Miss Winbolt ist schockiert
Augenblick berührten sich Williams und Emilys Hände, und sie erschauderte. Dann rief er: „Jetzt aber hinein!“
Im Haus setzten sie sich ruhig neben die Kinder und erzählten ihnen vom Brand. James machte ein ernstes Gesicht, und Laura schien den Tränen nah. Rasch sagte Emily: „Keine Angst, wir haben einen anderen Ort gefunden, wo ihr bleiben könnt, bis das Witwenhaus wieder bewohnbar ist.“
William sah sie verwundert an, doch sie fuhr ruhig fort: „Dort gibt es einen Irrgarten, eine Schaukel, Federballschläger und einen Garten …“
„Hier, hier!“, riefen die Kinder. „Bei dir und Mr. und Mrs. Winbolt.“ Aller Kummer schien vergessen, als Rosa die Arme ausbreitete und die Kinder zu ihr liefen.
„Stimmt das?“, fragte William leise.
Philip hatte sich zu ihnen gesellt und bestätigte: „Wir freuen uns, helfen zu können. In unserem Ostflügel haben Sie zudem Ihren eigenen Eingang und können kommen und gehen, wie Sie es wünschen. Sie können morgen mit den Kindern einziehen. Herzlich willkommen, Ashenden! Bis dahin haben wir für Sie oben ein Zimmer herrichten lassen.“
William musterte Emily und wandte sich dann an Philip. „Das ist sehr großherzig von Ihnen, aber ich nehme das Angebot nur an, wenn ich jemand einstellen darf, der nach James und Laura sieht, während ich nicht hier bin. Sie sollten auch unterrichtet werden.“
„Ich dachte, Emily …“
„Emily kann sie so oft sehen, wie sie will. Wenn wir die Illusion aufrechterhalten wollen, dass wir heiraten, wäre das sogar ratsam. Aber die Verantwortung für die Kinder ist nun nicht mehr ihre Sache.“
„Emily?“ Philip war verdutzt. „Ich dachte, ihr hättet eure Differenzen beigelegt.“
Emily blickte zu Boden. „Ich fürchte nicht. Der Kinder willen halten wir den Anschein aufrecht, als ob wir heiraten wollten, bis das Witwenhaus wieder bezugsfertig ist.“
Philip schüttelte besorgt den Kopf. „Das ist deine Sache, Emily. Ich hoffe, du weißt, was du tust.“
„Mittlerweile ist es keine einseitige Entscheidung mehr, Winbolt. Ihre Schwester und ich stimmen völlig überein, dass wir nicht zusammenpassen“, erklärte William.
Das klingt endgültig, dachte Emily und fragte sich, warum sie darüber nicht erleichtert war.
10. KAPITEL
Beim Abendessen besprachen sie die weiteren Schritte. Die Kinder waren bereits im Bett, und die vier Erwachsenen saßen bei Kerzenschein am Dinnertisch. Es wäre ein ganz normales Familienessen, wenn ich gestern nicht nach Charlwood aufgebrochen wäre, schoss es Emily durch den Kopf. Ihre Finger zitterten, weshalb sie das Weinglas abstellte, das sie in Händen hielt. Ich bin froh, dass ich dort war. Es ist doch besser zu wissen, was er wirklich über mich denkt. Wenn ich seine Worte nicht zufällig gehört hätte, hätte ich ihn geheiratet und wäre vielleicht todunglücklich geworden. Ihre Miene verfinsterte sich. So unglücklich wie ich jetzt bin? Als sie aufschaute, bemerkte sie, dass William sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Bedauern ansah. Sie ergriff erneut das Weinglas und trank einen Schluck. William wandte sich an Philip.
„Ich muss geschäftlich für ein paar Tage nach London“, berichtete er. „Außerdem werde ich mich dort nach einer Gouvernante umsehen. Ich könnte die Kinder zwar mitnehmen, aber es wäre mir eine große Hilfe, wenn ich sie hier lassen könnte.“
„Das ist kein Problem“, versicherte Rosa.
„Ich danke Ihnen, Mrs. Winbolt.“
„Sie sollten Philip und mich beim Vornamen nennen, William. Wir betrachten Sie quasi als Familienmitglied.“
Philip hustete, und Emily ließ ihre Gabel fallen. Doch William lächelte freundlich und nickte. „Ich danke dir, Rosa“, erwiderte er. „Ich fühle mich sehr geehrt.“
„Ich stimme zu, dass die Kinder eine Gouvernante benötigen“, erklärte Rosa. „Darf ich dazu einen Vorschlag unterbreiten?“
„Selbstverständlich!“
„Die Dame würde natürlich in der nächsten Zeit bei uns leben. Daher wäre es gut, eine passende Person zu finden. Ich denke, Emily sollte dir bei der Auswahl helfen.“
„Oh, nein! Ich könnte unmöglich …“, widersprach Emily aufgeregt.
„Natürlich kannst du nach London fahren“, entschied Rosa. „Die Kinder kennen uns und werden hier ein paar Tage ohne euch zufrieden sein. Du willst doch auch, dass sie adäquat unterrichtet werden, oder nicht?“
William hatte Rosa ein wenig belustigt zugeschaut. Nun lehnte er sich zurück und erklärte: „Ich finde,
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