Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
Vom Netzwerk:
durch und durch Oscarreif. Ihre gespielte Bestürzung hätte überzeugender nicht sein können.
    Uwe stand mit gesenktem Kopf neben dem Fenster. Sie hatte ja recht . Keine fünf Meter neben ihnen lag Frank Baumels übel zugerichtete Leiche und er wollte auf einmal ficken. Er schämte sich vor sich selbst. Wie tief war er gesunken?
    "Entschuldigung Nicoletta, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, das ist alles bisschen viel."
    Plö tzlich verwandelte sich Nicoletta wieder wie auf Knopfdruck in die verständnisvolle, mitfühlende Freundin. Sie trat dicht an ihn heran und streichelte sein Gesicht.
    "Ist schon gut, die Hitze, die Aufregung, ic h kann dich verstehen. Mir geht es ja auch nicht besser." Sie verstand es einfach, Männer um den Finger zu wickeln.
    Uwe nahm die Kaffeetasse von der Fensterbank und setzte sich auf die Werkbank. Nicoletta rückte mit dem alten Sessel an ihn heran, ganz so, als wolle sie ihn in ihrer Nähe haben. Uwe tat das gut. Dann warteten sie auf Ilias Rückkehr.

    *

24. 6. 1994
    Richard liebte das Autofahren bei diesem Wetter. Besonders dann, wenn er von Sandra chauffiert wurde und er ein gepflegtes Bierchen genießen konnte. Es ging ihm langsam wieder richtig gut.
    "Was willst du denn noch mal da oben?"
    Richard schüttelte den Kopf: "Genau weiß ich das selbst nicht, aber mein Gefühl sagt mir, dass es was zu finden gibt. Ich weiß nur nicht, wo wir suchen müssen. Der ist nicht selbst abgehauen, warum auch? Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was dafür spricht, dass er sich abgesetzt hat", Richard blickte stur nach vorn auf die Fahrbahn, "und ein Suizid kommt wohl noch weniger infrage. Warum auch? Ich sage dir, da ist was faul."
    Der Passat war nicht mehr das neuste Modell, aber er hatte Cup Holder. Er würde nie mehr ein Auto fahren, was keine Cup Holder hätte , dachte der Kommissar immer, wenn ihm dieses Ausstattungsmerkmal ins Auge fiel. Viel zu gefährlich , immer die Flasche zwischen den Beinen festklemmen zu müssen. Diese Errungenschaft der Autoindustrie war ein Segen für die Menschheit.
    "Lass uns noch mal in die Wohnung von dem Baumel gehen", sagte Sandra, als sie weit ausholend an einer Gruppe Fahrradfahrern vorbei fuhr. "Wir waren auch noch gar nicht in seinem Büro. Der hat doch bestimmt ein Büro."
    "Wer eine Firma hat, hat ein Büro Mädel. Die Kollegen haben mit den Sekretärinnen und den anderen Angestellten gesprochen, sie haben alles abgeklopft, das steht doch im Bericht. Solltest du lesen", antwortete Richard neckisch. "Aber wir sollten uns dort selbst umschauen, du hast recht, das kann nicht schaden." das klang wieder wesentlich versöhnlicher. "Kluges Kind!"
    "Danke Herr Kommissar!"
    Sie hielten direkt vor dem Heim. Einen Augenblick blieben sie im Auto sitzen und beobachteten, was um sie herum vor sich ging.
    "Da ist dieser Stromberg. Schau!", Sandra zeigte mit dem Finger auf den großen Mann. Uwe Stromberg stand in knielangen Hosen und einem blauen kurzärmeligen Hemd am Rand des Rondells und bewässerte die Blumen.
    Die beiden stiegen aus und gingen zu ihm rüber. "Guten Tag Herr Stromberg! Wissen Sie vielleicht, ob der Herr Heb im Haus ist?", fragte die Polizeimeisterin freundlich.
    Uwe Stromberg war erstaunt, als er die beiden Kripobeamten sah. Er erkannte sie sofort wieder. Der Schweiß stand im auf der Stirn und lief langsam in kleinen Perlen an seinem Hals und seinen Armen entlang. Das war seiner Arbeit in der prallen Sonne geschuldet, weniger dem Auftauchen der beiden Beamten, obwohl dies ihm sofort wieder ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend verpasste.
    Er musste kurz Schlucken: "Keine Ahnung, ich hab ihn heute noch nicht gesehen."
    "Und Ihre Mutter? Ist Ihre Mutter da?"
    "Was wollen sie schon wieder von meiner Mutter?", Stromberg schien irritiert.
    "Wir möchten uns noch einmal die Wohnung von Herrn Baumel ansehen und brauchen den Schlüssel."
    "Meine Mutter ist in der Küche, aber versuchen sie es zuerst beim Chef, nicht dass sie noch Ärger kriegt."
    "Danke Herr Stromberg“, sagte Richard fest und zeigte, dass er auch noch da war. Und er zeigte es mit Kalkül.
    Als sie ins Haus gingen, kamen ihnen zwei Kinder entgegen. Ein ausgesprochen hübscher Junge mit pechschwarzem, fast schon bläulich schimmerndem Haar, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt, hatte den Arm um ein Mädchen gelegt, das noch um einiges jünger war. Das Mädchen hielt eine Puppe mit blondem Haar und rotem Kleidchen, fest in seinen Händen. Die Kinder ließen jegliche

Weitere Kostenlose Bücher