Miss Seetons erster Fall
beschlossen sie doch, um die Marsch herumzufahren und auf dem Weg, der an Miss Seetons Haus vorbeiführt, zurück zu kommen. O ja, und in dem Augenblick sagte jemand, damit hätten sie dann die richtige Richtung für die Heimfahrt.«
»Wer hat das gesagt?«
Nigel runzelte die Stirn, als versuche er, sich zu erinnern. Jetzt hieß es vorsichtig sein. »Ich weiß nicht. Das heißt, ich bin nicht sicher. Eins von den Mädchen, glaube ich.«
»Und dann?«
»Dann sind sie weggefahren.«
»Alle vier Autos?«
»Ja. nein.« Er stockte und fing sich wieder. »Drei Wagen. Die Brettenden-Clique hatte zwei Wagen, und der Wagen von den beiden anderen war mehr am Eingang abgestellt. Ich habe ihn nicht genau gesehen. Eine dunkle Limousine, mehr weiß ich nicht.«
»O doch, Mr. Colvenden, Sie wissen sogar viel mehr«, sagte Delphick entschieden. »Ungeachtet der Tatsache, daß diese. diese. sagen wir unverantwortlichen Freunde von Ihnen.« Er blickte in die Liste, die er noch immer in der Hand hielt.
»Es sind keine Freunde von mir«, unterbrach ihn Nigel.
». daß diese unverantwortlichen Bekannten von Ihnen sich vor dem Haus einer älteren, allein lebenden Dame versammeln wollten, sind Sie nicht auf die Idee gekommen, ihr eine freundliche Warnung zu geben, und ebenso wenig sind Sie auf die noch bessere Idee gekommen, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Sie sind einfach.« Er warf die Liste auf den Tisch: ». nach Hause gefahren.«
»Nein, ich.« Nigel wollte protestieren. Delphick ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Nein? Dann haben Sie sich die Zeit genommen, auf Ihrem Nachhauseweg mit diesen Bekannten von Ihnen ein höchst gefährliches Spiel zu treiben und eines der Autos in den Straßengraben zu drängen.« Nigel war so verdutzt, daß es ihm die Sprache verschlug. Wieso konnte der Superintendent das schon wissen? Wie konnte er das so schnell rausbekommen haben? Nigel versuchte sich in aller Eile an das Gesagte zu erinnern. Nichts war erwähnt worden, was. Halt: Der Unfall auf der Landstraße nach Brettenden, den Potter aufgenommen hatte! Das mußte es sein. Sie hatten erraten, daß es sein Wagen gewesen war. Aber mit absoluter Sicherheit konnten sie es nicht wissen. »Das können Sie nicht beweisen«, erklärte er.
»Wenn es mich interessierte oder wenn es irgendwie wichtig wäre, könnte ich ein gutes Dutzend Beweise beibringen. Die Spuren von Ihren Reifen auf dem Sommerweg – das genügte schon.«
»Na schön«, antwortete Nigel aufgebracht. »Ich habe sie also in den Straßengraben gedrängt. Ich wünschte nur, den zweiten hätte ich auch erwischt. Und es war kein Spiel, wie Sie offenbar glauben. Die haben zuerst versucht, mich von der Straße zu drängen, aber darauf waren sie nicht gefaßt – daß ich nämlich den Spieß umdrehen würde. Ich hab’ sie beschattet, als sie es mit anderen gemacht haben.«
»Aha. Sie hocken also nicht nur im Gebüsch, um andere zu belauschen, Sie beschatten sie auch – und Sie fahren ihnen nach.«
Bob Ranger mußte feststellen, daß ihm die Entwicklung des Gesprächs gar nicht gefiel. Was wollte das Orakel eigentlich? Schließlich hatte dieser Junge Initiative gezeigt – und es gar nicht einmal schlecht gemacht. Ständig verlangte man doch von der Bevölkerung, die Polizei zu unterstützen. Na ja, und genau das hatte der Junge gemacht. Und was hatte er davon? Das Orakel schien ganz vergessen zu haben, daß der Junge eben noch ein Junge war. Als sich Bob, ein reifer 28jähriger, an seine weit zurückliegende Jugend erinnerte, gestand er sich ein, daß er selbst, wenn ihn das Orakel derartig mißgelaunt verhört hätte, längst klein beigegeben hätte – das Orakel hätte ihn längst in den Teppich rollen und wegtragen können …
»Vielleicht erklären Sie mir mal, warum Sie diese Leute beobachtet haben und warum Sie ihnen nachgefahren sind.«
Wie naiv er gewesen war, dachte Nigel. Daß er sich glühend gewünscht hatte, mit diesen Scotland-Yard-Leuten zusammenzutreffen. Daß er daraufgebrannt hatte, sie um Hilfe zu bitten. Daß er verzweifelt gehofft hatte, sie würden. Wo hatte er bloß seinen Verstand gehabt? Er hatte vorgehabt, ihnen sein Herz auszuschütten und alles zu sagen, was er wußte. Jetzt, nach der Begegnung mit diesem Typ, würde er ihnen nicht mal sagen, wie spät es war. »Nun, Mr. Colvenden?«
Warum er ihnen nachgefahren war? Das konnte er getrost zugeben, überlegte er. »Weil sie – na ja, beweisen kann ich es nicht. ich meine, es ist keine
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