Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
sagte: “Guten Tag, Mylord. Hallo, Miss Fanny.”
Sophie drehte sich um und wäre fast vornüber gefallen. Was machte Seine Lordschaft hier? Ihre Gedanken überstürzten sich, während sie Kit durch das Friedhofstor folgte.
“Guten Tag, Miss Marsden”, sagte David lächelnd. “Äh … Ich möchte Ihnen meine Nichte Fanny vorstellen. Fanny, das sind Miss Sophie Marsden und ihr Neffe Kit.”
“Wir kennen uns bereits”, erwiderte Sophie mit einem leichten Lächeln. “Wie geht es Ihnen, Miss Fanny?” Bisher hatte sie gedacht, Seine Lordschaft habe kalte Augen. Nun jedoch erkannte sie ihren Irrtum. Seine Augen strahlten in einer Weise, die seinem gut aussehenden Gesicht einen noch größeren Reiz verliehen.
Die offenkundige Freundlichkeit, mit der seine Nichte Miss Marsden und deren Neffen begrüßte, überraschte David. Offensichtlich hatte Fanny beide gern.
Er saß ab, überließ Kit die Zügel und sagte: “Vielleicht tust du mir den Gefallen und führst Perdita. Ich werde deine Tante und dich nach Haus begleiten. Wenn du mir bei deiner Ehre versprichst, an Kits Seite zu bleiben, dann kannst du vorausreiten, Fanny. Aber du musst mir feierlich versprechen, nur im Schritt zu reiten. Sonst lasse ich dich eine Woche lang nicht mehr reiten.” Als Fanny etwas erwidern wollte, fuhr er rasch fort: “Spare dir den Atem. Was bei deiner Gouvernante funktionieren mag, verfängt nicht bei mir. Und falls du auf den Einfall kommen solltest, hier einen deiner Wutausbrüche zu bekommen, dann lege ich dich mir übers Knie.”
Entsetzt über den Gedanken, öffentlich gedemütigt zu werden, gab Fanny dem Onkel das Versprechen und ritt neben Kit voraus.
David gab einen Seufzer der Erleichterung von sich und schaute Miss Marsden an. “Ich war auf dem Weg zu Ihnen. Ich wollte Sie nicht auf diese Weise stören, aber nachdem Kit uns gesehen hatte … nun, es wäre mir unangenehm gewesen, wenn Sie und er angenommen hätten, ich würde Sie absichtlich übersehen. Natürlich können Sie jetzt sagen, dass Sie keinen Wert auf meine Begleitung legen, aber das Gegenteil wäre mir lieber.” Er wartete auf die Antwort und stellte erstaunt fest, wie ungeheuer wichtig es für ihn war, was Miss Marsden erwidern würde. Aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grund wollte er, dass sie nach dem ersten, nicht sehr guten Eindruck, den sie von ihm gewonnen hatte, ihre Meinung über ihn änderte.
“Ich kann mir nicht vorstellen, Mylord, warum Sie Wert auf meine Gesellschaft legen”, sagte sie freimütig.
“Natürlich pflege ich meine Nichte immer den Damen vorzustellen, die ich zu meinen Mätressen machen will.” In Lord Helfords tiefer Stimme hatte ein unverkennbar scherzhafter Unterton mitgeschwungen.
Finster schaute Sophie den Viscount an, beherrschte sich jedoch. “Abgesehen von Ihrem Ruf, Sir, über den ich alles weiß, habe ich nie jemanden über Sie sagen gehört, dass Sie sich derart unmöglich benehmen würden. Daher fühle ich mich in Ihrer Gesellschaft einigermaßen sicher.”
“Ach, wirklich? Ich nehme an, dass ich mich jetzt geschmeichelt fühlen sollte.”
“Nicht im Mindesten”, erwiderte Sophie. “Ich erweise Ihnen lediglich die Höflichkeit, anzunehmen, dass Sie sich gelegentlich so aufführen können, wie ein Gentleman das tun sollte.”
“Wirklich! Sie haben eine spitze Zunge, Madam”, erwiderte David, zwischen Belustigung und Entrüstung schwankend. “Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich mich immer wie ein Gentleman aufführe.”
“Dann war mein erster Eindruck von Ihnen grundlegend falsch, und ich bin jetzt vor Ihnen sicher”, sagte Sophie freimütig. “Und da Kit glaubt, dass Sie, wie er es ausgedrückt hat, ein Pfundskerl sind, habe ich nicht das Herz, ihm zu sagen, das sei ein glattes Fehlurteil.”
“Ich verstehe”, erwiderte David trocken und fand es besser, das Thema zu wechseln. “Legen Sie oft Blumen auf das Grab Ihrer Schwester?” Er sah eine Träne über Miss Marsdens Wange rinnen.
“Heute ist der Geburtstag meiner Schwester”, antwortete Sophie schlicht. “In der letzten Zeit hat Kit ziemlich oft den Unterricht geschwänzt. Daher dachte ich, dass es leichter für ihn wäre, mir zu erzählen, was ihn belastet, wenn ich ihn dazu bringen kann, über seine Mutter zu reden.”
“Ich würde sagen, das ist ziemlich offenkundig”, warf David ein.
“Ja, ich weiß, dass er sie vermisst”, sagte Sophie. “Aber warum lehnt er sich plötzlich gegen mich auf?” Nachdenklich rieb sie sich die
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