Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Wiedersehen.” Er rannte die Holztreppe hinauf und verschwand im Haus. Wenn Tante Sophie ihm nicht böse war, über wen hatte sie sich dann geärgert? Um Lord Helford konnte es sich nicht handeln. Sie hatte ihn doch soeben erst kennengelernt. Außerdem war er ein Pfundskerl.
    Sie blieb mit dem Mann zurück, über den sie sich unmöglich hatte ärgern können, und sagte: “Natürlich werde ich mich von der Seite der Treppe zurückziehen, die Ihnen gehört, Sir. Einen angenehmen Tag, Mylord.” Aus ihren braun-grünen Augen schaute sie ihn wütend an.
    Er schluckte und sagte im Ton eines Menschen, der alle Hoffnung aufgegeben hat: “Ich … äh … Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, Miss Marsden. Bitte, nehmen Sie meine Entschuldigung an.”
    “An Ihrer Entschuldigung bin ich nicht interessiert, Sir!”, erwiderte sie erbost. “Für jemanden, der so schrecklich schlecht denkt, dass er annehmen kann, was Sie angenommen haben, bringe ich nur Verachtung auf. Des Weiteren sind Sie der letzte Mann auf Erden, bei dem ich in Erwägung ziehen würde, ihm meine Gunst zu schenken, wäre ich tatsächlich die Art von Freiwild, für die Sie mich gehalten haben.”
    “Wie können Sie so etwas zu mir sagen!”, entrüstete sich David.
    “Würden Sie es vorziehen, dass ich Ihnen sage, ich sei sehr enttäuscht? Sollte ich entzückt über Ihr ehrenrühriges Angebot sein? Hat Ihnen nie eine Frau einen Korb gegeben, Sir?”
    Wütend schaute er sie an. “Natürlich nicht!” Er bemerkte ihren ungläubigen Blick. Verdammt noch mal! Was hatte er gesagt?
    “Wie höchst erfreulich für Sie, Sir”, erwiderte sie sichtlich angewidert. “Es entzückt mich zu wissen, dass ich Ihren Erfahrungsschatz so mühelos bereichert habe.”
    “Zum Teufel mit Ihnen!” Jetzt war Lord Helford wirklich wütend, weil er sich derart zum Narren gemacht hatte. “Was ich meinte, war, dass eine junge, tugendhafte Dame von guter Herkunft, was Sie meiner Meinung nach sind, solche Dinge nicht äußern sollte! Sie dürften nicht einmal Kenntnis davon haben! Ich habe mich dafür entschuldigt, dass ich Sie falsch beurteilt habe.”
    “Und natürlich wissen Sie eine Menge über anständige junge Damen, Sir”, entgegnete Sophie ironisch und schnaubte sehr undamenhaft. “Ich zweifele nicht daran, dass Sie bei Ihrem Urteil über mich von den gleichen Voraussetzungen ausgegangen sind, die Sie bei Ihren Mätressen zugrunde legen! Und sollten Sie gedacht haben, ich könne dazu überredet werden, eine von ihnen zu werden, dann haben Sie sich getäuscht!”
    Genau das hatte Lord Helford gedacht. Das jedoch so unumwunden ausgesprochen zu hören, noch dazu von einer wohlerzogenen jungen Dame, die keine Ahnung von solchen Dingen hätte haben dürfen, war für ihn eine heilsame Lehre. David sagte sich, er müsse schockiert sein, falls er das nicht schon war. Er empfand jedoch leichte Belustigung und, verdammt noch mal, sogar Bewunderung für den kleinen Hitzkopf.
    “Alles, was ich Ihnen mitzuteilen habe, ist, dass Ihr Irrtum mehr über Sie aussagt als über mich”, fuhr Sophie fort, obwohl sie bereits schon mehr als genug gesagt hatte.
    “Sie kleines Biest!”, äußerte David noch wütender. “Was weiß ein Grünschnabel wie Sie schon von meiner Art zu leben? Nun, ich sehe, dass ich ins Hintertreffen geraten bin. Ich lasse Sie jetzt allein, Miss Marsden, damit Sie sich beruhigen können, und werde Sie in einigen Tagen wieder aufsuchen. Ich hoffe, dass Sie mir bis dahin verziehen haben und geruhen werden, mich zu empfangen.”
    Vom Podest der Treppe schaute sie ihn finster an. “Ich kann schlecht etwas dagegen haben, da Sie der Grundeigentümer sind.”
    Schon im Begriff, wegzureiten, hielt er das Pferd an und erwiderte ihren wütenden Blick. “Im Gegenteil, Miss Marsden.” Seine tiefe Stimme hatte äußerst ernst geklungen. “Wenn Sie meinen, es sei Ihnen lieber, mich nach den von mir gemachten Andeutungen und aufgrund der sehr ungehörigen Art, in der ich mit Ihnen geredet habe, nicht zu empfangen, dann werde ich Ihren Wunsch respektieren. Sie müssen nicht befürchten, Ihr Verhalten könne in irgendeiner Weise einen negativen Einfluss auf Ihren weiteren Verbleib in Willowbank House haben.”
    Ohne Miss Marsden die Möglichkeit zu einer Erwiderung zu geben, ritt Lord Helford los, hielt jedoch gleich wieder an und drehte sich halb um. “Oh! Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Neffen. Sagen Sie ihm, beim nächsten Mal müsse er die Forellen nicht wieder