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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Richard leise. Sandra ging zwei Schritte vor ihm. Richard mochte das, er genoss die Rückansicht seiner Kollegin immer gern aufs Neue. Sie war eine sportliche, durchtrainierte Frau und die Jeans, die sie anhatte, unterstrich diesen Eindruck. Einmal, einmal nur , dachte Richard und musste grinsen.
    Sandra klopfte kurz an die Tür und ohne Abzuwarten traten die beiden ein.
    "Hallo", sagte Richard.
    Polizeidirektor Mertes saß an seinem Schreibtisch. Vor ihm lagen ordentlich aufgereiht einige Stapel Papier und er war offenbar damit beschäftigt in einem Schnellhefter zu lesen, den er in den Händen hielt. Den obersten Knopf seines Hemdes hatte er geöffnet und den Knoten der Krawatte einen Tick gelöst. Zwei Stühle standen akkurat ausgerichtet vor Mertes Schreibtisch und an der Wand hing noch das Bild des alten Bundespräsidenten Weizsäckers, der erst vor einigen Wochen das Amt übergeben hatte. Na ja, er war ja kein schlechter Präsident gewesen , schoss es Richard durch den Kopf.
    "Ah, da sind sie ja wieder. Und, was haben ihre Ermittlungen gebracht?" Richard kannte den Polizeidirektor lange, er merkte ihm an, dass er hinsichtlich der Sache Baumel dringend auf verwertbare Ergebnisse wartete. Das war ihre Chance.
    Sandra hielt sich zurück, sie überließ das Feld ganz ihrem erfahrenen Kollegen.
    "Da stimmt was nicht. Baumel verschwindet mir nichts, dir nichts und keiner, aber auch wirklich keiner, kann den geringsten Hinweis geben, was für einen Grund es dafür geben soll. Eine Entführung schließe ich aus. Er ist seit einer Woche verschwunden und nirgends ist eine Lösegeldforderung gestellt worden. Eine politisch motivierte Tat kann ich mir auch nicht vorstellen, die große Karriere stand ihm ja erst noch bevor und irgendwelche Terroristen, Anarchisten oder Aktivisten? Nein, das glaub ich einfach nicht." Während der Kommissar seine Einschätzung kundtat, spielte er dauernd mit einer Zigarette. Er tat manchmal sogar so, als ob er die Asche abtippen würde.
    Richard fuhr fort mit seinem Vortrag: "Überall nur Friede, Freude, Eierkuchen und dann wird ganz offensichtlich in seine Wohnung eingebr ochen, das ist doch kein Zufall. Da hat doch irgendjemand was gesucht, vielleicht sogar er selbst. Also, es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens, er hat Dreck am Stecken und muss sich absetzen, warum auch immer, oder aber er ist, tot und der oder die Mörder suchen etwas, was auf sie hinweisen kann. Das Baumel tot ist und der Einbruch in seine Wohnung zufällig gerade jetzt passiert, das glaub ich nicht. Das wäre mehr als ein Zufall, das würde ja sogar die Unbefleckte Empfängnis toppen."
    "Warum sollte er sich absetzen?", fragte Mertes und wedelte sich mit dem Schnellhefter Frischluft zu.
    "Gute Frage! Vielleicht stand er kurz vor der Pleite, vielleicht eine Frauengeschichte, vielleicht ein schwules Coming-out", Richard musste kurz selbst leise lachen. "Keine Ahnung", Er zückte kopfschüttelnd die Schultern.
    "Deshalb geh ich von einem Verbrechen aus, ich hab das im Urin." Mit diesem Verdacht beendete er seine Zusammenfassung .
    "Schön und gut Mees, aber haben Sie etwas .. was Konkretes, was ihren Verdacht bestärkt? Ich brauche irgendwas, verstehen Sie, die machen mir Druck. Der Typ war dabei, ein großes Tier in der Politik zu werden und nun ist er fort. Mir nichts, dir nichts! Einfach verschwunden."
    "Herr Direktor, ohne eine Durchsuchung kommen wir nicht weiter. Ich bin überzeugt davon, dass wir was finden, ich hab das in der Nase, ich rieche es förmlich. Die von der KTU haben einen versteckten Safe gefunden, wenn wir den aufmachen, springt uns der entscheidende Hinweis ins Gesicht. Da wette ich drauf."
    "Wie weit Sie Ihre Wetterei gebracht hat, haben wir ja oft genug gesehen", fügte der Polizeidirektor ironisch an.
    Idiot dachte Richard und grinste seinen Chef dabei unschuldig an.
    "Leute ich hab einen Anruf aus der Staatskanzlei bekommen, ich hab mich anschließend richtig schön rund fühlen dürfen ...", knurrte Mertes, „... und außerdem können wir die Pressemeute nicht mehr lange ruhig halten, die haben die Witterung inzwischen auch aufgenommen. Ich habe vorsichtshalber eine Vermisstenmeldung raus geben lassen, ich will mir auf keinen Fall nachsagen lassen, dass wir auf meiner Dienststelle geschludert haben. Bis jetzt alles noch ganz ruhig, der übliche Routinekram."
    "Gut, Herr Direktor! Vielleicht haben wir ja Glück. Wenn nicht, lassen Sie uns Montag früh sofort mit einem Durchsuchungsbeschluss in

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