Missbraucht
hatte er gute Laune?" fragte Sandra nach.
So sehr die Frau sich bemühte, sie konnte ihnen keine verwertbaren Angaben machen. Die Tür ging auf und ein großer und kräftiger junger Mann kam zielstrebig auf sie zu. Es war ein kurzes, gegenseitiges Taxieren, wobei Sandra Götze sich in Erinnerung rief, dass sie in diesem Frühjahr noch keinen Mann gehabt hatte. Er machte einen abgehetzten Eindruck und war heftig am Atmen. Auf seiner Stirn und dem kurz geschnittenen Haar standen winzige Schweißperlen. Uwe Stromberg nickte den beiden Ermittlern zu und wandte sich dann an die Frau. "Wer sind die Männer, Mama?"
"Polizei! Sie kommen wegen Herrn Baumel."
"Und was wollen Sie von meiner Mutter? Sie hat Ihnen doch schon alles gesagt", Karin Strombergs Sohn redete die Polizisten direkt an.
"Ihre Mutter ist eine Zeugin, sie könnte uns wichtige Hinweise geben", antwortete Sandra.
"Was soll meine Mutter wissen?", reagierte der junge Mann harsch.
"Ist schon gut Uwe, ich hab das der Polizei auch schon gesagt." Frau Stromberg nahm die Schärfe aus dem Dialog.
"Und Sie, haben Sie Frank Baumel auch gekannt?“, fragte Richard.
"Natürlich, den kannte hier jeder", antwortete der junge Stromberg wahrheitsgemäß.
"In welchem Verhältnis standen sie denn persönlich zu Herrn Baumel?"
"In gar keinem Verhältnis, ich hab ihn vielleicht zwei-, dreimal im Monat gesehen, wenn überhaupt."
"Und wissen Sie was über sein Verschwinden?"
"Ich? Nein, warum sollte ich?"
"Denken Sie nach."
Uwe Stromberg wirkte ungehalten: "Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass ich nichts weiß, außerdem haben mich die Bullen schon befragt." Als es ihm über die Lippen kam, dachte er nicht daran, dass er von den Kollegen der beiden Kripobeamten sprach. Karin Stromberg fiel der Fauxpas sofort auf und sie versuchte , von der peinlichen Situation abzulenken.
"Was sollte Uwe wissen, der sieht den Baumel doch so gut wie nie und reden tun die jedes Jahr nur einmal, wenn es hochkommt", untertrieb Uwes Mutter in freundlicher Tonlage.
"Wir machen nur unseren Job." Damit entließ Richard den Mann.
"Na okay, ich mach gleich Feierabend", sagte Stromberg und schaute auf eine protzige Armbanduhr, die er wie einen Orden am Arm trug.
"Ich fahre dann noch in den Aldi. Soll ich dir was mitbringen Mama?" Frau Stromberg trat mit ihrem Sohn einen Schritt zur Seite. "Nein, ich wüsste jetzt nichts, das hat alles Zeit bis morgen."
"Gut, dann bin ich weg. Ich geh nachher noch ins Studio, wird also später", sagte der junge Mann und machte kehrt. Auf dem Weg hinaus traf er auf die Arbeitskollegin seiner Mutter, deren Bekanntschaft Kommissar Mees zuerst gemacht hatte. Richard beobachtete die beiden. Sie machten einen vertrauten Eindruck, und während sie sich kurz unterhielten, warfen sie ab und zu einen Blick auf die Polizisten. Richard bemerkte das sehr wohl.
"Warum haben Sie eigentlich Herrn Baumel als vermisst gemeldet?" wandte sich der Kommissar wieder an Frau Stromberg.
"Er war vier Tage weg. Das gab es noch nie, ich meine, er hatte immer Bescheid gesagt, wenn er einige Tage wegfuhr, egal ob privat oder von der Firma aus."
Der Kommissar hakte nach: "Und dann melden Sie sofort einen erwachsenen Mann als vermisst, ich finde das sonderbar. Vielleicht hat er nur vergessen, sie zu informieren."
"Nein, ich habe ja am Mittwoch noch mit ihm gesprochen. Er hätte bestimmt was gesagt."
"Was macht sie so sicher? “, fragte die Polizeiobermeisterin.
"Na ja, er wollte mir am Freitag Geld geben und ich hatte ihn angerufen und gefragt, ob ich mich darauf verlassen konnte", Frau Stromberg wirkte nervös.
"Was hat er Ihnen geantwortet?"
"Er hat es mir ausdrücklich zugesagt. Ich putze freitags und montags bei Herrn Baumel müssen sie wissen, und er hat mir zugesichert, dass er mir das Geld am Freitag geben wollte."
"Ging es um ihren Lohn Frau Stromberg?"
"Ja auch und eine Art Vorschuss. Ich brauche Geld für ein Auto und hab Herrn Baumel davon erzählt. Ich hab ein bisschen Geld gespart, nichts Großartiges. Es ist festgelegt und normalerweise kann ich noch nicht da ran. Na ja, da hat der Baumel gesagt, er würde es mir vorstrecken."
"Hm, ein edler Mann der Herr Baumel", warf Richard ein, ohne dass Karin Stromberg den ironischen Unterton bemerkte.
"Ja er meinte, es wäre günstiger und einfacher für mich."
" Wie viel Geld wollte Herr Baumel Ihnen denn geben?"
"Zweitausendzweihundert Mark."
"Okay, das ist wohl für einen wie Baumel nur Kleingeld", meinte Richard.
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