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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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Geschichten über diesen Stier erzählen. Job Diment und Elias Carter hat das Biest völlig außer Gefecht gesetzt. Und dann ist erst kürzlich Mr. Winbolts eigene Schwester knapp mit dem Leben davongekommen!“
    „Miss Winbolt, sagten Sie?“
    „Ja, Sir. Sie stehen gerade an der Stelle, wo sie entkommen ist. Das hat uns jedenfalls Mr. Winbold berichtet, als er uns bat, die Hecke unterm Baum auszubessern. Sie hatte Glück.“ Neugierig musterte er William. „Wollen Sie nach Shearings, Sir?“
    „Nein, heute nicht. Ich muss in die andere Richtung. Ich danke Ihnen, Will.“ Beide kletterten den Abhang hinunter, und William ließ eine Münze in Will Darbys Rechte fallen. „Ich beherzige Ihren Ratschlag und gehe lieber außen herum!“
    Zu Williams Erleichterung schenkte ihm Will Darby ein zahnloses Grinsen, grüßte und verschwand ohne weitere Fragen zu stellen.
    Die bizarre Situation war ganz nach William Ashendens Geschmack. Fröhlich ritt er nach Charlwood und musste sich wiederholt zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Die unterkühlte Emily Winbolt und die ungestüme Verführerin – was für eine unglaubliche Kombination! Miss Winbolts Angst war nun völlig verständlich. Sie fürchtete, dass er sie erkannte und allen von ihrem Verhalten erzählen würde. Er grinste. Was für einen Spaß er sich mit ihr machen würde! Die kleine Schwindlerin verdiente ein wenig Neckerei, bevor er sie aus ihrer misslichen Lage befreite.
    Er hielt einen Moment inne. Verdiente sie es wirklich? Vergnügte sie sich des Öfteren heimlich mit Fremden? Oder war sie eigentlich eine ehrbare Frau, die an diesem Tag unter demselben Zauber gestanden hatte wie er, unfähig zu widerstehen und mitgerissen von einer geheimnisvollen Macht? Er zuckte mit den Schultern. Es würde ihr schon nicht schaden. Er freute sich darauf, Miss Winbolt ein wenig aufzuziehen. Selbstverständlich wollte er sie nicht lange zappeln lassen. Niemand würde von ihm ein Wörtchen darüber erfahren, was zwischen ihnen an jenem Mainachmittag geschehen war.
    Dass Rosa die Deardons eingeladen hatte, versetzte Emily in Panik. Im Laufe der Woche hatte sie hundert und einen Grund ersonnen, weshalb sie beim Empfang der Gäste nicht zugegen sein konnte, doch ihre Schwägerin hätte alle Argumente entkräftet. Rosa mochte William Ashenden und wusste, dass Philip ihn ebenfalls sympathisch fand. Das genügte für ihre Überzeugung, dass er der richtige Mann für Emily war, und sie war fest entschlossen, das Kennenlernen voranzutreiben. Sie konnte überhaupt nicht verstehen, weshalb Emily sich so anstellte.
    „Emily! Du hast so schöne Sommerkleider! Warum um Himmels willen hast du ausgerechnet dieses angezogen?“, rief Rosa enttäuscht aus, als Emily ihr kurz vor der Ankunft der Gäste unter die Augen trat.
    „Was ist denn daran falsch?“
    „Es ist so langweilig. Und sicher würdest du in einem Kleid, das nicht bis zum Hals geschlossen ist, lockerer wirken. Warum trägst du nicht dein grünes Musselinkleid? Es ist wunderhübsch, und die Farbe steht dir ausgezeichnet.“
    „Es hat einen zu tiefen Ausschnitt. Ich fühle mich in diesem wohler.“
    Rosa war noch nicht fertig. „Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht? Das passt eher zu einer Klosterbesichtigung als zu einem Sommernachmittag im Garten!“
    Emily, die sich große Mühe gegeben hatte, sich so herzurichten, dass sie möglichst wenig Ähnlichkeit mit dem Wildfang vom Baum besaß, war zufrieden und täuschte Gekränktheit vor. „Es tut mir leid, dass du mein Aussehen nicht magst“, sagte sie, obwohl sie Rosa insgeheim recht gab. Ihr Kleid war grau und bis oben hin zugeknöpft. Sie hatte die Haare streng nach hinten gekämmt und sie am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen. Die modischen Sandalen im griechischen Stil, die sie normalerweise in dieser Jahreszeit trug, hatte sie durch Stiefeletten ersetzt. Sie wollte William Ashenden so lange wie möglich täuschen. Schon hörte man, wie die ankommende Kutsche vor dem Haus hielt. „Jetzt ist es leider zum Umziehen zu spät“, bemerkte sie mit gespieltem Bedauern.
    Philip und Rosa begrüßten Lady Deardon und Sir William und führten sie dann in den Garten. Zu fünft spazierten sie eine Stunde oder länger durch die Anlage, wobei Emily geschickt Williams Nähe mied. Als Rosa vorschlug, sich eine Weile in den Schatten zu setzen, stimmte Lady Deardon freudig zu, und die kleine Gesellschaft begab sich zu einer Laube, in der ein Tisch, Stühle und Bänke

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