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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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Emily auf ihren Teller starrte, um zu verbergen, dass ihr verräterische Tränen in die Augen traten. Nach einer Weile sagte William ernst: „Barnaby Drewitt hat ein paar Erkundigungen eingeholt. Der Kerl heißt tatsächlich Kidman und lebt in London.“
    „Barnaby war in London?“, erkundigte sich Emily.
    „Ja, er ist gerade erst aus der Stadt zurück und hat einiges über Kidman herausgefunden. Allerdings weiß ich noch immer nicht, was Kidmans Ziel ist, oder warum er mich aus Charlwood vertreiben will.“
    „Kidman … Wo habe ich denn diesen Namen schon einmal gehört?“, überlegte Philip. „Jetzt erinnere ich mich! Sir Reginald hat ihn erwähnt! Er beschwerte sich über einen Kidman …“ Er zögerte, blickte zu Emily hinüber und fuhr fort: „Dieser Kidman wohnte bei Maria Fenton.“
    „Maria Fenton?“, fragte Rosa erstaunt.
    „Das ist aufschlussreich“, stellte William fest. „Die Dame hat sich immer in übertriebener Weise für Charlwood interessiert. Ich überlege, welche Verbindung es da gibt.“
    „Ich dachte, Charlwoods Besitzer wäre die Hauptattraktion für Mrs. Fenton“, kommentierte Emily scharfzüngig.
    William hob eine Augenbraue und erwiderte mit kalter Gleichgültigkeit: „Gut, dass sie ihm das beträchtliche Vermögen ihres verstorbenen Gatten anbieten kann.“
    Philip räusperte sich und sagte: „Mir ist hingegen zu Ohren gekommen, dass Edric Fentons Vermögensverhältnisse ein wenig … ungeordnet waren. Als ich kürzlich bei Freunden in der Stadt war, erfuhr ich, dass Fenton Geschäfte mit äußerst fragwürdigen Gestalten gemacht hat.“
    „Das wird ja immer interessanter, und irgendwie scheinen alle Fäden in Charlwood zusammenzulaufen. Ich werde das in London genauer unter die Lupe nehmen.“
    „Wo wir gerade von der Reise sprechen“, bemerkte Rosa, „wenn ihr früh los wollt, sollte Emily sich langsam hinlegen.“ Sie erhob sich, wünschte allen eine Gute Nacht und schob Emily aus dem Raum.
    Wenige Minuten später kehrte sie allein zurück. „Du musst mir verzeihen, William, wenn ich mich einmische. Bitte verhalte dich während eures Londonaufenthalts nicht zu grausam gegenüber Emily. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass ihr füreinander geschaffen seid, und ertrage die Vorstellung nicht, dass ein dummes Missverständnis euch dauerhaft auseinander bringt. Ich hoffe, dass die Reise für euch beide eine Wende einleitet.“
    William lächelte. „Deshalb hast du Emily gedrängt, mich zu begleiten?“ Er gab ihr einen Handkuss. „Ich weiß deine fürsorgliche Art zu schätzen, aber Emily scheint fest entschlossen zu sein. Und wenn sie nicht einmal der Kinder wegen ihre Meinung ändert, dann erst recht nicht meinetwegen. Und im Augenblick verspüre ich kein Verlangen, sie zu überreden.“ Mit gesenkter Stimme fuhr er fort: „Aber ich verspreche dir, dass ich keinen Streit vom Zaun brechen werde. Ist das in Ordnung?“
    Rosa schüttelte den Kopf. „Ich verlange mehr. Ich will, dass du freundlich zu ihr bist. Sie ist so tief verletzt!“
    „Und bin ich das etwa nicht?“, brach es aus ihm hervor. „Ich werde zu beschäftigt sein, um mit Emily in London nennenswert Zeit zu verbringen.“ Als er Rosas besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er freundlich hinzu: „Ich werde mir Mühe geben.“
    Philip ergriff Rosas Arm. „Komm, mein Liebling. Du hast getan, was du konntest. Jetzt ist es an William und Emily.“ Er wandte sich an seinen Gast. „Ich wünsche dir Glück bei deinen Londoner Nachforschungen. Du solltest auch mit meinem Großvater reden. Er ist zwar alt, hat aber nach wie vor großen Einfluss in der Stadt. Und sei dir gewiss, Rosa wird die Kinder während eurer Abwesenheit fürchterlich verwöhnen!“
    Der erste Teil von Rosas Plan war bereits zum Scheitern verurteilt, als die Kutsche am nächsten Morgen losfuhr. Es würde keine Gespräche zwischen Emily und William während der Reise geben, denn William begleitete den Wagen gemeinsam mit Barnaby zu Pferde, und Emily und ihre Zofe saßen allein in der Kutsche. Abgesehen von ein paar kurzen Reiseunterbrechungen würden sie einander kaum zu Gesicht bekommen.
    Am späten Nachmittag erreichten sie Lord Winbolts Residenz in der Arlington Street. Maynard, der persönliche Diener Seiner Lordschaft, erwartete sie bereits vor der Tür. Höflich nahm man ihnen die Reisemäntel ab und führte sie in die Bibliothek. Emilys Großvater saß neben dem Kamin.
    „Herein mit euch!“, rief er. „Bleibt doch nicht

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