Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
ins Wasser werfen. Er ist ein guter Junge, Sie beide können sich jederzeit auf meinem Grundstück aufhalten.”
Ziemlich verwirrt starrte Sophie dem Viscount hinterher. Nie hatte ein Mann sie so durcheinander gebracht. Soweit sie gehört hatte, war er ein Lebemann. Sie hatte sich jedoch in seiner Gesellschaft sehr sicher gefühlt, bis sie von ihm für ein leichtes Mädchen gehalten worden war. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie immer noch hinter ihm herschaute. Wütend auf sich selbst ging sie zum Haus und fragte sich, was er gedacht haben mochte, als Kit ihm sein wahres verwandtschaftliches Verhältnis zu ihr erklärt hatte. Ihr angeborener Sinn für Humor gewann die Oberhand, und sie musste ein Auflachen unterdrücken. Der Viscount musste in tödlicher Verlegenheit gewesen sein. Das geschah ihm recht, diesem grässlichen, arroganten … Oh! Es gab keinen noch so abträglichen Ausdruck für ihn, der zu ihrer Zufriedenheit auf ihn gepasst hätte.
Lord Helford benötigte Zeit, um einen Plan zu entwickeln, wie er Miss Marsden ganz deutlich zu verstehen geben konnte, dass er nicht die Absicht hatte, sie zu verführen. Als er ihn endlich gefasst hatte, fragte er sich, wo er bisher seinen Verstand gelassen hatte, weil die Lösung des Problems so einfach war.
Folglich ritt er drei Tage nach der letzten Begegnung mit Miss Marsden, begleitet von Miss Fanny Melville, seiner Nichte, die auf ihrem Pony saß, durch das Parktor von Helford Place. Im Verlauf der kurzen Bekanntschaft mit Fanny war er zu dem Schluss gekommen, dass sie weit davon entfernt war, das wohlerzogene Kind zu sein, für das er sie ursprünglich gehalten hatte. Ihre zur Schau getragene Sittsamkeit war nur die Fassade für ein temperamentvolles, energisches Wesen. Seiner Meinung nach brauchte sie jemanden, der sie zügelte und keinen Unsinn duldete. Er hatte keine Ader für Kinder, nahm jedoch an, dass er als Fannys Vormund einen Teil der Verantwortung für sie übernehmen müsse, ein weiterer guter Grund dafür, so schnell wie möglich eine Frau aus guter Familie zu heiraten, die dann die Erziehung seiner Nichte in die Hände nehmen konnte.
Er überlegte, wie Miss Marsden ihn aufnehmen mochte. In der Zwischenzeit war es ihm gelungen, etwas mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Seine Großtante Maria hatte natürlich alles über Miss Marsden gewusst. Sie schien sie sogar zu mögen. Von ihr wusste er, dass Miss Sophie Marsden seit zwei Jahren in Willowbank House wohnte, ihre Schwester vor einem Jahr gestorben war und sie jetzt die Vormundschaft über ihren Neffen hatte. Miss Marsden habe etwas Geld und etliche Verehrer, von denen sie jedoch wahrscheinlich keinen erhören würde, auch nicht Sir Philip Garfield, der ihr besonders eifrig den Hof mache.
David ritt auf der durch Little Helford nach Willowbank House führenden Landstraße und wusste nicht, über was er mit seiner Nichte reden sollte. Äußerlich wirkte sie in sich gekehrt, doch er hatte bereits festgestellt, dass sie, wenn sie ihren Willen nicht bekam, ohrenbetäubend schreien konnte. Da sie sehr gut im Sattel saß, sagte er: “Du reitest ausgezeichnet, Fanny. Sollen wir die Pferde traben lassen?”
Da sie damit einverstanden war, wurde die letzte halbe Meile nach Little Helford zurückgelegt, ohne dass Lord Helford sich, was die Konversation betraf, erneut in der Klemme sah. Als man sich den ersten Häusern näherte, hielt er sein unwilliges Mündel dazu an, langsamer zu reiten, weil er daran dachte, wie er zum letzten Mal durch das Dorf geprescht war.
“Müssen wir so langsam reiten, Onkel David?”
“Ja!”
Also ließ man die Pferde im Schritt durch den Ort gehen und erwiderte höfliche Begrüßungen. Alle Dorfbewohner kannten Miss Fanny Melville, und viele erinnerten sich auch noch an Lord Helford. Als man am Kirchhof vorbeikam, bemerkte er Miss Marsden, die mit Kit nicht weit vom Tor entfernt bei einem Grabstein stand. Ein kleines Blumengebinde lag auf dem Grab. Er hörte sie zu ihrem Neffen sagen, dass seine Mutter sich bestimmt über die Blumen freue, die er ihr, wie immer zu ihrem Geburtstag, gebracht hatte.
Kit nickte und legte kurz die Hand in Miss Marsdens. Plötzlich wurde David sich bewusst, dass er etwas sehr Persönliches beobachtete und nicht stören dürfe, doch dafür war es bereits zu spät. Der Junge straffte die Schultern und drehte sich um. Überraschung und Freude verdrängten den traurigen Ausdruck in seinen Augen.
Sogleich lief er zu den Reitern und
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