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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Auseinandersetzung mit Koepp gießen. Richard hatte nicht vor, als derjenige dazustehen, der unbedingt weiter im Dreck wühlen wollte, um immer noch den über der Sache schwebenden Vermutungen, neue Nahrung zu geben. Ohne weitere Beweise würde er sich nur den erneuten Zorn des Oberstaatsanwalts zu ziehen. Die Erwähnung des Telefongesprächs zeigte trotzdem Wirkung. Koepp fragte mehrmals in die Runde, ob es Erkenntnisse über eine Verbindung aus dem Westerwald zu dem Toten im Schwarzwald gab. Dieses Indiz drückte alle wie ein Stein im Schuh, weil sich niemand einen Zusammenhang erklären konnte.
    Alles in allem verlief die Zusammenkunft harmonisch. Die Ergebnisse konnten sich allesamt sehen lassen. Am Ende bestand der Oberstaatsanwalt darauf, dass Schön und Mertes ihn bei der Pressekonferenz begleiteten, während Wagner und Mees den Ermittlungen weiter nachgehen sollten. Und zwar mit Hochdruck, wie er ausdrücklich betonte. Den beiden Kommissaren konnte er überhaupt keinen größeren Gefallen tun, denn für einen Auftritt auf solch einem Parkett stand ihnen ohne hin nicht der Sinn. Nach vierzig Minuten löste sich die Zusammenkunft auf. Während die Kriminalbeamten das Zimmer verließen, blieb Koepp mit seiner Entourage zurück, um seinem Bericht den Feinschliff zu geben.
    Mees ging erst einmal rauchen. Danach wollte er im Krankenhaus anrufen. Es war kurz vor elf, er konnte sich ruhig, ohne das Pflegepersonal zu nerven, nach Sandras Zustand erkundigen.
    Aus der einen Camel wurden zwei. Seine Überlegungen betreffend des Anrufs aus Hebs Büro wurden immer wieder durch die Gedanken an Sandra unterbrochen. So hatte das keinen Zweck, er war zu unruhig und dadurch zu unkonzentriert. Er suchte Wagner in dessen Büro auf und bat darum, das Telefon benützen zu dürfen. Richard wählte durch und war nach einigen Klingelzeichen mit der Station verbunden. Die Krankenschwester am anderen Ende der Leitung unterrichtete ihn darüber, dass Sandra aufgewacht, aber jetzt nach kurzen einem Besuch ihrer Eltern wieder eingeschlafen war. Das sei völlig normal, erklärte ihm die Schwester. Insgesamt wurde ihr Zustand als den Umständen entsprechend "sehr gut" beschrieben. Gott sei Dank, dachte Richard. Er hatte nicht das Gefühl, dass man ihn mit den üblichen Floskeln, die immer leicht am Telefon gesagt werden, abwimmeln wollte. Vielmehr meinte er herauszuhören, das selbst das Pflegepersonal von Sandras Zustand positiv überrascht war. Das war eine wirklich gute und beruhigende Nachricht. Er freute sich darauf, nachher bei ihr vorbei zu sehen und hegte insgeheim die Hoffnung, ihr dann einige Worte sagen zu können. Eigentlich ein guter Grund für ein Bier und einen Jägermeister. Aber der Kommissar musste sich beherrschen. Koepp, Mertes und all die Anderen schauten ihm auf die Finger. Ich darf mir jetzt keine Blöße geben, ging es ihm durch den Kopf.
    Schmittchen kam herein und reichte Wagner einen Zettel.
    "Ist gerade gekommen, die angeforderte Liste der Telefongespräche, die über Doktor Hebs Anschluss gegangen sind. Vollständigkeit noch nicht garantiert.“
    "Danke, das ging ja zügig", Wagner zeigte sich ehrlich überrascht. Er studierte das Stück Papier mit ständig leichtem Kopfnicken.
    "Na ja, für den Leiter einer solchen Einrichtung, macht er scheinbar nicht sehr viel Gebrauch von seinem Telefon, ist alles sehr übersichtlich."
    "Heb hasst das Teil vielleicht genauso wie ich", meinte Richard.
    "Es fällt auf, dass der Doktor oft mit Stromberg telefoniert. Und am Morgen des 16. hat er schon ganz früh den Baumel angerufen ...", Wagner stutzte einen Moment,“..hmm, dass wir ja immer interessanter."
    "Was ist denn?"
    "Es hat sogar zwei Anrufe aus der Wohnung der Rumänin gegeben."
    "Okay, aber das hat noch nichts zu bedeuten."
    "Sie sind alle erst nach dem Auffinden von Baumels Leiche getätigt worden. Vorher sind keine Anrufe von dort aufgelistet."
    "Darüber sollten wir mal mit Frau Tschetschowa reden", murmelte Richard.
    "Ja, eigentlich jetzt eine gute Gelegenheit. Die hohen Herren haben genug Arbeit mit ihrem Pressetermin."
    "Komm, lass uns fahren", Mees nickte beifällig.
    "Das hier ist auch eigenartig, schau her. Gestern ist Heb aus dem Büro des Parteivorsitzenden Jung angerufen worden." Wagner hielt die Liste Richard hin.
    "Es kann für alle Gespräche eine simple Erklärung geben, aber ganz augenscheinlich ist die Häufung der Telefonate mit den Tatbeteiligten nach dem Verschwinden Baumels und dessen Auffinden.

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