Missbraucht
Friedhelm Heb schien es plötzlich sehr eilig zu haben. Der Doktor verabschiedete sich. Er musste dringend Kontakt mit Uwe Stromberg aufnehmen.
"So, jetzt wird aber erst noch eine geraucht!", sagte Richard und blieb vorm Eingang stehen.
"Junge, Junge Richie! Da hast du ja auf einmal groß losgeledert", Sandra konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. So sehr sie sich manchmal über ihren Kollegen aufregen konnte, so sehr bewunderte sie ihn ein anderes Mal. Sie mochte ihn und sie wusste, dass sie keinen besseren Partner haben könnte.
Richard schien seine Camel fressen zu wollen, so tief zog er an ihr.
"Das war ne Vorstellung, nicht wahr Mädel?", er belächelte sich selbst und erwartete keine Antwort. "Hast du gesehen, wie nervös der Doktor geworden ist? Also, ich denk ja, der weiß irgendwas. So langsam werd ich das Gefühl nicht los, dass hier eine große Sache abläuft."
"Nun denn! “, meinte Sandra und hielt ihr Gesicht in die Sonne. "Wir haben aber inzwischen drei Uhr, wir sollten uns jetzt mal sputen, sonst wird das wieder ein ellenlanger Tag."
Richard verstand die Aufforderung, zog noch einmal an der Zigarette als gäbe es kein Morgen mehr und schnippte sie dann bis auf das Blumenbeet. "Wow! “, sagte Richard, angesichts dieses Kunststücks, diesmal aber mehr zu sich selbst.
Sie gingen in die Küche.
Die Essenszeit war vorbei und dementsprechend wurde gearbeitet. Wo am Mittag noch Töpfe qualmten und Pfannen klapperten, musste jetzt geschruppt werden. Der Abwasch war getätigt und nun wurde die Küche wieder auf Vordermann gebracht, bevor mit der Zubereitung des Abendessens begonnen wurde. Die Edelstahlablagen und Arbeitsplatten der Großküche glänzten und blitzten bedingt durch die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen, fast wie neu.
Drei Frauen waren in der Küche beschäftigt. Angesichts der Menge an Töpfen, Tellern und Besteckkästen, die ihm sofort ins Auge fielen, überlegte sich Richard, wie es möglich war, dass solch ein kleiner Trupp Personal es fertigbrachte, das alles sauber zu halten. Für ihn unvorstellbar. Sandra fragte die erste der Frauen, die der Tür am nächsten war: "Entschuldigen Sie bitte, Kripo Koblenz! Wir suchen Frau Stromberg, Karin Stromberg. Können Sie uns sagen, wo wir sie finden?"
"Dort hinten, die mit dem Zopf", antwortete eine der Frauen, mit einem leicht osteuropäischen Akzent und beäugte die beiden misstrauisch..
"Danke", säuselte der Kommissar und grinste sie dabei unverschämt an. Normal zeigte dieses Lächeln Wirkung, aber diesmal schien er auf Granit zu beißen.
Sie gingen zu Frau Stromberg und stellten sich abermals vor.
Karin Stromberg war eine große und sehr schlanke Frau. Ihr braunes, langes Haar, das unter einer Baseballkappe zum Vorschein kam, hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Sie trug einen weißen Kittel, Jeans, weiße Gesundheitssandalen und rosafarbene Handschuhe zum Schutz vor den Reinigungsmitteln. Ihr scharf geschnittenes Gesicht und die misstrauischen Augen erweckten den Eindruck, dass die Sonnenseiten des Lebens, zum größten Teil ohne anzuhalten an ihr vorbei gezogen waren.
"Guten Tag Frau Stromberg, wir sind von der Kriminalpolizei Koblenz und müssen Ihnen im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Frank Baumel ein paar Fragen stellen."
Die schlanke Frau wischte sich die Hände am Kittel ab und schaute die beiden Besucher erstaunt an.
"Ich habe der Polizei doch schon alles gesagt, was ich weiß."
"Frau Stromberg, nehmen Sie sich etwas Zeit für uns, vielleicht ist etwas vergessen worden. Wann haben Sie denn Herrn Baumel das letzte Mal gesehen?", wollte Sandra Götze von ihr wissen.
"Letzte Woche Dienstag. Ich hab ihm das Abendessen gemacht, das mach ich ihm drei-, viermal die Woche. Wir haben kurz geredet und dann bin ich nach Hause. Ich nehme an, er hat später gegessen."
"Worüber haben sie geredet?"
"Oh Gott, dass weiß ich doch jetzt nicht mehr, beim besten Willen."
"Versuchen Sie sich zu erinnern."
Karin Stromberg versuchte daran zu denken, was an diesem Abend war, aber ihr fiel nichts Besonderes ein. Es war wahrscheinlich ein ganz normaler Abend gewesen. Sie hatte das Essen gemacht, sie hatten kurz geredet und dann ist sie nach Hause gegangen, während er gegessen hatte. So war es meistens. Den Abwasch machte sie am nächsten Tag, manchmal hatte Herr Baumel aber auch schon selbst gespült, aber das war selten.
"Ist Ihnen sonst irgendwas aufgefallen? War er nervös, war er gereizt oder
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