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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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setzte sich nicht wieder hin. Er trat ans Fenster und bewunderte den Park.
    Sehr schön angelegt und, in Anbetracht des Personalmangels, erstaunlich gut gepflegt. Wer auch die Bäume gepflanzt haben mochte, er hatte es mit liebevoller Sorgfalt und Voraussicht getan. Das Kupfer der Blutbuchen, das Rot und Purpur der Ahornbäume vor dem Blau der Zedern und Eukalyptussträucher. dazwischen sämtliche Schattierungen von Grün. Und vor diese Kulisse hatten die gegenwärtigen Eigentümer kräftige Farben gesetzt – durch Blumenbeete, Stauden und Rabatten.
    Bob Ranger beobachtete seinen Vorgesetzten beunruhigt. Kein gutes Zeichen, wenn das Orakel so lange schwieg.
    Delphick drehte sich um. »Und nun, Mr. Colvenden.« Aha, er hatte recht gehabt, dachte der Sergeant. Diese Stimme kannte er. Die Sturmzeichen waren aufgezogen. »Ihren Namen weiß ich, Ihr Wohnort ist Plummergen. Ihr Beruf?«
    Nigel sah den Superintendent verblüfft an. Was bedeutete dieser Kasernenhofton nach der soeben noch höflichen, umgänglichen Art?
    »Beruf? Ich bin noch in der Ausbildung.«
    »Was für eine Ausbildung?«
    »Landwirtschaft. In vierzehn Tagen geht’s weiter. Vater hat Wunder vollbracht, um den Gutsbetrieb wieder in die Höhe zu bringen, aber er wirft nichts ab, und das muß sich erreichen lassen. Daß er sich rentiert, meine ich. Das ist mein Ziel.«
    »Schweres Stück Arbeit.«
    »Wie andere Berufe auch. Aber zufällig macht es mir Spaß.«
    »Einziges Kind also?«
    »Nein, ich habe noch eine ältere Schwester. Sie ist verheiratet und lebt in London.«
    »Während Ihrer Ausbildungszeit sind Sie demnach nie sehr lange zu Hause. Oder irre ich?«
    »Für das letzte Jahr stimmt es. Nur in den Ferien bin ich hier.«
    »Gestern nacht sind Sie genau im richtigen Moment auf dem Schauplatz erschienen.«
    »Ich. ich denke, schon.«
    »Es ist Tatsache. Wieso?«
    »Wieso? Ich war auf dem Nachhauseweg.«
    »Von wo?«
    »Von Brettenden.«
    »Von wo in Brettenden?«
    »Ich war aus.«
    »Offensichtlich. Wo?«
    »In einem Lokal am Rand von Les Marys.«
    »Wie heißt das Lokal?«
    »Ist das denn wichtig?« Das barsche Verhör machte Nigel nervös.
    »Wenn nicht, würde ich nicht fragen. Vermutlich waren Sie in einem Club namens Singing Swan. «
    »Aber nicht drinnen.«
    »Bitte, keine Haarspalterei«, fauchte Delphick. »Wo waren Sie genau?«
    »Im Gebüsch hinter dem Parkplatz.«
    »Allein?«
    »Natürlich. Was denken Sie sich denn?«
    »Ich denke mir gar nichts, Mr. Colvenden. Ich versuche, Tatsachen zu ermitteln. Sie waren allein im Gebüsch hinter dem Parkplatz. Warum? Oder gehört das zu Ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung?«
    »Ich wollte was beobachten, wenn Sie es genau wissen müssen.«
    »Was oder wen?«
    »Wie sie alle heißen, weiß ich nicht.« In seiner Wut sagte Nigel mehr, als er wollte. »Es ist eine Clique, die oft im Club auftaucht. Einer heißt Art und ein anderer Micky oder Nicky, genau weiß ich das nicht. Und eins von den Mädchen nennen sie Sue.«
    »Gestatten Sie, daß ich Ihnen helfe.« Delphick ging zu dem Tisch, an dem der Sergeant saß, und nahm einen Zettel. »Susan Frith, Diana Dean, Arthur Grant, Michael Hughes, Percy Davis, James Trugg, John Hart. Waren sie gestern alle da?«
    Nigel war völlig verblüfft. »Wenn sie so heißen, ja. Sie sind alle zusammen rausgekommen.«
    »Noch jemand außerdem?«
    »Nein«, antwortete er rasch, denn er dachte an Angela. Dann korrigierte er sich: »Das heißt, es waren noch zwei Kerle dabei, die ich nicht kenne. Sie haben sich mit den anderen unterhalten, aber sie gehören nicht dazu. Ich glaube, sie waren in einem eigenen Auto gekommen. Ich hatte den Eindruck, daß sie nicht von hier sind.«
    »Was hat Ihnen diesen Eindruck vermittelt?«
    »Eigentlich nur, daß einer halb Cockney, halb amerikanischen Slang gesprochen hat.«
    »Können Sie die beiden beschreiben?«
    »Leider nicht. Der Mond war nicht hell genug, und ich habe auch nicht darauf geachtet.«
    »War einer von den beiden, die Sie nicht kannten, in Hut und Mantel?«
    »Nein … Oder, warten Sie: Doch, einer hat einen Mantel angehabt, glaube ich.«
    »Haben Sie etwas von ihrer Unterhaltung verstanden?«
    »Doch, sie standen ganz in meiner Nähe. Eine Zeitlang haben sie über Miss Seeton geredet. Es klang, als ob sie in den Zeitungen über sie gelesen hätten, und der mit dem Dialekt sagte, er hätte gern eine Berühmtheit kennengelernt. Aber der andere, dieser Art, sagte, das hätte keinen Sinn, es wäre zu spät. Aber dann

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