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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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mit seiner Besucherin eine kleinere Runde als mit Emily Winbolt. Trotz ihrer entzückten Ausrufe zeigte Maria Fenton wenig Interesse am Garten. Umso größer schien Ihre Vorliebe für das Herrenhaus. Als er sie schließlich doch noch in den hinteren Salon führte, untersuchte sie die Wände und klopfte gegen den Verputz und das Holz, um, wie sie sagte, festzustellen, welche Reparaturen nötig wären. Er fand es eigenartig, dass sie jedes der zu Boden gefallenen Bilder aufhob und peinlich genau betrachtete.
    „Wenn Sie meine Hilfe bei der Gartenanlage nicht benötigen, können Sie mir ja erlauben, Ihnen Restaurations- und Einrichtungspläne für das Herrenhaus vorzulegen. Mit Innenausstattung kenne ich mich aus. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele meiner Freunde schon davon profitiert haben. Nehmen wir zum Beispiel diese Bilder. Wollen Sie sie restaurieren lassen?“
    Sie wurde zunehmend koketter, und William bemerkte, dass sie ihn trotz ihres Charmes langweilte. Sie legte ein reizbares und unnatürliches Verhalten an den Tag, und er wurde das Gefühl nicht los, dass hinter ihrer Neugier für Charlwood mehr steckte als sie zugab. Deshalb erwiderte er trocken: „Danke, das ist sehr nett, aber ich habe bereits eine Londoner Firma beauftragt, die alle Restaurierungsarbeiten vornimmt. Und die Frage nach der Innenausstattung hat Zeit, bis ich eine Ehefrau gefunden habe.“
    Zu sehr von sich überzeugt, um dies als Brüskierung zu begreifen, riss sie die Augen weit auf und deklamierte theatralisch: „Ist das wahr? Sie wollen heiraten? Darf ich fragen, wer die Glückliche ist?“
    „Diese Frage kann ich Ihnen noch nicht beantworten.“
    „Sie haben sich also noch nicht entschieden?“ Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort: „Sir William, wir sind inzwischen so gute Freunde, dass ich ganz offen zu Ihnen sein will. Ich wäre gern die Herrin dieses schönen Hauses! Ich kann mir keine bessere Anlage für mein Vermögen denken.“ Sie seufzte. „Das viele Geld ist eine schwere Last für mich. Manchmal wünschte ich, Edric hätte mich nicht so reich zurückgelassen. Doch ein Traum ginge in Erfüllung, wenn ich damit einem Haus wie Charlwood wieder zu alter Pracht verhelfen könnte. Sie sagten, Sie hätten noch keine Frau gewählt. Dann denken Sie nach, mein Freund. Denken Sie daran, was wir gemeinsam erreichen könnten …“ Sie lehnte sich an ihn, und der Geruch ihres Parfüms stieg ihm in die Nase.
    William überlegte, warum er sich zutiefst angezogen gefühlt hätte, wenn Emily Winbolt sich auf diese Weise an ihn geschmiegt hätte, während Maria Fenton bei ihm nur Widerwillen hervorrief. Er trat einen Schritt zurück und erwiderte mit einer leichten Verbeugung: „Ich fürchte, ich kann Ihnen weder Charlwood noch sonst etwas anbieten, Mrs. Fenton. Aber sicher gibt es genügend andere Häuser, die Ihre Fürsorge und Ihr Geld benötigen. Wollen wir nun zur Kutsche zurückkehren?“
    Diesmal hatte sie seine Zurückweisung verstanden und lief rot an. Mit schriller Stimme zischte sie: „Sie sind unverschämt!“
    „Ich halte es für besser, ehrlich zu sein, wenn es notwendig ist, Madam.“
    „Notwendig? Was meinen Sie damit? Ich hoffe, Sie glauben nicht, mein Angebot wäre mehr als eine nachbarschaftliche Geste gewesen? Dann haben Sie mich völlig missverstanden. Sie suchen nach einer Gattin, ich jedoch suche ganz sicher nicht nach einem neuen Ehemann!“
    „Natürlich nicht“, sagte er besänftigend. „Diese Vorstellung ist abwegig. Haben Sie vor, im nächsten Monat zu den Harbornes zu gehen?“
    Auf dem Rückweg beschränkte sich Williams Konversation auf neutrale Themen wie Wetter und Ernte, wobei Mrs. Fentons Entgegnungen mehr als einsilbig ausfielen. Ihre Haltung zeigte, dass er aus ihrer Sicht keine weitere Beachtung mehr verdiente. Als er sie zur Tür brachte und sich verabschiedete, wünschte sie ihm Erfolg mit Haus und Garten. „Vor allem bei den Plänen, die Emily Winbolt betreffen“, fügte sie höhnisch hinzu, bevor sie hineinging.
    Als er zum Haus seiner Patentante zurückfuhr, realisierte William, wie sehr er sich in Mrs. Fenton geirrt hatte. Er hatte sie für eine charmante Dame gehalten, von der Art, mit denen er früher gern einen kleinen Flirt angefangen hatte. Doch heute hatte er die Hässlichkeit unter der bezaubernden Maske hervorblitzen sehen. Ihre letzten Worte hatten einen eindeutig boshaften Unterton, und ihr Lächeln war das einer Giftschlange. Natürlich war sie wütend, dass er

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