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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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dann.«
    Adam rief John zurück und gab ihm Susans Nummer, die John auf die Rückseite von einer von Ivans Visitenkarten schrieb.
    Er legte auf. Ivan und Nylla starrten ihn an.
    »Ja?«, fragte John.
    »Ruf sie an«, sagte Nylla.
    »Was, in euerm Beisein?«
    »Ja, in unserm Beisein.«
    John wählte, und Susans Anrufbeantworter sprang an. Er flüsterte Ivan und Nylla das Wort »Anrufbeantworter« zu. Und dann sprach er eine Nachricht aufs Band: »Susan, hier ist John ... Johnson. Ich hoffe, du bist gut nach Hause gekommen. Mann, war das heute heiß und ... o je, was stammel ich mir hier bloß zurecht.« Er hielt inne, um seine Gedanken zu sortieren. »Also, weißt du, wie ich mich heute fühle? Ich möchte es so beschreiben: In letzter Zeit war mir, als ... als wäre ich von einer langen Reise zurückgekehrt -und danach habe ich mein Leben wieder weitergelebt, aber erst heute ist mir klar geworden, dass ich etwas verloren habe, während ich fort war. Und ich glaube, dieses Etwas bist du, und ich wünsche mir so sehr, dich wiederzusehen, dass ich fürchte, blind zu werden. Also ruf mich an.« Er hinterließ seine Nummer.
    Nylla stiegen Tränen in die Augen. »Komm rein und iss mit uns«, bat sie. »Bitte«, fügte sie hinzu. Das Baby wachte auf und fing an zu brüllen. »Ich werd auch Doris Bescheid sagen.« Und so ging John hinein, um mit Ivan und Nylla zu essen. Ein halbes Jahr zuvor, gerade als John die Stadt verließ und zum Dharma-Penner wurde, hatte das Paar eine Tochter bekommen, MacKenzie. Sie schrie wie ein Crackbaby und hatte so massive gesundheitliche Probleme, dass Ivan und Nylla -vor allem jedoch Nylla - inzwischen am Ende ihrer Kräfte waren. Die schlaflosen Nächte und die Angst um ihr Kind beherrschten ihr Leben. In ihrer Küche herrschte ein heilloses Durcheinander, aber dadurch wirkte sie nur noch gemütlicher. »Pass auf, wo du dich hinsetzt«, sagte Nylla. »Ich glaube, auf diesem Stuhl hat Mac eine Szene aus dem Exorzisten nachgespielt.«
    »Du kannst uns helfen, einen Namen für das nächste auszusuchen«, sagte Ivan.
    »Nein!«, sagte John. »Herzlichen Glückwunsch.« Nylla verdrehte die Augen. »Ich komme mir vor wie ein Biologieversuch.«
    »Ich wäre für Chloris - was hältst du von Chloris? Falls es ein Mädchen wird«, sagte Ivan.
    Bevor John antworten konnte, fragte Nylla: »Kann man Borgnine als Vornamen nehmen?«
    »Wie wär's mit Tesh?«, schlug John vor. »Das geht für Mädchen wie für Jungs.« »Merveilleux!«, französelte Nylla.
    Daraufhin verfielen die beiden Eltern erneut in ein vertrauliches Wortgeplänkel, und John schaltete ab. Das ist es, was Ivan sich immer gewünscht hat, dachte er. Das ist wie Balsam für ihn - seine Fähigkeit, in einer Familie aufzugehen. Und für Nylla ebenso. Im Jahr zuvor waren Ivan und Nylla noch wie gute Freunde gewesen, aber jetzt waren sie ganz und gar Mann und Frau. Sie waren zufrieden mit sich und dem Leben, das sie führten. Ihr Zug hatte gehalten, und hier waren sie ausgestiegen.
    John hätte nie gewagt, ihnen zu erzählen, wie niedergeschlagen er gewesen war, als Ivan ihm sagte, dass er heiraten würde. Das war vor ein paar Jahren gewesen, in einer trübsinnigen Phase nach zwei Filmflops, durch die ihr Marktwert stark gesunken war. Für John bedeuteten zwei Flops, dass es an der Zeit war, sich zu verändern, sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu beschreiten - aber Ivan hatte kalte Füße bekommen. Seine Ideen waren aufgebraucht. Jetzt würde er sich gemütlich zurücklehnen und sich darauf beschränken, billige Teenie-Filme zu machen, die am ersten Wochenende Rekordsummen einspielten und dann an schlechter Mundpropaganda scheiterten. Das war wie eine Ohrfeige für John, der stets nach vorne schauen, sich immer wieder neu erfinden wollte und das auch immer wieder versucht hatte.
    John hatte den dumpfen Verdacht, sein letzter Zusammenbruch könnte dadurch forciert worden sein, dass er von Ivan, wenn auch nicht im Stich gelassen, so doch auf den zweiten Platz verwiesen worden war. Doch allein der Gedanke kam ihm egoistisch vor, und er versuchte ihn sich aus dem Kopf zu schlagen.
    Aber er wollte sich nun mal neu erfinden, immer noch. Selbst mit siebenunddreißig noch, nach seinem katastrophalen Absturz.
    Er liebte Ivan und Nylla, und er wusste die Welt, die sie sich aufgebaut hatten, zu schätzen. Dennoch war ihm klar, dass Nylla ihm schon bald, nämlich nachdem Mac dem Kindermädchen übergeben und die Treppe hochgetragen worden war,

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