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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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das ist eine gute Idee. Emily wird sicherlich ein besseres Händchen bei der Auswahl haben. Aber wo würde sie wohnen?“
    „Bei ihrem Großvater“, sagte Rosa. Sie warf ihrer Schwägerin einen verschmitzten Blick zu und ergänzte: „Ich glaube, sie hatte ohnehin vor, Lord Winbolt einen Besuch abzustatten.“
    „Aber nicht mit …“, entfuhr es Emily. Hilfe suchend sah sie ihren Bruder an, doch dessen Blicke ruhten auf Rosa, die er anerkennend anlächelte.
    „Ich bin sicher, dass Großvater sich sehr freuen wird“, bemerkte er.
    „Warum seht ihr denn nicht ein, dass es unmöglich ist?“, fragte Emily verzweifelt. „Ihr wisst doch, dass William und ich … dass wir …“
    „Einen Waffenstillstand haben?“, ergänzte William kühl. „Wir werden so oder so nicht viel Zeit miteinander verbringen. Ich habe in London einiges zu regeln. Außer dass ich dich zu Lord Winbolt bringen werde und dich zu den Vermittlungsagenturen begleite, werde ich dich kaum stören. Wenn du es nicht willst, müssen wir kein Wort miteinander wechseln.“
    Emily gab auf. Da alle drei sich gegen sie verschworen hatten, sah sie keinen Ausweg. Der Gedanke, für die Kinder eine geeignete Erzieherin zu finden, kam ihr sinnvoll vor. Doch allein die gemeinsame Hin- und Rückreise mit William war für sie ein Graus.
    „Wann willst du losfahren?“, erkundigte sie sich schließlich.
    „Sagen wir in drei Tagen? Ich muss zuvor noch ein paar Dinge in Charlwood regeln …“
    „Dann also in drei Tagen“, bestätigte Emily mit versteinerter Miene.
    Sofort wurde ein Dienstbote mit einer Nachricht an Lord Winbolt und Briefen an die beiden besten Londoner Vermittlungsagenturen losgeschickt. In den verbleibenden Tagen unternahm Emily viel mit den Kindern. Die restliche Zeit verbrachte sie mit der Auswahl von Kleidern, die sie für ihren Londonaufenthalt mitnehmen wollte, was ihre Schwägerin insgeheim freute. Rosa war sich sicher, dass es Emily nicht darum ging, ihren Großvater zu beeindrucken.
    William kam und ging, doch Emily sah ihn praktisch nur zum Dinner. Er sprach sie selten direkt an und wenn, dann nur in einer geschäftsmäßigen Weise, der die Herzlichkeit, an die sie sich gewöhnt hatte, fehlte. Auch sie vermied es, ihn anzusprechen, hörte jedoch aufmerksam zu, wenn er etwas äußerte. Inzwischen hatte er sich einen Überblick verschafft, welche Arbeiten zur Behebung des Schadens am Witwenhaus nötig waren, obwohl er noch keine Angaben machen konnte, wie lange die Reparaturen dauern würden. Rosa und Philip hielten eine normale Unterhaltung in Gang. Der Waffenstillstand ihrer Tischgenossen schien die beiden mehr zu amüsieren als zu beunruhigen.
    Der dritte Abend verlief anders. William berichtete ihnen von einem Gespräch mit Sam Lilley. „Vielleicht findet ihr es nicht richtig, aber ich habe beschlossen, keine Klage gegen Lilley zu erheben. Natürlich hat er sich leichtgläubig verhalten, ich finde jedoch nicht, dass er die übliche Strafe für Brandstiftung verdient.“
    „Hängen oder günstigstenfalls Arbeitslager“, ergänzte Philip.
    „Genau. Deshalb lasse ich ihn laufen. Ich habe einem Freund geschrieben, der in Cornwall lebt. Ich habe ihm die ganze Geschichte geschildert und bin mir fast sicher, dass er Sam und seine Frau bei sich einstellen wird.“
    Philip runzelte die Stirn. „Das ist riskant. Einmal Brandstifter …“
    „Aber das ist es ja! Sam war nie ein Brandstifter. Er hat versucht, das Witwenhaus zu retten, bis man ihn niederschlug und ihn übel verletzte.“
    „Ich glaube, du hast recht, William“, bestärkte Emily ihn lächelnd.
    Er drehte sich zu ihr und sprach sie erstmals wieder direkt an. „Erinnerst du dich noch an die Begegnung mit Mr. Kavanagh im Garten von Charlwood?“
    „Ja, auch wenn ich nicht glaube, dass es sein richtiger Name ist.“
    „Ich vermute, dass er Kidman heißt. Könntest du ihn noch einmal beschreiben?“
    „Er war groß, zwischen dreißig und vierzig. Er hatte ungewöhnlich hellblaue Augen.“
    „Weißt du noch, was er anhatte, oder fallen dir noch andere Auffälligkeiten ein?“
    Emily schloss die Augen und versuchte, sich die Gestalt des Fremden genau in Erinnerung zu rufen. „Er trug Reitkleidung – ganz gewöhnliche Breeches und dazu einen braunen Gehrock. An seiner linken Hand fiel mir ein Siegelring auf. Eine Schlange, die sich um den Buchstaben K schlängelt.“
    „Kluges Mädchen!“, rief William bewundernd aus. Seine Stimme war wieder voll Zuneigung, sodass

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