Miss Wyoming
sein Geschäftspartner, Ivan McClintock, mit seiner Frau Nylla. John betätigte den Türöffner im ersten Stock und rief sie nach oben. Ivan und Nylla stiegen eine Reihe von kalten Aluminiumplatten hoch, die zum Schlafzimmer führten. »John-O?«
»Wir sind hier, Ive.«
Das Paar bog um die Ecke. »Das hier sind Krista und Cindy. Mädels, das sind Ivan und Nylla. Ivan und ich machen Filme zusammen, seit wir beide Akne hatten.« Man begrüßte sich, und dann fuhren sie fort, lauter sichtlich teure Klamotten aus Johns Kleiderschrank zu räumen. »Siehst du irgendwas, das du haben möchtest, Ivan?«, fragte John und hielt ihm ein Bündel Krawatten hin. Ivan gab sich alle Mühe, Ruhe zu bewahren. »Wir haben einen völlig unterschiedlichen Stil, John-O. Deshalb sind wir ein so gutes Team.«
Nylla, schwanger und wie üblich in eine Seidenstola gehüllt, fragte: »John, Melody hat bei Ivan im Büro und dann bei mir zu Hause angerufen. Sie sagte, du hättest vor ...« Sie stockte. »Dich auszulöschen oder so was. Irgendwas Drastisches.« John blieb stumm.
Nylla bohrte weiter. »Also, was ist los?«
Eine Tiffany-Box von der Größe eines Fernsehers, die eine Klistierausrüstung enthielt, polterte vom obersten Brett eines Regals, prallte auf dem Sisalteppichboden auf und landete klirrend auf dem mit weißem Kalkstein gefliesten Flur. »Kommt, wir gehen nach unten«, sagte John zu Ivan und Nylla.
Vom Treppenabsatz rief er den Mädchen zu: »Denkt dran, Mädels - alles muss raus.«
Sie gingen ins Wohnzimmer. Draußen war Nacht. Ivan und Nylla stellten sich ans Fenster und genossen die Aussicht. »Von diesem Blick auf die Stadt kann ich einfach nicht genug kriegen, John-O. Es ist, als würden wir über sie hinwegfliegen und gleich auf dem Flughafen von L.A. landen.«
»Es ist wie ein Sternenhimmel, der auf dem Kopf steht«, sagte Nylla.
John reichte Ivan einen Scotch mit Leitungswasser. Nylla nahm Cranberry-Saft.
Ivan sagte: »Melody hat angerufen. Sie hat mir erzählt, du hättest eine Namensänderung beantragt.«
»Sie hat es ausgeplaudert?«
Nylla sagte: »Sei nicht albern. Na^wrlich hat sie. Sie ist krank vor Sorge um dich. Wie wir alle.«
Ivan platzte dazwischen. »Zum Glück haben Mel und ich genug Beziehungen zur Stadtverwaltung, um deinen Antrag noch rechtzeitig zurückzuziehen.«
»John«, sagte Nylla. »Du wolltest deinen Namen in ›dot ‹ ändern lassen?«
»Nicht ›dot ‹ - bloß einen einfachen Punkt. Als ich im Rathaus meinen Antrag ausfüllte, wurde mir gesagt, mein Name müsse aus mindestens einem Anschlag bestehen. Ein Punkt benötigt die geringstmögliche Menge an Druckerschwärze und Platz.« Ivan stellte seinen Drink auf einem aus einem Glasblock gefertigten Tisch ab und signalisierte Nylla mit einem Blick: »Ich hab's dir ja gesagt.«
»Da ist noch was, Ivan. Ich werde meine Staatsbürgerschaft ablegen.«
»Ach, John-O, das ist keine gute Idee. Es ist ... es ist ... unamerikanisch.«
»Welche Staatsbürgerschaft möchtest du denn haben?«, fragte Nylla. Die drei setzten sich auf die Skai-Sofas in Johns High-Tech-Sitzecke. John klatschte in die Hände, und das Kaminfeuer loderte auf.
»Ich will überhaupt keine Staatsbürgerschaft, Ny.«
»Geht das denn?«, fragt sie. »Ich meine, dass man keinem Staat angehört?«
»Das weiß ich nicht. Morgen habe ich einen Termin bei einem Anwalt, der auf Einwanderungsrecht spezialisiert ist. Ich wüsste gern, ob ich die antarktische Staatsbürgerschaft bekommen kann.«
»Die antarktische?«, fragt Ivan.
»Ja. Dort gibt es schließlich keinen König, keine Königin und keinen Präsidenten oder so was. Ich würde es gern versuchen.«
»Ich glaube, die Antarktis ist vom Südpol an auswärts in Stücke geteilt«, sagte Nylla, »und jedes Stück wird von einem anderen Land verwaltet. Vielleicht besser woanders. Vielleicht kannst du ja Bürger in einem Land werden, das so überflüssig ist, dass du dich gleich staatenlos melden könntest. Zum Beispiel irgendein Land, das nur bei Ebbe existiert.«
»Nylla«, unterbrach Ivan, »du bestärkst ihn nur noch in diesem Schwachsinn.«
»Das ist kein Schwachsinn, Ivan«, sagte John. »Wie wär's denn mit Pitcairn Island?«, schlug Nylla vor. »Eine Quadratmeile mitten im Südpazifik, der abgelegenste bewohnte Ort der Welt.«
»Meine Frau, der Jeopardy-Champion.«
»Das gehört zu England«, sagte John. »Ich hab mich schon erkundigt.«
Ivan fragte matt: »Wie wär's denn mit einer von
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