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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Hausfrauen? Wie jemand aus Ohio oder so?«
    »Nein. Seid ihr selbst. Redet mit mir wie mit einem Menschen, nicht wie mit einem Freier.«
    »Machen wir«, sagte Krista, während sie offenbar in einem geheimen Blinzel-Morsealphabet mit Cindy kommunzierte. »Also los.«
    Und so nippten die drei eine Weile an ihren Drinks und betrachteten die Lichter der Stadt. »Mein Slip ist mir zu eng«, sagte Cindy. »Und mein Pulli ist zu warm«, fügte Krista hinzu. »Mir ist irre heiß. Ich muss ihn ausziehen.«
    »Schnitt!« John war genervt. »Mit normal meine ich nicht den üblichen Sextalk. Können wir uns nicht einfach normal unterhalten, als säßen wir in einem Restaurant und Sex stünde überhaupt nicht zur Debatte?«
    Die Zwillinge hatten bei Melody Gerüchte über Johns perverse Neigungen gehört. Vielleicht war dies nur eine Art Vorspiel. »Ich we'rde jetzt eure Gläser nachfüllen«, sagte John, »und dann erzählt ihr mir was über euch. Wie ihr so weit gekommen seid. Euer Leben, wenn es ein Film wäre.« 
    »Eher eine Misswahl«, rief Cindy, während John mit Flaschen und Kristallgläsern klirrte. »Ich war Miss Dade County«, sagte Krista. »Und ich Miss United Fruit Growers«, fügte Cindy hinzu. »Und wir waren beide Junior Miss Florida Panhandle«, fuhr Krista fort. »In zwei aufeinander folgenden Jahren, erst die eine, dann die andere, aber weil wir Zwillinge sind, hatten die Leute den Verdacht, dass wir in Wirklichkeit ein und dieselbe Person waren. USA Today hat etwas über uns gebracht. Es ist wirklich erschreckend, wie fies es in dem Geschäft zugeht.«
    »Erzählt mir davon«, sagte John, als er mit den Drinks zurückkam.
    »O je! Wo fangen wir an?«, sagte Cindy. »Mit der Geburt am besten. Das Wichtigste ist eine ehrgeizige, unausgefüllte Mutter, die ihr eigen Fleisch und Blut oben auf dem Siegerpodest sehen will, wo es von Süßholzrasplern mit Komplimenten überschüttet wird. Ein Kind, das aus eigenem Antrieb zum Star wird, gibt es nicht. Kinderstars existieren nur in Verbindung mit einer bühnengeilen Mutter. Wie Erde und Sonne.« 
    »Was das angeht, haben wir einen Volltreffer gelandet«, sagte Krista. »Als Mom an der University of Florida studierte, ist sie mal bei Godspell rausgeflogen, und da hat sie sich geschworen, sich am Staate Florida zu rächen. Wir sind ihre Waffen.« Darauf Cindy: »Ohne eine Mutter, die einen zirka vom zweiten Lebensjahr an pausenlos antreibt, geht es nicht. Die meisten von uns Zirkusäffchen merken doch erst, wie total verkorkst wir sind, wenn es bereits zu spät ist. Sie müssen dich zwischen die Finger kriegen, wenn du noch jung bist.« 
    »Und deine Mom muss dir ungefähr tausend Kleider pro Jahr kaufen oder nähen«, sagte Krista, »und sie muss dich zwingen, dich mit fünf Jahren schon wie eine Stripperin anzuziehen.« 
    »Manche Eltern sind zu allem bereit. Diese Schauspielerin -
    Susan . .. ahm ... wie heißt sie noch mal, Kris? Früher war sie mal ein Star ... die, die ein Jahr lang verschwunden war.« 
    »Colgate. Susan Colgate«, antwortet Krista. »Ja. Als sie auf die Junior-High-School ging, sind ihre Eltern nach Cheyenne, Wyoming, gezogen, nur um ihre Chancen zu erhöhen, bei den landesweiten Misswahlen einen ganzen Staat zu repräsentieren. Genau - Miss Wyoming. Ha!« 
    »Hab noch nie von ihr gehört«, sagte John. »Fernsehen interessiert mich nicht. Seit den Achtzigern läuft da nur noch Müll. Ich hab einfach aufgehört zu gucken, fertig, aus.« Dann wehte Musik durchs Zimmer - Jazz mit Bläsern, und die Lampen wurden auf Kerzenstärke heruntergedimmt. »Die Beleuchtung wird von einer Zeitschaltuhr gesteuert«, sagte John, aber das interessierte niemanden, denn der Raum wurde kleiner, die Luft war geladen wie an einem Sommerabend, und die drei klirrten mit den restlichen Eiswürfeln in ihren Gläsern. Die Schwestern begannen ihre Angorapullis auszuziehen. »Nein, lasst das«, sagte John. »Bitte. Macht nicht die Stimmung kaputt.« Und die Mädchen antworteten: »Okay.« 
    »Kommt und arbeitet für mich«, sagte er. »Was?«, erwiderten sie wie aus einem Mund. »Werdet meine Assistentinnen. Ich brauche Hilfe.« Einen Moment lang schwiegen sie. Dann sagte Krista: »Ich weiß nicht, Mr. Johnson.«
    »Nein. Nein. Es hat nichts mit Sex zu tun. Ich schwöre, kein Sex. Ihr seid beide intelligent und ehrgeizig«, sagte John. »Und das ist es, was du von deinen Assistentinnen erwartest?«, fragte Krista.
    »Aber klar. Intelligenz, Hipness,

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