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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Pappe. Aber - abhh - das Warten war einfach wunderschön gewesen.
    Die Sonne war untergegangen. Wieder war ein Tag vorbei. Er hatte den Morgen damit verbracht, mit einem Rechtsanwalt über sein Testament zu sprechen. Nachmittags hatte er im Rathaus Papierkram erledigt. Er war immer noch dabei, durch die Wohnung zu tigern, als es an der Tür klingelte (zwei Takte Phillip Glass). Es waren die Zwillinge, die Melody ihm versprochen hatte. Er seufzte, betätigte den Summer und ließ sie in sein Edelstahl-Atrium. »Ich bin Cindy«, sagte die Schwester mit dem bauchfreien pinkfarbenen Angorapullover. »Und ich Krista«, sagte die andere in Grün. Sie schauten einander an, lächelten und erklärten überflüssigerweise: »Wir sind Zwillinge!« 
    »Ja,ja.«
    Er zeigte ihnen das Wohnzimmer mit seinen wildlederbespannten Wänden und den Panoramafenstern, die den Blick auf die sternbildartigen Lichter der Stadt unter ihnen freigaben. »Kann ich euch was zu trinken holen?«, fragte er und überlegte insgeheim, wie oft er diese immer gleiche uralte Frage schon gestellt haben mochte.
    Die Mädchen wechselten einen Blick. »Aber nur ein Glas«, sagte Krista.
    »Mehr dürfen wir nicht«, fügte Cindy hinzu. »Jack Daniel's, wenn du hast. Mit Maraschino-Kirschen. Die liebe ich.« 
    »Warum nur ein Glas?«, fragte John.
    Wieder wurden Blicke gewechselt. »Wir haben gehört, dass du ganz schön anspruchsvoll sein kannst«, sagte Cindy, und Krista fügte hinzu: »Wir brauchen einen klaren Kopf.« 
    »Klaren Kopf?«, fragte John. »Mein Gott, keine Panik. Setzt euch. Genießt die Aussicht. Ich verlange gar nichts von euch. Moment mal. Doch, ich weiß was. Ich will mich einfach unterhalten.«
    »Kein Problem. Das passiert uns immer wieder«, sagte Krista. »Was - dass Männer sich nur unterhalten wollen?« 
    »Nein. Eher, dass Männer nicht das Gefühl haben wollen, sie würden mit nichtswürdigen Flittchen verkehren, und glauben, durch eine gemütliche Plauderei vorher würden sie sich purgieren.«
    John schaute Krista an: »Sich purgieren?« »Ich bin eine gebildete Frau«, sagte Krista. Cindy sagte: »Krista, hör auf.«
    »Womit?«, fragte John.
    Sie zögerte einen Moment. »Lass hier nicht die Intelligenzbestie raushängen.« 
    »Warum nicht?«, fragte John. »Das turnt die Freier ab.«
    John jaulte auf. »Das ist doch nicht dein Ernst!«
    Krista sagte: »Sobald man etwas zum Thema Politik sagt oder ein Fremdwort in den Mund nimmt, schlaffen die Typen ab wie ein Ballon, aus dem die Luft rausgelassen wird.«
    »Jetzt hast du's geschafft«, sagte Cindy.
    »Gar nichts hast du geschafft«, sagte John.
    »Ich habe organische Chemie studiert«, sagte Krista. »Das ist die Lehre von den kohlenstoffhaltigen Molekülen.«
    »Danke, Madame Curie«, sagte John. »Und du, Cindy, was hast du studiert?«
    »Nahrhafte warme Mahlzeiten«, schaltete Krista sich rasch ein.
    »Ich habe Ernährungswissenschaft studiert. Meinen Abschluss hab ich '87 an der Florida State University gemacht.« 
    »Ruf das Nobelpreiskomitee an«, sagte Krista. »Krista, halt einfach die Klappe, ja?«
    »Und was macht ihr beiden Akademikerinnen in einem Puff wie Melody's? Es muss doch in ganz Amerika Testküchen geben, die sich nach zwei Mädels wie euch die Finger lecken.« 
    »Sehr witzig, Mr. Johnson«, sagte Krista. »Wir wollen beide Schauspielerinnen werden. Ich hab an der High-School in Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat mitgespielt -sogar als Mann verkleidet.« Ernüchterung überkam John. »Ich hab was drauf. Cindy auch. Und von irgendwas müssen wir ja leben.«
    »Also«, sagte John, »eins solltet ihr wissen: Wenn ihr einen von uns Produzenten vögelt, habt ihr alle gevögelt - das heißt, dass ihr vermutlich schon allen möglichen anderen Mist gebaut habt, auf den sich der Enquirer stürzen wird wie ein Marschflugkörper, sobald ihr auch nur eine Statistenrolle in irgendeinem billigen TV-Horrorfilm kriegt. Ihr kriegt noch nicht mal einen Job als Körperdouble in einem Hundefutter-Spot.«
    »Das Risiko gehen wir ein.«
    »Na gut«, sagte John. »Habt ihr Lust, ein bisschen Theater zu spielen?«
    Cindy zwinkerte Krista zu. »Gern. Übrigens, Bei Air PI war toll. Ich hab ihn im Frühjahr in Pensacola dreimal hintereinander gesehen, nachdem mir ein Weisheitszahn gezogen worden war.«
    »Wie sollen wir uns denn verhalten, Mr. Johnson?« 
    »Du liebe Güte. Wie wär's denn mit normal?« Das verschlug ihnen die Sprache.
    »Normal?«, fragt Cindy. »Wie

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