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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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Frau, die nicht nur vor den Nachbarn auf Bällen und Soireen glänzte, sondern auch den verwaisten Kindern seines Bruders ein liebevolles Zuhause schuf. Möglicherweise tat er der Dame unrecht, doch er war überzeugt, dass Maria Fentons Kinderliebe sich in Grenzen hielt.
    Er wandte sich Miss Winbolt zu. Auf den ersten Blick erschien sie reserviert. Aber sie war ganz und gar nicht so, wie Mrs. Gosworth sie beschrieben hatte. Sie konnte nicht älter als vier- oder fünfundzwanzig sein, und ganz offenkundig unterhielt sie ein ausgesprochen inniges Verhältnis zu ihrer Schwägerin. Sie gab ihm Rätsel auf, und er nahm sich vor, sie besser kennenzulernen.
    Die Winbolts waren mittlerweile in ein Gespräch mit ein paar Freunden vertieft. Emily Winbolt unterhielt sich mit Rosa und einem der Gentlemen. William betrachtete sie aus einer gewissen Entfernung. Verglichen mit ihrer Schwägerin wirkte sie tatsächlich unscheinbar. Ihr Haar war zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden, und auch wenn ihr Kleid offensichtlich aus London stammte, war der strenge Schnitt ihrer Erscheinung nicht förderlich. Doch ihr Profil und die klaren Gesichtszüge gefielen ihm. Außerdem besaß sie eine gute Figur … In diesem Augenblick hatte jemand etwas Lustiges bemerkt, und sie lachte. William war erstaunt, wie sehr das Lachen sie veränderte. Es war ein reizendes Lachen voll Herzlichkeit und ursprünglicher Freude, und plötzlich beschlich ihn das eigenartige Gefühl, dieser Frau bereits begegnet zu sein. Als er näher trat, drehte sie sich um, und ihr Gelächter verstummte. Bevor sie den Blick senkte, glaubte er, eine Spur von Angst darin bemerkt zu haben. Als sie den Kopf wieder hob, schien sie erneut die Frau zu sein, die man ihm beschrieben hatte. Ihr Blick verriet nichts als frostige Gleichgültigkeit. Er ließ sich nicht abschrecken und verbeugte sich vor ihr.
    „Miss Winbolt, darf ich Sie um einen Tanz bitten?“
    Miss Winbolt starrte ihn an. Er hatte den Eindruck, sie würde ihn abweisen, doch ihre Schwägerin sagte: „Sei nett zu Sir William, Emily. Er wird bald einer unserer Nachbarn. Nicht wahr, Sir William?“
    „Nachbarn?“ Miss Winbolt erblasste.
    „Charlwood, Miss Winbolt.“ Er bot ihr seinen Arm. „Wollen wir? Oder sollen wir uns ein Erfrischungsgetränk holen und uns ein wenig unterhalten?“
    „Oh, nein!“, rief sie aus und legte ihre Hand auf seinen Arm. Überrascht nahm er wahr, dass sie zitterte. Unwillkürlich verspürte er den Drang, sie zu beschützen. Doch wovor? Wovor fürchtete sich Miss Winbolt so?
    Sie betraten die Tanzfläche. Sein Wunsch, ihr zu helfen, hielt an, obwohl das Gespräch konventionell und inhaltsleer verlief. Sie tanzte gut, aber steif, achtete auf größtmöglichen Abstand und ließ ihn lediglich ihre Fingerspitzen berühren, wenn es unbedingt erforderlich war. Gegen Ende des Tanzes gestand er sich ein, dass sein erster Eindruck richtig gewesen war – Miss Winbolt war ein kalter Fisch.
    Als die Musik verstummte, führte William seine Partnerin erleichtert zu ihrer Familie an den Rand des Saals zurück. Doch währenddessen geschah etwas, das seine Meinung über sie erneut änderte – und zwar endgültig.
    Einige der jüngeren Gäste verhielten sich mittlerweile etwas ungestüm. Einer von ihnen, der unbedingt den Tisch mit den Erfrischungen vor seinem Freund erreichen wollte, stieß gegen Miss Winbolt. Vom Stoß überrascht, wäre sie beinahe hingefallen, wenn William sie nicht aufgefangen hätte.
    Einen Moment hielt er sie in seinen Armen, und wieder beschlich ihn ein Gefühl der Vertrautheit. Alles an ihr kam ihm bekannt vor, mehr noch, es war aufregend – die Art wie sie in seinen Armen lag, die Nähe ihres Körpers, sogar der Duft ihrer Haare. Er zog sie an sich. Das Verlangen, sie zu küssen, wurde beinahe übermächtig …
    „Sir William! Lassen Sie mich bitte sofort los!“ Sie sah zu ihm auf, und ihr verzweifelter Blick brachte ihn wieder zur Vernunft.
    Er trat zurück und schüttelte den Kopf. Was ist bloß in mich gefahren? So verwirrt hatte er sich schon seit Jahren nicht mehr gefühlt. „Verzeihen Sie bitte. Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dieser Kerl …“
    „Ja, ja, es war seine Schuld.“ Sie drehte sich rasch um und ging auf die Tür zu.
    „Miss Winbolt … bitte, es war ein Versehen. Ich war erschrocken, deshalb habe ich Sie so fest gehalten. Es tut mir leid, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe.“
    „Nein, nein, Sie irren sich“,

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