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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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der Aufregung wegen. Aber die Leute, denen sie dabei auf die Füße traten, die waren ihnen wurscht. »Wagen in Sicht, vorn«, brüllte Nigel.
    Sir George spähte voraus. Ja, Scheinwerfer. Fuhr ziemlich rasch. Er beugte sich hinunter: »Kannst du die Nummer erkennen?«
    »Nein. Aber den Wagen kenne ich, glaub ich.«
    Glauben. Das genügt nicht. Blöder Esel. Auf bloßen Verdacht hin konnte man nicht ein fremdes Auto anschießen. »Versuch, ihn zu überholen. Dräng ihn an den Straßenrand, und zwing ihn, zu halten. Kann mich nicht ewig entschuldigen, falsche Autos angeknallt zu haben.«
    Er straffte sich. Licht kam von der Seite, vorn an der Kreuzung. Diese verfluchten Hecken. Immer helleres Licht. Instinktiv nahm Nigel den Fuß vom Gas.
    »Fahr weiter«, brüllte Sir George. »Wir haben Vorfahrt – die müssen halten, am Stoppschild. Fahr weiter. Du.« Er bellte in die Nacht: ». du verdammter.« Ein Wagen schoß aus der Seitenstraße, kurvte auf zwei Rädern in die gerade Strecke unmittelbar vor ihnen. »Halt. Halt, ihr Idioten! Wir haben Vorfahrt – Hauptverkehrsstra…«
    Seine Stimme ging im Heulen einer Sirene und im Quietschen der Reifen des M.G. unter, während Nigel mit Bremsen und Runterschalten versuchte, den schlingernden Wagen unter Kontrolle zu bekommen. Sir George ließ seine Flinte fallen, ein Schuß löste sich und ging in die Hecke, und klammerte sich an Lehne und Windschutzscheibe – und schon krachten sie gegen das erleuchtete Rückschild des anderen Wagens. Glas splitterte, und die Beschriftung ›Polizei‹ erlosch. Es roch stark nach Benzin.
    Beide Fahrer sprangen auf die Straße. Die gegenseitigen Beschuldigungen gingen im Knattern eines Motors unter. Eine einsame Gestalt auf einem Moped tuckerte auf die Unfallstelle zu. Von dem Fahrer des Polizeiwagens zum Weiterfahren aufgefordert, zog Constable Potter, der einzige noch motorisierte Verfolger, Helm gerade aufgesetzt und Funkantenne ausgefahren, grüßend vorbei und knatterte seines Wegs.
    »Ein erstklassiger Mann, dieser Potter«, bemerkte der Superintendent. »Er befand sich gerade an einer einen Kilometer vom Dorf entfernten Unfallstelle – die Straße heißt Brettenden Road, glaube ich –, als er in der Ferne Schüsse hörte. Sofort gab er eine Funkmeldung durch und alarmierte die Streifenwagen südlich und nördlich von Plummergen. Am Dorfausgang erfuhr er dann, daß zwei in Richtung Norden fahrende Wagen gesichtet worden waren. Da er ihnen nicht begegnet war, mußten sie die Ashford Road genommen haben, und so fuhr er, so schnell er konnte, mit dem Rad hinterher.«
    »Kein Glück gehabt?« fragte Sir George. »Leider nein. Der Wagen, mit dem Sie zusammengestoßen sind, hat noch Meldung gemacht, und man hat versucht, die Straßen abzuriegeln, aber viel Hoffnung hat von Anfang an nicht bestanden. Es gab zu viele Fluchtmöglichkeiten, und die Beschreibungen waren zu vage. Übrigens, Sir George, der Fahrer des Streifenwagens, den Sie unglücklicherweise außer Gefecht gesetzt haben, gibt zu, viel zu spät Signal gegeben zu haben – er hat nicht daran gedacht, daß die Hecken den Dachscheinwerfer abschirmen. Er spricht Ihrem „Sohn seine volle Anerkennung aus, daß es nicht zu einem ernsteren Unfall gekommen ist.«
    »Großzügig«, sagte Sir George.
    Delphick grinste. »Anerkennung, wem Anerkennung gebührt. Ihr Wagen ist nicht allzu schwer beschädigt, wie ich höre?«
    »Nein«, sagte Nigel. »Das Wägelchen hat eigentlich nur ein paar Beulen abbekommen. Den Streifenwagen hat’s schlimmer erwischt, mit dem kaputten Benzintank. Wir haben den Beamten gesagt, was wir wußten, und dann haben sie eine Meldung durchgegeben und uns abschleppen lassen – ein Kotflügel hat nämlich geklemmt, und ein Scheinwerfer war hin.«
    Delphick stand auf. »Gut. Vielen Dank, Sir George. Ich glaube, es ist alles klar, und ich brauche Sie nicht länger aufzuhalten. Jetzt fehlt uns nur noch Mr. Colvendens Aussage, und dann müssen wir noch mit Miss Seeton sprechen. Nur eines«, setzte er hinzu, als Sir George die Tür aufmachte. »So dankbar wir für Ihre Hilfe sind, so muß ich Sie doch daran erinnern, daß der Waffenschein für Ihre Flinte nur sportliche Betätigung erlaubt und keine, wenigstens bei uns in England, Großwildjagd, so durchlöchernswert das Wild auch sein mag.« Er grinste. »Allerdings besteht in diesem Fall wenig Wahrscheinlichkeit, daß Beschwerden kommen.«
    Sir George lachte kurz auf und ging aus dem Zimmer. Der Superintendent

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