Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
Vom Netzwerk:
unterbrach sie ihn, ohne ihn anzusehen. „Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, mein Kleid ist am Saum eingerissen. Ich muss es in Ordnung bringen.“ Sie floh durch die Flügeltür, und er sah sie in das Damenzimmer huschen.
    Es verging eine ganze Weile, bis sie wieder auftauchte. Nervös ergriff sie seinen Arm, und gemeinsam kehrten sie in den Ballsaal zurück. Doch nach ein paar Metern hielt William an. „Ich muss sicher sein, dass Sie mir verziehen haben.“
    „Was denn?“, erwiderte sie angespannt. „Es war nicht Ihr Fehler, dass Edgar Langley mich umgerannt hat. Sie haben mich davor bewahrt, hinzufallen.“
    Er wollte gerade seine Entschuldigung wiederholen, doch sie unterbrach ihn ungeduldig. „Es ist wirklich unnötig, weitere Worte darüber zu verlieren. Der Vorfall ist schon vergessen. Und jetzt würde ich gern zu meinem Bruder zurückkehren, sonst wundert er sich, wo ich bleibe.“
    Sie ging und ließ William konsterniert zurück.
    Auf dem Heimweg nach Thirle war er so schweigsam, dass Lady Deardon sich erkundigte, ob er sich nicht wohl fühle. Nachdem William versichert hatte, vollkommen gesund zu sein, fragte sie: „Was hältst du denn von den beiden Damen? Es kann kaum einen größeren Kontrast geben. Mrs. Fenton ist fast ebenso bezaubernd wie Rosa Winbolt, nur etwas älter. Das Kleid und die Diamanten müssen ein Vermögen gekostet haben …! Sicher hat sie sich deinetwegen so herausgeputzt. Gefällt sie dir?“
    „Ja, sehr gut.“
    „Die Freunde, die sie umgaben, sind mir suspekt“, bemerkte Sir Reginald.
    „Ich habe gar nicht darauf geachtet, aber du urteilst immer etwas zu streng, Reggie. Vermutlich waren es Freunde ihres verstorbenen Mannes. William, wie fandest du denn Emily Winbolt? Ich muss gestehen, dass ich nicht schlau aus ihr geworden bin. Ihr Kleid war bestimmt ebenso teuer wie das von Maria Fenton, aber es hat nicht viel aus ihr gemacht. Sie wirkte eher unscheinbar.“
    „Damenhaft“, verbesserte sie Sir Reginald. „Sie sieht aus wie eine Dame, mehr als die andere.“
    Lady Deardon ignorierte diesen Kommentar. „Sie ist nicht so alt wie Mrs. Gosworth mich hat glauben lassen, und auch die Geschichte mit ihrer Schwägerin stimmt offenkundig nicht. Ihre gegenseitige Zuneigung war nicht zu übersehen. Sie wirkt jedoch sehr unterkühlt.“ Lady Deardon blickte ihren Patensohn tadelnd an. „Hast du mir überhaupt zugehört? Was hältst du von Miss Winbolt?“
    „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte William zögerlich. „Allerdings würde ich es gern selbst herausfinden. Habe ich denn richtig verstanden, dass Mrs. Winbolt euch nach Shearings eingeladen hat?“
    „Ja, ich fragte sie nach ihrem berühmten Garten, den ich gern einmal sehen würde. Wir haben vereinbart, in der nächsten Woche hinzufahren.“ Sir Reginald brummte unwillig. „Du brauchst nicht mitzukommen, Reggie. William wird mich begleiten, nicht wahr?“
    „Natürlich“, versicherte er. „Ich würde gern einen näheren Blick auf … den Garten werfen.“

4. KAPITEL
        
    Emily war auf dem Heimweg in der Kutsche ebenso schweigsam, auch wenn es nicht so rasch bemerkt wurde. Rosa, noch ganz erfüllt von den Eindrücken des Balls, stellte fest: „Maria Fenton sieht bezaubernd aus. Allerdings war ich von unserer Unterhaltung ein bisschen enttäuscht. Sie machte keinen besonders interessierten Eindruck.“
    „Meine liebste Rosa“, sagte ihr Gatte. „Ganz offensichtlich hatte Mrs. Fenton nur Augen für William Ashenden.“
    „Oh!“, entgegnete Rosa beunruhigt. „Ich hatte den Eindruck, Sir William wäre sehr eingenommen von Emily. Er war doch sehr aufmerksam zu dir.“
    „Nein! Das war er nicht!“, bestritt Emily mit solcher Vehemenz, dass Philip und Rosa sie erstaunt anblickten. „Ich meine …“, fügte sie zögerlich hinzu, „wir haben nur ein einziges Mal getanzt.“
    „Nun, vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber er hat dich nach diesem einen Tanz unablässig angesehen. Was ist los, Emily? Warum findest du die Vorstellung so erschreckend? Ich dachte eigentlich, er wäre genau der Gentleman, der dir gefallen würde. Oder ist er dir unsympathisch? Ich hoffe nicht, denn wir werden Sir William und die Deardons bald wiedersehen.“
    „Wieso?“, fragte Emily alarmiert. Ihr Mut sank. Wie lange kann ich verhindern, wiedererkannt zu werden? Sie hielt William Ashenden für zu klug, um sich langfristig täuschen zu lassen. Früher oder später würde sie etwas tun oder sagen, das ihn an ihre

Weitere Kostenlose Bücher