Missbraucht
genau das wusste sie. Er hatte es ihr beigebracht und jetzt spielte sie das Spiel mit ihm. Sie war sich sicher, dass sein Schwanz über seinen Kopf siegen würde. Diesen Joker würde sie mit allen notwendigen Konsequenzen ausspielen, daran bestand kein Zweifel. Es würde ihr sogar Spaß machen, so wie es ihr immer Spaß gemacht hatte.
Nicolettas enge Jeans betonten ihre augenscheinlich vorhandenen weiblichen Rundungen noch. All das hatte Ilia schon genossen und der Gedanke daran, ließ ihn nicht mehr los. Sie war schon eine kleine Zigeunerin, ihre schwarzen Haare und der dunkle Teint konnten die Herkunft nicht verbergen. Dieses Feuer verstand sie, meisterhaft zu entfachen. Nicoletta bewegte sich betont aufreizend. Sie wusste, was in Ilias Kopf vorging und bevor er anfangen würde, noch mehr Fragen zu stellen musste sie ihn ablenken.
Es klopfte an der Tür und Ilia machte auf. Uwe stand vor ihm. Hinter sich hatte er die Schubkarre, in der Baumels Leiche lag. Mit einem abschätzigen Blick musterte Ilia ihn und Uwe glaubte, ein dreckiges Grinsen in seinem Gesicht feststellen zu können.
"So hier ist er, großer Meister", sagte Uwe in aggressivem Ton.
"Ich sehe es. Schaff ihn hier rein und leg ihn auf den Boden."
"Wie siehst du denn aus? “, fragte Nicoletta, als sie Uwe von oben bis unten betrachtet hatte.
"Wie soll ich aussehen, wenn ich die ganze Drecksarbeit alleine machen muss? Madame und der Herr machen es sich gemütlich und ich muss dieses Arschloch durch die Gegend schleppen."
"Ist ja ekelhaft", kam es Nicoletta über die Lippen. Sie hatte sich nichts dabei gedacht.
"Ja glaubst du etwa, mir macht es Spaß, seinen halben Kopf am Hemd kleben zu haben. Weißt du, wie sich das anfühlt?" harschte Uwe sie immer lauter werdend an.
"Ruhe jetzt! Und bring ihn hier rein!" befahl Ilia.
Uwe fuhr mit der Schubkarre, die gerade so durch die Tür passte in den Raum und kippte Baumel vorsichtig ab. Er legte ihn auf den Rücken, so sorgfältig, wie andere ein Hemd zusammenlegen. Es hatte was Groteskes.
"So, da ist er! Aber ich denke, wir sollten ihn langsam mal auf Seite schaffen, anstatt ihn hier hin und her zu bugsieren", sagte Uwe ärgerlich.
"Wir müssen ihn erst noch restaurieren, so leicht wollen wir es ihnen doch nicht machen. Außerdem werden wir ihn heute Nacht nicht mehr wegschaffen. Es ist zu spät und jetzt zu gefährlich." erwiderte Ilia.
"Was?" Uwe glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Auch Nicoletta schaute Ilia ungläubig an.
"Wir haben fast halb fünf, es dämmert, gleich ist es hell und am Ufer können die ersten Angler sein. Das hier ist auch ein Fischweiher, der nur einen abgegrenzten Badebereich hat und wo Fische sind, sind Angler und die Angler sind meist früh. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich wegen euch das Risiko eingehe, hier dabei beobachtet zu werden, wie wir euren Freund beerdigen. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder am helllichten Tag, wobei die Wahrscheinlichkeit gesehen zu werden höher ist, aber wer rechnet schon damit, dass mittags eine Leiche versenkt wird oder heute um Mitternacht, dann können wir relativ sicher sein, dass niemand am Ufer sitzt und Fische fängt." Ilias kurzes Plädoyer hatte seinen Besuch verstummen lassen. Es klang einleuchtend.
"Wir können doch nicht so lange hier bleiben", meinte Uwe.
Ilia wurde ungemütlich. „So Jungchen, jetzt pass mal auf. Glaubst du wirklich, dass ich den Typen versenke? Ihr habt ihn gekillt, das ist eure Leiche. Ich helfe Nicoletta nur. Im Grunde geht mich die Scheiße hier gar nichts an. Und wenn ich gewusst hätte, was für ein Schwachkopf du bist, wärt ihr hier nie aufgetaucht."
"Ist gut Ilia! Wir haben verstanden", Nicoletta hatte bemerkt, dass die Situation zu eskalieren drohte. "Also Uwe mach, was er sagt".
"Guck, wie ich aussehe, mir kommt es gleich hoch", kindliche Verzweiflung machte sich bei Uwe breit.
"Ilia, kannst du ihm nicht paar Sachen geben, das ist ja wirklich Scheiße?", sagte Nicoletta.
"Hinter dieser Tür dort hängen Sachen. Such dir was aus. Wird ihm aber alles zu klein sein."
Uwe fand ein Hemd, das zwar spannte, aber wenigstens konnte er es teilweise zu knöpfen. Die Hose musste er allerdings unter dem Wasserhahn waschen.
"Und was machen wir jetzt?", wollte Nicoletta wissen.
"Nichts. Warten. Ich werde meine Arbeit draußen machen und nachher werden wir ihn waschen und verpacken", antwortete Ilia. "Bis dahin trinken wir Kaffee."
"Und wenn jemand kommt?"
"Es kommt niemand hier hin!", so
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