. Auf dem Telefontischchen direkt neben der Haustür lagen lauter Päckchen, an denen Zettel steckten. Die waren vorhin doch nicht dagewesen. Wer in aller Welt. Hatte man sie besuchen wollen, als sie ihren Mittagsschlaf hielt? Ogottogott, hoffentlich dachte man nicht, sie sei unhöflich, weil sie nicht aufgemacht hatte. Sie begann, die Zettel zu lesen. Aber die Namen waren ihr alle unbekannt. Natürlich – man hatte es wegen Tante Flora getan. Wie beliebt sie im Dorf gewesen sein mußte. Aber trotzdem, sie selbst, eine Fremde, auf diese Weise willkommen zu heißen, wie liebenswürdig. An der Tür klopfte es. Sie machte auf.
    »Miss. Miss Seeton, wenn ich nicht irre?«
    »Ja, bitte?«
    »Ich bin. Treeves, Ihr. der Pfarrer.«
    »Oh, guten Tag – wie reizend von Ihnen.« Sie trat einen Schritt zurück. »Kommen Sie doch bitte herein.«
    »Oh. hm. ich.« Arthur Treeves zögerte und faßte sich dann ein Herz. »Sehr freundlich von Ihnen. Ich. das heißt, ich freue mich, Sie kennen zulernen.«
    Miss Seeton machte die Tür zu und wandte sich zur Küche. »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    »Tee? Ach nein, ich möchte Ihnen auf gar keinen Fall Umstände machen.«
    »Aber das macht keinerlei Umstände.«
    »O gut. Dann sehr gern. Aber nein, meine Schwester wäre dagegen.«
    »Ihre Schwester?« Miss Seeton blieb verdutzt stehen. »Sie ist gegen Tee?«
    »O nein, um Himmels willen, nein. Nein, sie trinkt eine Menge, sie führt mir den Haushalt. Sie wäre dagegen, daß ich mich Ihnen aufdränge.«
    »Aber ich bitte Sie. Es steht alles bereit. Ich will nur noch den Kessel einschalten – wollen Sie inzwischen schon im Wohnzimmer Platz nehmen?«
    Sie ging in die Küche, schaltete den elektrischen Wasserkessel an, und als sie zurückkam, sah sie den Pfarrer noch immer verlegen an der Wohnzimmertür stehen. Er trat zur Seite und stieß an das Tischchen im Flur.
    »Ach, Sie haben eingekauft, sehe ich«, sagte er, als er hinter ihr ins Wohnzimmer trat. »Nun, wie finden Sie unsere Dorfläden?«
    »Ich war noch gar nicht im Dorf, wissen Sie. Die Päckchen hier habe ich eben erst entdeckt, und ich bin ganz gerührt: Es sind Willkommensgrüße von Nachbarn, glaube ich. Ich war gerade dabei, die Karten zu lesen, als Sie kamen. Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Sie setzte sich in einen Sessel am Kamin.
    »Wie erfreulich.« Sein Gesicht hellte sich auf, als er sich ihr gegenüber auf einer Stuhlkante niederließ. »Das beweist eine

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