Miss Wyoming
Aufgewecktheit, Geldgier und Flinkheit.«
Krista fuhr fort: »Engagierst du deine Assistentinnen immer auf diese Weise?«
»Nein. Normalerweise inseriere ich Eames-Möbel zu unglaublich niedrigen Preisen in der Zeitung.«
»Das sind diese Sachen aus den 50ern, stimmt's?«, fragte Cindy.
»Genau. Es sind Möbel, die für arme Leute entworfen wurden. Denen haben sie aber nicht gefallen, und die Einzigen, die sich damit auskennen oder sich dafür interessieren, sind reich oder clever. Also ist jeder, der sich beeilt, auf so eine Anzeige zu antworten, schlau, aufgeweckt, geldgeil und hip.«
»Was wird Melody dazu sagen?«, fragt Cindy. »Mel hat zwei häßliche kleine Bälger, die von meinem Geld in Dartmouth und Neufchätel zur Schule gegangen sind. Sie schuldet mir was.«
»Und wie viel ... ahm ... würden wir verdienen?«
»Seht ihr - ich hatte Recht. Ihr seid doch ein kleines bisschen geldgeil«, worauf die Mädchen sofort beleidigt zur Salzsäule erstarrten. »Entspannt euch. Im Filmgeschäft ist das ein Kompliment.«
»Was willst du eigentlich?«, fragte Cindy. »Wenn ich ehrlich bin«, erwiderte John, »wünsche ich mir mehr als alles andere auf der Welt, eine große Brechstange, mit der ich mich selbst aufstemmen kann, um dieses unbekannte Wesen, das in mir sitzt, herauszuholen, es wie einen Bettvorleger auszuschütteln und in einem kalten, klaren See, wie es sie oben in Oregon gibt, auszuspülen, und dann will ich es in die Sonne legen, damit seine Wunden heilen, es trocknet, wächst, sich ausruht, wieder zur Besinnung kommt und endlich einen klaren, kühlen Kopf hat.«
Der CD-Player klickte und surrte, als er die Scheibe wechselte, und Cindy und Krista rührten sich nicht. Cindy sagte: » Okay. Ich nehm den Job.«
Krista sagte: »Ich auch. Ich bin dabei.«
John sagte: »Gut«, und dann setzte die Musik wieder ein, Edvard Grieg, ein Flötensolo. »Und was hast du als nächstes vor - John?«, fragte Krista.
»Ich werde mich selbst liquidieren.«
»Heißt das, du wirst das Land verlassen oder so? Aus Steuergründen?«, fragte Cindy.
»Nein. Ich werde mich auslöschen. Ich werde aufhören, ich zu sein.« John bemerkte den Gesichtsausdruck der Zwillinge - er verhieß keine Angst, aber auch kein Begreifen. »Nein. Nicht Selbstmord. Aber der kleine Bruder des Selbstmords. Ich will verschwinden.«
»Da komm ich nicht mehr mit«, sagte Cindy. »Ich werde mir eine neue Identität zulegen.«
»Wie meinst du das?«
»Es ist ganz einfach. Ich will nicht mehr ich sein. Ich glaube, ich bin in diesem Körper so weit gegangen, wie ich kann.«
»In diesem Körper?«
»Ja.«
»Und wer kriegt dann dein Geld?«, fragte Cindy. »Vielleicht das Finanzamt.«
»Wer kriegt deine Wiederholungshonorare und deine Urheberrechte?«
»Keine Ahnung. Crack-Babys. Jerry Lewis' Wohltätigkeitsorganisation. So was in der Art. Das ist nur ein Detail. Ihr müsst das große Ganze sehen.«
Er wäre fort. Vom Erdboden verschwunden. Er wäre nicht länger John Lodge Johnson. Er wäre ... niemand ... Er besäße nichts: kein Geld, keinen Namen, keine Vergangenheit, keine Zukunft, keine Gelüste - er wäre bloß eine für alle Sinneseindrücke empfängliche Kreatur, die auf den glühenden Autobahnen des Landes entlangliefe, durch seine gähnenden Einkaufszentren, die klaffenden Wunden der Wildnis, durch Blitz und Donner, Gewerbegebiete und Einöden. »Tja, meine Damen, meine Elektronen haben aufgehört, meinen Atomkern zu umkreisen. Das Stück Vieh ist zuckend zusammengebrochen und rührt sich nicht mehr. Die Maschine ist stehen geblieben.« Cindy und Krista machten uuh ...
Zwei Drinks später gingen John, Cindy und Krista durch Johns Haus. Cindy schob einen Smarte-Carte-Gepäckwagen, und Krista hielt ein Klemmbrett in der Hand, auf dem sie jeden Gegenstand notierte, den John in einen Karton auf dem Wagen warf. Der Inhalt war für die Altkleidersammlung bestimmt.
»Ein DKNY-Blazer. Ungetragen. Anthrazit.«
»Hab ich.«
»Eine Prada-Hose, kakaofarben. Ungetragen.«
»Hab ich.«
»Wo hast du den SmarteCarte her?«, fragte Cindy. »Den hab ich auf dem SeaTac-Flughafen in Seattle geklaut. Ich hab im Lauf der Jahre so viel Geld für diese verdammten Dinger ausgegeben, dass ich den SmarteCarte-Kindern praktisch die Ausbildung an der Kosmetikfachschule finanziert habe. Nach all der Zeit schuldeten sie mir was.« Cindy sagte: »Du scheinst einer Menge Leute eine Menge Dinge zu finanzieren, John.«
Es klingelte. Es war
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