Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
Vom Netzwerk:
hierher bringen, aber ich dachte, in seiner Heimatstadt macht er sich besser. Der Inspektor war tief beeindruckt und sagte: ›Ah ja. Psychologischen Druck anwenden.‹ Das ist Französisch und heißt, seinen Grips gebrauchen.«
    »Wie macht er sich, Chris?« fragte Delphick.
    »Morton? Och, ganz gut so weit. Hat ganz schön getobt zu Anfang, aber jetzt legt sich der Wind schon.« Er legte den Zettel weg. »Vor einer halben Stunde habe ich mit Brettenden telefoniert, und sie sagen, an den Nähten geht er schon ein bißchen auseinander. Jedenfalls sitzen sie bei ihm und halten ihm die Hand, bis Sie kommen. Bestimmt weint er sich dann an Ihrer Schulter aus und rückt mit allem raus. Vorausgesetzt, Sie finden etwas in seinem Büro oder bei ihm zu Hause.« Brinton überflog den nächsten Zettel. »Steht schon alles auf dem Programm. Ich habe Sir George Colvenden angerufen. Er macht den Haussuchungsbefehl fertig, und Sie können ihn mitnehmen, wenn Sie zurückfahren. Er war hörbar entzückt. War bei einer Versammlung und hat, soviel ich weiß, den ganzen Spaß versäumt.«
    »Ja«, sagte Delphick. »Aber zum Glück war er zurück, als ich den jungen Colvenden nach Hause gebracht habe. Der Junge kann einem leid tun. Aber er ist zäh. Die erste Leiche ist kein Spaß, vor allem, wenn man jung ist und es jemand war, den man gekannt hat. Ich habe ihn ans Steuer gesetzt. Entspricht nicht ganz den Vorschriften, aber. So hat er sich aufs Fahren konzentrieren müssen. Sein Vater müßte eigentlich imstande sein, ihn wieder in die Reihe zu bringen. Eine prächtige Familie, die Colvendens.«
    »Noch etwas zu Morton.« Der Chief Inspector kramte einen anderen Zettel hervor. »Erinnern Sie sich, Orakel, daß Sie mich vom Yard aus wegen des Singing Swan angerufen haben?«
    »Aber ja. Ein Tip von Miss Seeton.«
    »Wundert mich nicht. Die steckt ihren Schirm auch in alles. Nun – ich habe Ihnen damals gesagt, daß wir diesen Verein schon ein- oder zweimal ausgehoben haben, aber sie hatten jedesmal Wind davon bekommen. Jetzt wissen wir, wo die undichte Stelle war. Übrigens reiner Zufall. Vorhin, als wir Morton bei den Kollegen in Brettenden abgeliefert haben, sagte einer von den Plattfüßen dort: ›Ach du liebe Zeit, der. Das ist doch Councillor Trefold Morton – ausgerechnet der, der sich immer beschwert hat, was für ein Schandfleck der Singing Swan ist.‹ Und was stellt sich raus? Jedesmal, wenn wir eine Razzia anberaumten, hat dieser Idiot in Uniform es Morton voller Stolz mitgeteilt, um zu beweisen, daß wir am Ball sind; Kritik an der Polizei kann er nämlich nicht vertragen. Tja, jetzt lernt er aus erster Hand, wohin Kritik an der Polizei führen kann.« Brinton lehnte sich seufzend im Stuhl zurück. »Das ist alles, glaube ich. Vermutlich wollen Sie beide jetzt abhauen, damit Sie heute nacht überhaupt noch ins Bett kommen. Übrigens, Sergeant.« Er beäugte Bob mit ernster Miene: »Was hat diese Meldung von dem Unfallwagen zu bedeuten, daß Sie bei Plummergen Common in weiblicher Gesellschaft herumgehopst und splitterfasernackt durch die Landschaft gegondelt sind?« Bob wurde feuerrot. »Ich war klatschnaß, Sir.«
    »Aha.« Der Chief Inspector nickte. »Na ja, ich will mit Ihnen keinen Streit anfangen. Sie müssen es ja wissen, und Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.«
    »Lassen Sie ihn in Ruhe, Chris«, lachte Delphick. »Wenn Bob nicht gewesen wäre und sich als Froschmann betätigt hätte, wären wir unsere Miss Seeton los.«
    »Eben. Ich kenne die Dame nicht persönlich, aber vor ihrer Ankunft haben wir nur nette, friedliche Diebstähle, Rauschgiftgeschichten und Überfälle gehabt. Seit sie hier ist, haben wir jede Menge Schießereien, Entführungen und jetzt sogar Morde. Wie ist es, wollen Sie die Dame nicht mit nach London zurücknehmen? Dann kämen wir alle ein bißchen zur Ruhe.«
    »Ich glaube, sie erwägt, sich für dauernd im Plummergen niederzulassen, Chris«, schmunzelte Delphick.
    »Für dauernd? Na, dann wenden wir uns am besten an die Armee und richten uns auf Kriegsrecht ein. Machen Sie Morton weich, Orakel. Im Moment unterstützt er uns nur bei Ermittlungen. Wenn wir ihn aber länger festhalten wollen, müssen wir mit Beschuldigungen kommen. Ich bleibe hier, bis Sie mit ihm fertig sind – und wenn ich die Nacht hier kampieren muß.«
    Delphick und Bob Ranger fuhren von Ashford nach Plummergen, nahmen in Rytham Hall den Haussuchungsbefehl mit und sahen sich dann kurz in Sweetbriars

Weitere Kostenlose Bücher