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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Rolls
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Nase. “Auflehnen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber ich weiß nicht, wie ich das besser ausdrücken könnte. Und ich begreife auch nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle.” Peinlich berührt darüber, dass sie Seiner Lordschaft ihre Sorgen anvertraut hatte, ging sie schweigend weiter.
    Auch er schwieg. David war sich des eigenartigen Dranges bewusst, ihr helfen zu wollen. Er konnte sich nicht erinnern, dass er bisher je das Bedürfnis gehabt hatte, einer Frau zu helfen, jedenfalls nicht bei einem Problem dieser Art.
    Seltsamerweise begriff er, warum sie gesagt hatte, was sie bedrückte. Offensichtlich war ihre vertrauensvollere Stimmung auf die Umstände zurückzuführen. Aber warum zum Teufel wollte er ihr beistehen? Ihre Sorgen gingen ihn nichts an. Er riet sich nachdrücklich, sich nicht einzumischen. In der gegebenen Situation durfte er so wenig wie möglich mit ihr zu tun haben. Doch trotz dieser Einsicht kam ihm plötzlich ein Gedanke. Was hatte Kit neulich beim Fluss gesagt? Etwas darüber, dass er seine Mutter erwartet habe, und … oh, was noch? … Was hatte er gesagt? … Ja, er habe seine Mutter erwartet, und … und es sei immer Tante Sophie.
    “Sie sehen wie Ihre Schwester aus, nicht wahr?”
    Sophie nickte. “Ja. Jeder sah sofort, dass Emma und ich Schwestern waren. Kit sieht uns beiden ähnlich. Warum?”
    “Ich glaube, diese Tatsache belastet ihn”, antwortete David bedächtig und erzählte Miss Marsden, was der Junge gesagt hatte.
    Schweigend dachte sie darüber nach. Er bemerkte, dass sie sich dabei wieder auf diese entzückende Weise die Nase rieb.
    “Wenn Kit sich einredet, seine Mutter sei noch am Leben …”, äußerte Sophie langsam, in Gedanken noch bei diesem Problem, “und dass sie … zu ihm kommen könnte, dann … gibt es irgendwann den schrecklichen Augenblick, in dem er begreift, dass sie doch tot ist.”
    “Und Sie sehen ihr ähnlich”, warf David ein.
    “Das macht alles noch schlimmer”, erwiderte Sophie in sprödem Ton. “Der arme kleine Kerl! Nun, zumindest weiß ich jetzt Bescheid. Ich danke Ihnen, Lord Helford. Ich glaube nicht, dass ich daran gedacht hätte.” Sein Verständnis und die bloße Tatsache, dass er sich an das, was Kit gesagt hatte, erinnerte, erstaunten sie gleichermaßen. Nun, er mochte ein gefährlicher Frauenheld sein, hatte aber ein gutes Herz.
    David war erstaunt darüber, wie mühelos er das Problem erkannt hatte. Und noch mehr überraschte ihn die Tatsache, dass Miss Marsdens Kummer ihm nahe gegangen war.
    Schweigend setzte man den Weg fort. David fand es ziemlich angenehm, mit einer Frau zusammen zu sein, die es nicht darauf anlegte, ihn mit lebhaftem Geplapper zu unterhalten. Wenn sie etwas zu sagen hatte, dann äußerte sie das unumwunden. Ansonsten schien sie damit zufrieden zu sein, den Mund halten zu können.
    Sophie fand seine Nähe, obwohl er sich so still verhielt, äußerst beunruhigend. Sie machte sich keine Illusionen über das, was er neulich gedacht hatte. Wahrscheinlich würde sie ihm verzeihen müssen, da er seinen Fehler eingesehen und sich dafür entschuldigt hatte. Schwerer zu verzeihen fand sie die Tatsache, dass sein forschender Blick alle möglichen unschicklichen und gefährlichen Gedanken hervorrief. Wie würde es sein, wenn … Nein! Daran durfte sie nicht denken. Das war falsch. Gänzlich unschicklich. Und das verängstigte sie.
    Um sich abzulenken, sagte sie: “Leider hat Kit kein Pony. Und mein Kutschpferd ist für einen Anfänger viel zu lebhaft. Er hat versucht, es zu reiten, und wurde jedes Mal abgeworfen. Und da ich nur einen Damensattel habe, musste er ohne Sattel reiten.”
    David kam ein Gedanke. “Möchten Sie, dass er reiten lernt?” erkundigte er sich vorsichtig.
    “Ja, natürlich”, antwortete sie seufzend. “Aber ich kann mir die Unterhaltskosten für ein zweites Pferd nicht leisten. Nun, ich könnte es, aber ich versuche, mein Stammkapital zu erhöhen und für die Zeit zu sparen, wenn er zur Schule muss. Also kein Pony. Die einzige Lösung wäre, das Kutschpferd zu verkaufen und ein ruhigeres Tier zu erstehen. Aber wir haben dieses sehr gern.” Sophie presste die Lippen zusammen. Schon wieder gab sie persönliche Dinge preis, die Lord Helford nichts angingen und an denen er unmöglich interessiert sein konnte. Sie konnte nur daran denken, dass durch den Gang zum Friedhof und zu Emmas Grab der Drang ausgelöst worden war, mit jemandem zu reden und mit ihm ihren Kummer zu teilen, ein

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